Die schwierige Lage der rheinhessischen Faßwein-Winzer

Ertragslage der Weinbaubetriebe weiter verschlechtert
Bonn, 5. März 2001 (bme) - Einkommensrückgänge in erheblichem Maße mussten die Fassweinbetriebe hinnehmen. Der bereits 1998 einsetzende Rückgang der Fassweinpreise setzte sich auch 1999/2000 fort. In den betroffenen Betrieben kam es zu erheblichen Ertragseinbußen. Die Gewinne in den Anbaugebieten entwickelten sich sehr unterschiedlich: In den Betrieben des Anbaugebietes Rheinhessen gingen die Gewinne um 45 Prozent auf 41 700 (75 900) Mark je Unternehmen zurück. Besonders betroffen waren auch hier die Fassweinbetriebe. Die Gewinne dieser Unternehmen gingen um fast zwei Drittel auf nur noch 25 200 (72 500) Mark zurück.

„Es werden alle Winzer belohnt, die auf Qualität setzen und die Hektarhöchstertragsgrenzen einhalten“, plädiert Weber (Präsident des Deutschen Weinbauverbandes Norbert Weber) mit Blick auf den desolaten Fassweinmarkt für die Weiterentwicklung von Kooperationsmodellen zwischen Erzeugern und Vermarktern, um die Spekulationsgeschäfte im Herbst zu beenden. AZ vom 13.10.01 Chancen auf Spitzenjahrgang

und wie das "optimistische Bild" tatsächlich aussieht:

Die Situation der Weinpreise gestaltet sich angespannt, eine Lage, die für viele Winzer existenzbedrohend ist.
Die Weinlese neigt sich langsam ihrem Ende zu, doch viele Winzer haben jetzt noch Wein aus dem vergangenen Jahr in ihren Kellern –  bedingt durch die schwache Nachfrage. Die Lagerkapazitäten sind beschränkt, sodass bereits der Most verkauft wird. „Es ist nicht gesichert, dass der Weinverkauf im kommenden Frühjahr mehr einbringt“, so ein Winzer: „Außerdem müssen die Lohnkosten für den Herbst bezahlt werden, uns bleibt gar nichts anderes, übrig als jetzt schon zu verkaufen.“
Moste des Jahrgangs 2001 werden auf Tafelweinbasis zur Vermarktung als Federweißer für etwa 60 Pfennig pro Liter gehandelt. Für Weine des vorigen Jahrgangs bekommen die Anbauer bei Verarbeitungswein 40 Pfennig, bei Qualitätswein 70 Pfennig. Lediglich Rotwein der Sorte Dornfelder kann für über drei Mark pro Liter abgesetzt werden.
„Die Einführung des Verarbeitungsweins war ein Schuss nach hinten“, kritisierten die Jungwinzer. Allgemein müsse das deutsche Wein-Bezeichnungsrecht für den Verbraucher vereinfacht werden. Nicht allein die Winzerfamilien seien von der Krise betroffen, sie betreffe ganze Regionen, sagte Böhr. „Wo Weinberge aufgegeben werden und verbuschen, droht die Kulturlandschaft zu veröden“, meinte der CDU-Landeschef. Aus der WZ vom 11.10.2001:
Böhr: „Brauchen Weine mit Identität“

Winzer hoffen noch auf goldenen Oktober - „Fassweinpreise zu niedrig“
Sorgen bereitet auch die Preispolitik der Kellereien. Wenn bestenfalls ein Preis von 50 Pfennig pro Liter Fasswein erzielt werden könne, sei dies nicht gerade motivierend. „Wenn sie gute Arbeit im Weinberg leisten, können sie natürlich ein Spitzenergebnis erzielen“. „Die Preise sind ein schlechter Witz“. Was die Kellereien mit einer derartigen Preispolitik bezwecken? Aus der WZ vom 11.10.2001: Harmonische Weine erwartet

Weinbaupräsident Hiestand enttäuscht von Kellereien: Das bisherige Ergebnis gibt Anlass zur Zufriedenheit. Wir haben eine echte Durchschnittsmenge bei erfreulich guter Qualität.
Wermutstropfen Fassweinpreise
Rheinhessen wird immer besser in der Produktion. Die Kellereien predigen immer wieder "Wir brauchen Qualität". Die Frage ist allerdings, wo denn die Kellereien sind, die diese Qualität auch bezahlen. Die Winzer packt allmählich der absolute Frust, wenn die gelieferte Qualität behandelt wird wie Massenware. Ich bin enttäuscht vom Einkaufverhalten der Kellereien im Herbstgeschäft. Es ist ein Hohn, mit welchen Preisen die Kommissionäre den Winzern gegenübertreten. Wer Qualität will, der kann sie kriegen. Er muss sie aber auch bezahlen. Die niedrigen Preise sind nicht zu verstehen, da es in diesem Jahr keine große Ernte gibt.
Zukunftsperspektiven?
Entweder wir schaffen es, Winzer und Kellereien zusammenzubringen oder wird sind die Looser. In der AZ vom 11.10.2001: „Qualität muss auch bezahlt werden“

Preisentwicklung beunruhigt Winzer (bwv) Die Weinlese in der Pfalz und Rheinhessen ist in vollem Gange. Ein Zwischenstand bei den Ernteergebnissen zeigt, dass bei Müller-Thurgau durchaus das Vorjahresniveau erreicht wird, bei Dornfelder deutlich geringere Erträge zu verzeichnen sind und auch bei den späteren Rebsorten weniger Ertrag als im vergangenen Jahr zu erwarten ist. In beiden Gebieten zeichnet sich eine durchschnittliche Ernte ab, die qualitativ sehr vieles verspricht. Trotzdem sorgen sich die Winzer angesichts der Preisentwicklung in den ersten Herbsttagen. Nicht nach zu vollziehen ist das Nachgeben der bereits niedrigen Preise für Qualitätswein weiß sowie bei Portugieser Weißherbst, was die ohnehin schwierige Lage der Fassweinerzeuger weiter äußerst verschärft. Die Verbände wiederholen deshalb ihren Appell an die Kellereien, durch angemessenes Kaufinteresse über die vertraglich gebundene Ware hinaus zu einem geordneten Herbstverlauf beizutragen. "Angesichts der angespannten Lage auf dem Markt für weiße Qualitätsweine müssen wir diesen mit Augenmaß, Vernunft und Besonnenheit bedienen", betont der rheinhessische Weinbaupräsident Werner Hiestand. Deshalb müssen auch Betriebe, die an die Grenzen ihrer Lagerkapazitäten stoßen, die Notwendigkeit überlegen, das Verarbeitungsweinsegment Verarbeitungswein zu bedienen. Sie sollten dabei auch ihr Qualitätsweinkontingent im Auge behalten im Hinblick auf die noch kommenden späten Rebsorten. Anträge für die Teilnahme an der Trinkalkoholdestillation können ab 16. Oktober 2001 beim Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung in Frankfurt eingereicht werden. Interessierte Betriebe können sich wegen einer Hilfestellung beim Antrag an den Verband wenden. (02.10.01)

Aktuelle Stunde zur Weinmarktsituation im Landtag hilft Betrieben nicht weiter (bwv) "Die Entscheidung des Landtages mit den Stimmen der Regierungsparteien und Bündnis 90/Die Grünen den CDU-Antrag zur aktuellen Weinmarktsituation abzulehnen, verwundert nicht. Es ist eine Fortschreibung der in der Koalitionserklärung festgelegten Eckpunkte der Weinbaupolitik der Landesregierung, die allerdings vielen Betrieben in der derzeitigen Situation, in der sie sich befinden, nicht weiter hilft. Große Sorge bereiten den Winzern die weiter auf niedrigem Niveau befindlichen Fassweinpreise bei Weißwein. Bei vielen Winzern und Winzerinnen bleibt das Gefühl, in dieser Situation mit den Problemen allein gelassen zu werden" kommentierte Präsident Norbert Schindler die Aktuelle Stunde zur Weinmarktsituation im rheinland-pfälzischen Landtag. Es ist bedauerlich, so Schindler weiter, dass das Weinbauministerium es nicht geschafft hat, das bereits vor dem letzten Herbst angekündigte Förderprogramm zur Aufgabe der Kellerwirtschaft umzusetzen. Dies stellt zwar keine Generallösung dar, hätte aber manchem Winzer/in den Anreiz für einen Beitritt zu einem Erzeugerzusammenschluss oder vertraglicher Bindung gegeben und damit gut in die Landschaft gepasst, in der vertragliche Bindungen zwischen Erzeugern und Vermarktern eine wichtige Rolle spielen werden. Der Ausstieg des Landes aus der finanziellen Unterstützung von Marktordnungsmaßnahmen wie der Trinkalkoholdestillation ist unter dem Blickwinkel, dass dies keine nachhaltige Verbesserung der Marktsituation gebracht hat, nachvollziehbar. Diese Erkenntnis gilt auch für den Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd, der nach den Erfahrungen mit der Aufkaufaktion 1999 eine solche Maßnahme nicht wieder durchführen wird, betont Schindler. Gleichwohl wird der Bauern- und Winzerverband Betriebe, die an der diesjährigen Trinkalkoholdestillation teilnehmen wollen, in der Antragstellung unterstützen. Anträge können ab dem 16. Oktober 2001 beim Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung eingereicht werden. Zudem begrüßt Schindler die Fortführung des Sonderkreditprogrammes für Weinbaubetriebe, mit dem bis zu 50.000 Mark zinsverbilligt zur Liquiditätshilfe aufgenommen werden können sowie der Erntebergungskredite für Erzeugerzusammenschlüsse. Angesichts der nun beginnenden Weinlese wiederholt Schindler seinen Appell an die Kellereien, durch angemessenes Kaufinteresse zu einem geordneten Herbstverlauf beizutragen. Die Optimierung der Qualität muss gerade in diesem Jahr oberstes Ziel bleiben, um Marktanteile für den rheinland-pfälzischen Wein zurückzugewinnen beziehungsweise auszubauen. Hierzu bietet der kommende Jahrgang alle Chancen, nachdem die Weinberge den positiven Schub aus dem Sommer über die Schlechtwetterperiode mitgenommen haben. Für die Winzer/innen gilt es, unter dem Qualitätsgesichtspunkt die natürlichen Ressourcen wie beispielsweise den optimalen Lesezeitpunkt zu nutzen. An fachlichen Empfehlungen zum Umgang mit der Ernte 2001 fehlt es nicht, die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt Neustadt und die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Oppenheim leisten hierzu in der Pfalz und Rheinhessen einen wertvollen Beitrag. (24.09.01)


Allen Widrigkeiten zum Trotz .... - Mit Zuversicht und Stolz präsentieren junge Winzerinnen und Winzer ihr Rheinhessen