Neuer Wettersatellit - Start verzögert

Mittwoch 28. August 2002, 02:10 Uhr - Der Start der Ariane-5-Trägerrakete, die einen neuen Wettersatelliten ins All bringen sollte, ist in der Nacht zum Mittwoch abgebrochen worden. Grund seien technische Probleme im Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana gewesen, teilte die Betreibergesellschaft in Evry bei Paris mit. Ein neuer Startversuch solle am Mittwoch unternommen werden.

Hintergrund zu dieser Meldung:

Jahrhundert-Hochwasser in Dresden und Prag, Hitzewelle in Nordeuropa, UN-Gipfel zu Klima und Nachhaltigkeit in Johannesburg: Selten haben die Menschen dem Wetterbericht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wie in diesen Tagen. Was sie dort an Informationen vorgesetzt bekommen, soll künftig viel präziser sein. Ein Vierteljahrhundert nach ihren ersten Meteosat-Wettersatelliten schickt die Europäische Raumfahrtagentur ESA dazu die neue Generation MSG ins All. Naturkatastrophen, aber auch der alltägliche Regenschauer, dürften damit deutlich früher zu erkennen zu sein. Der erste Satellit soll in der Nacht zum Mittwoch in den Orbit starten.

Vulkanausbrüche, Dürreperioden und auch mittlere Sintfluten - Warnungen vor derartigen Ereignissen sollen durch die Meteosat Second Generation (MSG) nach Angaben der ESA auf eine sicherere Basis gestellt werden. Dafür werden die Empfänger mit einer deutlich größeren Datenflut aus dem All berieselt: Jede Viertelstunde werden die MSG-Satelliten Bilder zur Erde funken, doppelt so häufig wie die Meteosat der ersten Generation. Dafür verfügen die neuen Satelliten über insgesamt zwölf Messkanäle im sichtbaren und im Infrarot-Bereich statt bislang vier.

"Die MSG-Daten werden ganz Europa bessere Wettervorhersagen bescheren", schwärmt die ESA. Vor allem bei "anormalen" Wetterbedingungen wie plötzlichen Gewittern oder Nebelbildung würden die verbesserten Datenlieferanten den Meteorologen helfen, einen schnellen Überblick zu bekommen. Wenn das Wetter "umschlägt", etwa auf Schneefall oder Eisregen, dürften dies die Experten kurzfristiger bemerken. Sie können dann Warnhinweise geben, die für Verkehr und Landwirtschaft äußerst wertvoll sind - nicht zuletzt auch für Energiekonzerne, Baufirmen und andere wetterabhängige Branchen.

Wenn der erste von insgesamt drei MSG-Satelliten wie geplant am Mittwoch um 00.30 Uhr unserer Zeit an Bord einer Ariane-5-Rakete zu seinem Spähposten im All aufbricht, soll nicht zuletzt aber auch das Leben im von Klimakatastrophen geplagten Afrika etwas erleichtert werden. "MSG-1" soll nämlich vom europäischen Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana aus in knapp 36.000 Kilometern Höhe über Westafrika schweben und auch mehr als 40 afrikanischen Staaten einen genauen Überblick über das Wetter verschaffen können.

Die Europäische Union förderte dieses Programm, damit sich auch arme afrikanische Länder eine Empfangsstation für den Datenstrom des Wettersatelliten leisten können. Die Ergebnisse sind nicht nur aus Sicht von Meteorologen und Klimaforschern interessant: Mit besseren Daten könne auch die Ausbreitung klimaabhängiger Krankheiten wie Malaria und Hirnhautentzündung eingedämmt werden, gibt sich der Tropenmediziner David Rogers aus Oxford sicher.

Ende Oktober soll MSG-1 erste Testbilder zum Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt funken, ab September 2003 ist der Routinebetrieb geplant. Derzeit soll der erste der neuen Satelliten noch in Kourou betankt und endgültig startklar gemacht werden. Für seinen Weg nach Französisch-Guyana nutzte er übrigens noch ein etwas konventionelleres Verkehrsmittel: Er flog in einem Frachtflugzeug Antonow 124 von seinem Montageort Cannes an der Côte d'Azur. In anderthalb Jahren dürfte MSG-2 folgen, weitere vier Jahre später der dritte und vorerst letzte der Serie. Gut zwölf Jahre lang sollen sich die drei dann im All tummeln. Dann dürften auch die Entwicklungkosten von 378 Millionen Euro wieder eingespielt sein.
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Das Klima ist kein Thema auf dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg. Ein Wiederaufflammen des Streits zwischen Europäern und den USA über das Kyoto-Protokoll sollte verhindert werden, sagte der Klimaexperte bei der Weltbank, Robert Watson, am Mittwoch in Johannesburg. Der Klimaschutz sei von den Beratungen ausgeklammert worden, um US-Präsident George W. Bush zur Teilnahme an dem Gipfel zu bewegen und eine möglichst hochrangig besetzte US-Delegation zu gewährleisten, sagte Watson. Bush nimmt an dem Gipfel von mehr als hundert Staats- und Regierungschefs Anfang nächster Woche in Johannesburg nicht teil und lässt sich von US-Außenminister Colin Powell vertreten.

Angesichts der weltweiten Wasserknappheit haben Experten auf dem UN-Weltgipfel in Johannesburg dringende Maßnahmen für die Trinkwasserversorgung in den Entwicklungsländern gefordert. 2,4 Milliarden Menschen hätten zudem keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen, sagte Gourisankar Gosh von einem in Genf ansässigen Expertengremium am Mittwoch. Die Verbesserung von Wasserversorgung und Sanitärsystemen werde dank neuer Technologien erschwinglicher, sagte Gosh. Die erforderlichen Mittel bezifferte er auf jährlich neun Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) für den Zugang zu Trinkwasser. Die UNO müsse dafür neue Partner finden.

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