Windenergienutzung und Europäische Vogelschutzrichtlinie: Es steht zu befürchten, dass sich trotz eines evtl. Richterspruches zuungunsten des Ausbaus der Windenergie in SPAs nur schwer rückgängig zu machende Ausbaufakten geschaffen wurden, die die Gebiete für Jahrzehnte entwerten würden...

Beschwerde Nr. 97/4360 gegen Deutschland
Windenergienutzung kontra Naturschutzbelange. Lieber platte Sprüche für platte Touristen: »Dahl erzählt, dass die Stadt Emden und das VW-Werk, auf deren Gelände zehn Mühlen der Stadtwerke stehen, mit 70 Megawatt pro Jahr locker versorgt werden können. "Dann sind die Leute richtig platt".« Ostfriesen-Zeitung|28.06.2001

 

Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ost - Friesland
gegründet 1979 in Norden/Ostfriesland
Die Konferenz ist ein Zusammenschluss von Mitarbeitern des ehrenamtlichen Naturschutzes
Koordinierungsbüro: Brandshoff 41, D-26427 Esens-Holtgast
Tel: (04971) 4095 Fax: (04971) 912970
eMail: mail@dwarsloper.de 
www.dwarsloper.de



 
 

An die
Europäische Kommission - Generaldirektion Umwelt
Direktion D
ENV.D2
Rue de la loi/Wetstraat 200 

Brüssel
 

Windenergienutzung und Europ. Vogelschutzrichtlinie; hier: Beschwerde Nr. 97/4360 gegen Deutschland
 


Sehr geehrter Herr Kremlis,

mit Schreiben vom 09. Aug. 2000 teilten Sie mir mit, dass unsere o.a. Beschwerde auf Grund eines Beschlusses der Kommission vom 5. Juli 2000 im Rahmen des bereits anhängigen Verfahrens 92/4575 weiter behandelt werde und die Kommission Klageeinreichung beim Europäischen Gerichtshof beschlossen habe.

Inzwischen stellt sich die Situation beim Bau von Windkraftwerken in potenziellen EU-Vogelschutzgebieten in Ostfriesland so dar, dass, obwohl das Beschwerdeverfahren beim Bund, Land und den Medien bekannt ist, an den beschwerdebehafteten Standorten weitergebaut oder sogar neu gebaut werden soll (siehe Wybelsum und Pilsum, bitte die Anlagen beachten!)

Das Land Niedersachsen hat zudem die Wertigkeit der Region als SPA durch Nachmeldungen eingeräumt, entsprechende Anhörungsunterlagen liegen der Kommission vor.

Die Beeinträchtigung von Vögeln durch Windkraftwerke wird durch ein Gutachten des Bundesamtes für Naturschutz bestätigt (BfN, Projektgruppe "Windenergie" 2000: Empfehlungen des Bundesamtes für Naturschutz zu naturschutzverträglichen Windkraftanlagen", Schriftenreihe des Bundesamtes für Naturschutz).

Da hier an der Küste sowohl von Politik, Verwaltungen und Betreibern das laufenden EU-Verfahren völlig ignoriert und stattdessen weiterhin Fakten geschaffen werden, rege ich an das Windkraft-Verfahren der Kommission beim EuGH von der Rechtssache 92/4575 abkoppeln zu lassen und in ein separates Verfahren umzuwandeln, um eine baldige Entscheidung herbeizuführen.

Seite 2: Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände Ost-Friesland an EU-Kommission Direktion D, ENV.D2, Windenergie und EU-Vogelschutzrichtlinie, 30.09.2001

Es steht sonst zu befürchten, dass sich trotz eines evtl. Richterspruches zuungunsten des Ausbaus der Windenergie in SPAs nur schwer rückgängig zu machende Ausbaufakten geschaffen wurden, die die Gebiete für Jahrzehnte entwerten würden.

Mit freundlichem Gruß

Manfred Knake
 
 

2 Anlagen: Ältester Windpark wird umgebaut, Ostfriesen Zeitung (Leer) vom 24.08.01

Windpark Wybelsum als Touristenziel, Ostfriesen Zeitung vom 28.06.01


Ostfriesen-Zeitung (S 12) 24.08.2001
 
Ältester Windpark wird umgebaut
 EWE tauscht zehn Anlagen in Pilsum aus / Eröffnung vor fast elf Jahren
 
 sr Pilsum/Oldenburg. Der älteste deutsche Windpark in Pilsum wird zu   alt. Weil die Windenergieanlagen nicht mehr dem Stand der Techniken   entsprechen, lässt der Energieversorger EWE den Windpark für sechs   Millionen Mark modernisieren. Die Anlagen werden ausgetauscht.
 
Bei der Eröffnung im Oktober 1990 sprach die EWE stolz vom größten   Windpark Deutschlands. Zehn Windenergieanlagen des Enercon-Typs E-32 mit   jeweils 300 Kilowatt brachten es auf eine Leistung von insgesamt drei   Megawatt. Die. Zeiten haben sich geändert. Heute erzeugen zwei   1,8-Megawatt-Anlagen der großen Standardanlage E-66 mehr Strom als der   einst größte Windpark Deutschlands.
 
Die EWE hat sich allerdings nicht für 1,8-Megawattanlagen entschieden,   weil sie den Campener Leuchtturm überragt hätten. Das sollte nicht sein.   Daher lässt die EWE sechs Anlagen der immer noch meistverkauften   Enercon-Anlage E40 aufstellen. Sie leisten genausoviel Strom wie die   zehn alten Anlagen und sind obendrein billiger: 1990 investierte die EWE   10,5 Millionen Mark, für die modernen Anlagen gibt sie sechs Millionen   Mark aus.
 
"Die alten Anlagen sind gut gelaufen", sagt ein EWE-Sprecher, "aber sie   sind technisch einfach überholt." Die Windmühlen mit dem Omnibusgroßen   Getriebe hinter dem Rotor werden teilweise entsorgt, teilweise von   Enercon wiederverwendet. Die neuen Anlagen sind wartungsfreundlicher und   haben kein Getriebe mehr.
 
Wieder ist der Windpark Pilsum ein Vorreiter: Denn er markiert den   Beginn der Modernisierung von Windparks und einzelnen   Windenergie-Standorten. Mit elf Jahren wurden die E-32 nicht so alt, wie   Anlagen neuester Bauart kalkuliert werden. Man geht heute davon aus,   dass Windenergieanlagen nach rund 20 Jahren ausgetauscht werden müssen.
 
Bildunterschrift (Drei noch stehende Stümpfe und etwas Bauschutt):   Der einst größte Windpark Deutschlands in Pilsum wird abgerissen und mit   modernen Anlagen wieder aufgebaut. Der Energieversorger EWE gibt dafür   sechs Millionen Mark aus. Foto: Doden


Ostfriesen-Zeitung (S W 20) 28.06.2001

Besucher fragen und staunen
Windpark Wybelsum ist Touristenziel
mg Emden. "Wenn wir das Ding nicht touristisch vermarkten, läuft irgendetwas falsch." Klaus van Ahrens, Geschäftsführer der Gesellschaft Windpark Wybelsumer Polder, registriert zunehmendes Interesse von Reisegruppen, die sich die mittlerweile 30 von 42 geplanten Mühlen anschauen und erklären lassen. Am 15. September kommt ein spezieller Gast. Ministerpräsident Sigmar Gabriel wird den größten europäischen Windpark offiziell eröffnen. Damit verbunden ist ein großes Fest am Seedeich entlang.
 
Das Land hat in Person von Gerhard Schröder von Beginn an die Finger im Spiel gehabt und die Idee vom "Bürgerwindpark" unterstützt. Dass der Name keine Mogelpackung ist, unterstreichen laut Klaus van Ahrens Zahlen: Die Investitionen für die 20 Mühlen des Bürgerwindparks betragen über 85 Millionen Mark. 75 Prozent der 113 Kommanditisten kommen aus Emden und Umgebung, zehn aus dem übrigen Ostfriesland. Das Riesenprojekt, an dem auch die EWE und Enercon mit 22 Mühlen beteiligt sind, hat sich herumgesprochen. "Die Reisebusse fahren nicht mehr über die Knockster Straße, sondern am Seedeich entlang", sagt van Ahrens. Auch die Anmeldungen zu einem Windpark-Ausflug im Wybelsumer Restaurant "Friesenkrug" nehmen zu. Interesse zeigen neben Urlaubern auch Fachleute und Radfahrer. 

Einer, der im Windpark jede Woche Führungen macht, ist Michael Dahl. "Viele wollen wissen, welche Leistung die 1,5 Megawatt Anlagen bringen, und vergleichen dann." Dahl erzählt, dass die Stadt Emden und das VW-Werk, auf deren Gelände zehn Mühlen der Stadtwerke stehen, mit 70 Megawatt pro Jahr locker versorgt werden können. "Dann sind die Leute richtig platt". 

Die Vision von van Ahrens in Richtung Energie- und Erlebnispark ist nicht tot. Beim Gabriel-Besuch ist aber erstmal ein großes Spektakel geplant. Mit einer Fähre und geladenen Gästen geht es - die Windmühlen im Visier - am Seedeich entlang, wo ein Schiffssignal die offizielle Eröffnung des Windparks dokumentieren soll. "Von der Veranstaltung soll ein ähnliches Leuchtfeuer ausgehen, wie bei der maritimen Schifffahrtskonferenz 2000 in Emden", hofft Dr. Jan Amelsbarg (IHK). Allein schon, um die Perspektive regenerativer Energie deutlich zu machen.

Am Deich und bei den Windmühlen ist auf sieben Kilometer Jubel, Trubel, Heiterkeit geplant. "Wir sind für alles und alle offen", sagt Klaus van Ahrens. Vereine und Firmen könnten sich beim "Seedeich-Windpark-Spektakel" richtig auslassen.
 


In den zurückliegenden 30 Jahren sind die bestätigten Ölreserven trotz eines ständig gestiegenen Weltölverbrauchs um knapp 80 Prozent gestiegen. Die höchsten Ölreserven liegen mit 95 Milliarden Tonnen (Mrd t) im Jahr 2000 im Nahen Osten, das entspricht einem Anteil von 64 Prozent der bestätigten Weltölreserven. Die Ölreserven Südamerikas haben sich seit 1970 nahezu vervierfacht. Dagegen haben die Ölreserven in Nordamerika deutlich abgenommen. Die nachgewiesenen Reserven in Europa sind zwar ständig gestiegen, bleiben aber im Weltmaßstab mit einem Anteil von nur 2 Prozent verschwindend gering. 

Die bestätigten Gasreserven haben sich sogar fast vervierfacht: Sie sind seit 1970 von 46 Billionen Kubikmeter (Bio m3) auf heute 162 Bio m3 gestiegen, d.h. es wurde in den letzten 30 Jahren deutlich mehr Gas dazugefunden als im gleichen Zeitraum verbraucht wurde. Im Gegensatz zum Öl sind die Gasreserven jedoch stärker regional verteilt: Die größten Reserven liegen mit 35 Prozent bzw. 38 Prozent im Nahen Osten und in der GUS. Aus Esso Energieprognose 2001.

Die ESSO Energieprognose 2001 kommt zu folgendem Ergebnis: »Die Reichweite der weltweit bestätigten Reserven (Öl: 41 Jahre, Gas: 55 Jahre) kann die Frage, wie lange die Öl- und Gasvorräte noch reichen, nicht ausreichend beantworten. Ein großer Teil der auf der Welt vorhandenen Öl- und Gasvorräte ist bisher noch nicht erschlossen worden. Die Gründe dafür liegen in hohen Explorations- und Förderkosten, in bisher nicht ausgereiften technischen Verfahren oder in fehlenden Anreizen zu deren Erschließung, die sich durch die aktuelle Nachfrage nach Öl und Gas und das derzeitige Preisniveau ergeben. Die Dynamik der technologischen Verbesserungen bei der Exploration und der Förderung dürfte, wie in der Vergangenheit bewiesen, sicherstellen, dass auch für die nächsten Jahrhunderte ausreichend Öl und Gas zur Deckung des zunächst weiter wachsenden fossilen Energieverbrauchs zur Verfügung stehen. Erneuerbare Energien könnten selbst bei massivster staatlicher Subventionierung in absehbarer Zeit keinen signifikanten Anteil der Energiebedarfsdeckung übernehmen.«

ESSO Energieprognose 2001
Unter Berücksichtigung des Gesamtpotentials von Öl und Gas (ohne Anrechnung von Gashydraten sowie Aquiferen (poröse Gesteinsschichten, Red.)) ergäbe sich auf der Basis des erwarteten Öl- und Gasverbrauchs im Jahre 2020 eine Reichweite der Ölvorräte von 185 Jahren und der Gasvorräte von 115 Jahren...

Anmerkung: Bisher unermessliche Energien mit hoher Leistungsdichte samt steuerbareren Einsatzmöglichkeiten gewinnt man durch Exploration und Prospektieung aus den Tiefen unserer Erde und nicht von ihrer begrenzten Oberlfläche. Viel Geld für ruhende Windräder und Solaranlagen, welche die meiste Zeit im Standby arbeiten, gehört zu den absurdesten Subventionierungen der Gegenwart. Kein vernünftiger Mensch kommt heute noch auf die Idee, Lastwagen oder Schiffe, welche unserer Versorgungssicherheit dienen, mit Windenergie zu betreiben. Die Esso-Studie berücksichtigt außerdem (noch) nicht die Biosphäre der heißen Tiefe. Die immer wieder unermessliche Existenz erneuerbarer Energien aus der Tiefe unserer Erde sollte trotzdem kein Verschwendungsgrund sein. Im Gegensatz zu "Erneuerbaren von der Oberfläche" könnten sie insbesondere für Leute mit Bedenken bei der Nutzung der Kernenergie dazu dienen, diese zu substituieren. Dazu muß lediglich die imaginäre Theorie des Treibhauseffektes abgelegt werden. Jeder, der an diese Theorie glaubt, sollte sich einmal fragen, woher er dieses Wissen hat (vom Hören-Sagen?) und ob er den "Treibhauseffekt" physikalisch auch wirklich nachvollziehen und beschreiben kann oder ob es nicht nur ein Glaubensbekenntnis an "rechnergestützte Klimamodellierer" ist, deren Ergebnisse weltweit wissenschaftlich umstritten werden.

Warum füllen sich Öl- und Gasfelder wieder auf, und manchmal sogar so schnell, wie man sie leer pumpen kann? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Thomas Gold in seinem Buch Biosphäre der heißen Tiefe
Darin legt er den Gedanken nahe, daß Kohlenwasserstofflagerstätten (Erdöl, Erdgas, Kohle) nur zu einem geringen Teil aus untergegangenen Biosphären verschwundener Kontinente stammen aber mehr aus der heißen Tiefe des Erdinnern, aus den Magmabereichen. Von dort steigen sie verflüssigt und unter hohen Drücken im Laufe von Jahrmillionen mehr oder weniger weit bin in menschliche Explorationszonen auf. Technologische Verbesserungen und Fortschritte für Tiefenerkundungen müssen her. Nicht nur zur Energiegewinnung, auch zur Energieeinsparung: Weil es mit zunehmender Höhe kälter wird, gehören Hochhäuser und Wolkenkratzer zu den bedeutendsten Energiefressern auf der Erde. Wie wäre es mit "Hochhäusern" ins Erdinnere? Da wird es mit zunehmender Tiefe wärmer. Schon ab 1 Meter kann man bei uns im allgemeinen mit Frostfreiheit rechnen. Leute in Ballungsräumen leben eh in Kunstwelten. Da dürft es kaum eine Rolle spielen, ob dieses Leben in 100 Meter über der Erde oder unter der Erde stattfindet. Bauliche Explorationen in bewohnbare Tiefen könnten gleichzeitig ein erhebliches wirtschaftliches Entwicklungspotential für Energieeinsparung samt Arbeitsplatz-Schaffung bilden.