Es bleibt ein Restrisiko -  so und ähnlich lauten Zeitungs-Überschriften in Hinblick auf die Gefährdung von Kernkraftwerken durch Kamikaze-Piloten in Passagierflugzeugen. Sinngemäß formulierte dies bereits Kanzler Helmut Kohl vor vielleicht 20 Jahren. Weil es nicht berechenbar ist, heißt es so. Zu Zeiten des Kanzler Kohl und bis vor drei Tagen kannte man Kamikazeflieger nur von Pearl Harbour (japanisch Kamikaze: Götterwind). Nun hat sich vor dem Hintergrund der gezielten Zerstörung des World Trade Centers in Manhattan durch Todesflieger die Diskussion um die Sicherheit von Kernkraftwerken neu belebt - das nicht berechenbare Restrisiko ist aufgrund unserer nun größer gewordenen Vorstellungskraft auch größer geworden. 

Nachdem in den letzten Jahren sukzessive die Diskussion um konkrete Gefährdungen des Menschen durch Kernkraftwerke durch die imaginäre Gefahr einer "Klimakatastrophe" ersetzt wurde - heftig von den Grünen unterstützt -  dürfen sich viele fragen, was sie, bezogen auf eine gesicherte Energieversorgung, der grünen Politik und der grün-alternativen Stromerzeugung zu verdanken haben. Schließlich buhlten noch vor der letzten Bundestagswahl rot-grüne Parteien mit brutalst-möglichen Formulierungen über den unverzüglichen Ausstieg um Wähler. Wo aber ist der Sofort-Ausstieg oder wie wird er konkretisiert? 

10.000 derzeit weithin sichtbare deutsche Windräder mit einer installierten Leistung von sechs Kernkraftwerken demonstrieren immerhin für die grün-ambitionierte Stromerzeugung. Könnten da mindestens nicht die am wenigsten geliebten Atommeiler sofort abgeschaltet werden? Haben Sie schon was davon bemerkt? Damit der grüne "Atomausstieg" zumindest in der Vorstellung kritisch-gläubiger Menschen erhalten bleibt, lassen sich unsere politischen Agitatoren immer neue Abwechslungen einfallen. Sie berufen sich auf eine "internationale Anti-Atom-Bewegung", schaffen einen Preis und zeichnen einen der ihren damit aus. Wofür? Nicht für den Atomausstieg, nein, für den wohl dotierten politischen Einsatz für das Erneuerbare Energien-Gesetz. In diesem Gesetz suchen Sie jedoch vergeblich den Begriff "atom" in Verbindung mit Maßnahmen zum Atomausstieg. Das Wort "Kernkraftwerk" oder "nuklear" kommt darin auch nicht vor. Auch kein Paragraph mit entsprechenden Formulierungen. Woher nehmen die Grünen das Geld für ihre Preisverleihung? Von Steuerzahlungen? 

Die Unverfrorenheit geht noch weiter: Im "engen Dialog mit Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung" und einem "neu gegründete Arbeitskreis Endlager" verstehen sie sich als die Moderatoren. Wurden sie in Wirklichkeit von ihren ehemaligen Freunden im Wendland nicht schon längst als Verräter geschmäht? 

Und die Realität? Mit einem von konventionellen Wärmekraftwerken gestützten "Multi-Kulti-Energiemix" (jeder, wie er kann, was er kann, womit er kann, wo er kann, wann er kann oder wie er will), suggerieren sie dem Volk die Vorstellung von einer gesicherten Energieversorgung mit EEG und ohne Atom, obendrein noch abhängig von beliebigen Investoren und Betreibergesellschaften.

Was haben die Grünen in der Vergangenheit getan, dort wo sie in Regierungsverantwortung waren? Zum Beispiel in Hessen. Unter ihrer Ägide entstand dort der Regionalplan Südhessen. Darin gibt es allein 29 als Vorhaben festgestellte Planungshinweise zum Ausbau von 380/220/110 kV-Leitungen und Umspannstationen. Es gibt darin keine poltische Zielsetzung zum Abschalten des KKW in Biblis mit gleichzeitig festgestellter Ersatzmaßnahme. Dies könnte z.B. die Errichtung eines Gaskraftwerkes auf dem Gelände von Ex-Plan Biblis C sein. Immerhin verlaufen durch das südhessische Rheintal auch Gas-Pipelines. Dies nur, um auch die echte Überzeugung zu den von ihnen gefürchteten Gefahren von Kernkraftwerken samt ihren Überbleibseln glaubhaft zu demonstrieren. Im Umkreis von 50 km um das AKW dürfen sich nun Leute aus Worms, Ludwigshafen, Speyer, Mannheim, Heidelberg, Darmstadt, Mainz, Wiesbaden und Frankfurt Gedanken darüber machen, was für sie gefährlicher ist: Eine imaginäre Klimakatastrophe oder ein realer Super-Gau. Nur Klimakatastrophen-Gläubige könnten noch einen Trost finden: Im südhessischen Regionalplan mit seinen energieintensiven Ballungsräumen gibt es auch - kaum auffindbare - Bereiche für die Windenergienutzung. Es bleibt die Realität: Grüner Schein steht um 180° kontrovers zu grünem Sein. wh