Schonend reinigen mit Kohlendioxid

DEM VERBRAUCHER lästig wegen seines schlechten Geruchs ist das in der Reinigung verwendete Perchlorethylen als chloriertes Lösungsmittel. In Deutschland ist sein Marktanteil immerhin auf 70 Prozent gesunken, und seit zehn Jahren wird in der Textilreinigung nach umweltverträglichen und wirtschaftlichen Alternativen für die chlorierten Lösungsmittel gesucht.
Vor rund vier Jahren kam als revolutionierendes Reinigungsmittel das flüssige Kohlendioxid in die Diskussion, da es bei der Reinigung von Leiterplatten schon sein Können unter Beweis gestellt hatte. In den Hohensteiner Instituten wird derzeit das Reinigungsverfahren mit CO2 getestet. In einer riesigen Anlage, einer Waschmaschine wie für Goliaths Schmutzwäsche, werden Textilien unter Druck mit flüssigem Kohlendioxid gereinigt. Den fettlöslichen Schmutz nimmt das flüssige Kohlendioxid auf; wasserlösliche Stoffe können darin nicht gelöst werden. Um trotzdem wasserlösliche Verschmutzungen - wie Dreck oder Schweiß - entfernen zu können, werden geringe Mengen Wasser und Tenside zugegeben. Tenside verteilen einerseits das Wasser fein im Kohlendioxid, andererseits lösen sie den Schmutz aus den Textilien.
Im Jahr 2005 soll die neue Technik serienmäßig anwendbar sein. Der Energiebedarf soll - im Vergleich mit Perchlorethylen - um rund 40 Prozent sinken. Samt, Seide, Baumwolle, Viskose und alle synthetisthen Fasern können aufatmen - ihnen rückt die neue Methode nicht zu Leibe. Prof. Josef Kurz von den Hohensteiner Instituten setzt schon heute positive Eckdaten des neuen Verfahrens: "Zwar liegen die Kosten für den Verbrauch von Kohlendioxid etwa 20 Prozent höher als bei Perchlorethylen. Dafür entfallen aber die Entsorgungskosten für chlorhaltige Rückstände, die in der Regel als Sonderabfall der Verwertung zugeführt werden müssen. Das bedeutet für die deutsche Textilbranche eine jährliche Einsparung von 4,8 Millionen Mark.
Innerhalb der nächsten sieben Jahre werden weltweit rund 70.000 Reinigungsmaschinen abgeschrieben und ersetzt. Die erforderlichen Investitionen werden auf 14 Milliarden Mark geschätzt. Ein serienreifes Verfahren dieser umweltschonenden Technologie hätte nicht nur in Deutschland ein großes Marktpotential, sondern auch ausgezeichnete Exportchancen. Prof. Kurz ist überzeugt: "Die damit verbundene Umweltentlastung wäre auch global gesehen erheblich."« Auszug aus Bild der Wissenschaft Heft 5/2001 zu dem Beitrag "Denkende Kleider".