Sehr geehrter Herr Landrat,  

unter dem Link http://www.huegelland.net/aktuell.html haben wir - ohne Ihrer Person oder Ihrem Amt zu Nahe treten zu wollen - unsere Beschwerde abgelegt, die wir diesem Schreiben folgen lassen. Unsere Beschwerde ist unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz gegen die neuerliche Verweigerung von Umweltinformationen, insbesondere aber gegen die nicht zu rechtfertigende Bevorzugung der Firma JuWi gerichtet. Wir verlangen, daß die Firma JuWi Kompensationsmaßnahmen - wie jeder andere Vorhabenträger - durchzuführen hat, die den gesetzlichen Vorgaben entsprechend anhand der Schwere bzw. Erheblichkeit des Eingriffs in Natur und Landschaft zu berechnen sind. Des weiteren erbitten wir Auskunft über den Stand der Ausgleichsmaßnahmen für das Flomborner Windindustriegebiet.

Mit "gemischten Gefühlen" haben wir in der Allgemeinen Zeitung vom 09.06.2001 den Artikel "Visionen einer schönen Landschaft, Rheinhessen von seiner schönsten Seite" gelesen. In der sich uns aufdrängenden "Vision" sehen wir das Landhotel Espenhof in Flonheim-Uffhofen zu Füßen der drei Heimersheimer Monster.

Uneingeschränktes Lob für ihr regionales Engagement haben Heike und Wilfried Espenschied allemal verdient. Mit den Espenschieds hoffen und wünschen wir, daß ihre Investition und ihr Engagement von Erfolg gekrönt sein werden, vor allem angesichts der aggressiv vorangetrieben Verunstaltung unserer schönen Landschaft durch Windrotoren. Diese Windmaschinen "lösen teils Zustimmung, meist aber Ablehnung in Politik und Bürgerschaft aus", so ein überregionaler Artikel in der heutigen Ausgabe der AZ (16.06.2001).

Zu viele dieser zappelnden und lärmenden Ungetüme verunstalten bereits unsere Hochflächen. Noch mehr sollen künftig sogar in und um unsere Vogelschutz- und Landschaftsschutzgebiete aufgestellt werden, die drei Heimersheimer Monster praktisch vor dem neuen Landhotel! Für Architektin Klettnig und Farbgestalter Garnier dürfte das wohl eher ein Alptraum als eine Vision sein! Gleichwohl finden sich dafür aber "Banken und Bauherrn, die da mitmachen". Sehr zu unserem Bedauern sind auch Genehmigungsbehörden und Volksvertreter von ganz unten bis ganz oben mit dem Ausverkauf und der Zerstörung unserer einmaligen rheinhessischen Kulturlandschaft eifrig beschäftigt. Unter diesem Aspekt betrachtet ist Rainer Brüderles Hoffnung auf weitere Nachahmer, die ins offene Messer laufen werden, doch sehr makaber.

Ihnen, Herr Landrat, nehmen wir die doppelte Freude bzgl. der Initiativen der Espenschieds gerne ab. Wohl dabei wird es Ihnen in Hinblick auf die Heimersheimer Ungetüme gewiß nicht sein, da für Sie Windanlagen keine dauerhafte Lösung, sondern eine ästhetische Beeinträchtigung der Landschaft sind (AZ 1.4.01). Um wenigstens einen Teil derselben freizuhalten, stellte der Vorsitzende des Alzeyer Altstadtvereins vor einem Jahr den Antrag, die Gemarkungen Heimersheim und Weinheim, inkl. der Umgebung des Wartbergs bis zur Pfalzgrenze, für weitere Windkraftanlagen auszuschließen. Was ist eigentlich aus diesem Antrag geworden?

Mit der Ausweisung der Heimersheimer Windfläche direkt neben dem Landschaftsschutzgebiet Rheinhessische Schweiz übertrifft die Stadt Alzey an "Feingefühl" sogar noch die VG Alzey-Land, die bisher im großzügigen Verteilen von Windrotoren wenig zimperlich war. Immerhin hat sie - im Gegensatz zur Kreisstadt - den Schutzanspruch bei Erbes-Büdesheim - Nack - Bechenheim akzeptiert und die Ausweisung rückgängig gemacht.

Ein sofortiges Windrotoren-Verbot für Rheinhessen her! Es ist nicht mehr länger hinzunehmen, daß die wirtschaflichen Eigeninteressen dahergelaufener Geschäftemacher und deren Geldversprechungen über Gedeih und Verderb unserer Heimat entscheiden! - Wenn es Herr Brüderle ernst meint, daß Rheinhessen aufgrund "seiner ausgezeichneten Weine und herrlichen Kulturlandschaft geradezu als Gastland prädestiniert ist", und wenn der Landkreis Alzey-Worms auch vom Tourismus leben soll, darf keine einzige Anlage mehr gebaut werden.

Auf Ihr Verständnis hoffend verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen  

Ihre BI Rheinhessen-Pfalz
zwischen Rhein und Donnersberg  

c/o Trude Fuchs & Gerold Pfannebecker