neuere Artikel

29.07. - 13.08.02


FAZ, 13.8.2002 (Druckausgabe)
Unklare Aussichten
Ein Klimahistoriker warnt vor statistischen Verzerrungen
nsr. FRANKFURT, 12. August. Starke Regenfälle und schwere Überschwemmungen, die sie in vielen europäischen Regionen nach sich ziehen, werfen wieder die Frage auf, ob die Zahl der Unwetter in den vergangenen Jahren gestiegen sei. "Doch solch ein Trend ist schwer nachzuweisen", sagt Christian Pfister, Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte und Fachmann für Klimageschichte an der Universität Bern. Zunächst einmal sei es schon strittig, welche Ereignisse überhaupt als "Katastrophen" bezeichnet werden können, weil es keine einheitlichen Meßmethoden und Schwellenwerte gibt. Außerdem komme es zu statistischen Verzerrungen. "Die Versicherer melden zum Beispiel einen Trend zur Schadenszunahme", sagt Pfister. "Es wird aber auch immer mehr versichert." Was Ursache und was Wirkung ist, lasse sich daher nicht leicht unterscheiden.
Hinzu kommt, daß die wissenschaftlichen Aufzeichnungen von Wetterdaten auf der ganzen Welt eine Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts sind. Niederschlagsmengen oder Durchschnittstemperaturen wurden weder in der Antike noch zur Zeit der Völkerwanderung erfaßt. "Erst als der Buchdruck aufkam, verbreitete man Bilder, und Texte über Naturkatastrophen", sagt Pfister. Das habe die Leute schon immer interessiert; die heutige Medienaufmerksamkeit sei im Grunde nichts Neues. "Die Zeichner der Flugblätter waren dabei wahrscheinlich fast so schnell wie die heutigen Fotografen."
Tobende Stürme, unbändige Flüsse und Schlammlawinen, die große Schäden nach sich zogen, seien daher recht gut erfaßt. Was fehlt, sind Aufzeichnungen darüber, was normal ist. "Deshalb ist das Ganze auch ein statistisches Minenfeld", sagt Pfister. Zur Zeit habe es zwar den Anschein, daß die Naturkatastrophen sich häuften. Ob dies allerdings wirklich eine Tendenz sei, lasse sich kaum sagen.
Auch der Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt ist unklar. Die meisten Wissenschaftler sind nach Pfisters Angaben zwar überzeugt, daß sich ein Klimawandel nachweisen läßt, wollen diesen jedoch nicht durch die historischen Naturkatastrophen belegen. "Wir können mit ihnen nicht argumentieren, weil ihre Zahl einfach viel zu gering für eine statistische Aussage ist." Die Naturkatastrophen seien zur Zeit daher nur als ein Mosaikstein in dem allgemeinen Trend zu wärmeren Temperaturen und größeren Niederschlagsmengen zu betrachten.
Zumindest letztere seien belegbar: So werde wegen des heißen Monats Juni auch die Durchschnittstemperatur dieses Sommers über der des vergangenen Jahrhunderts liegen.
Der Treibhauseffekt ist nach Angaben Pfisters nicht das erste Phänomen, mit dem die Menschen sich die subjektiv empfundene hohe Zahl der Naturkatastrophen erklären wollen. "In den Jahren vor diesem ökologischen Paradigma gab es ein technisches Paradigma. Da machten Ingenieure die mangelnde Überbauung beispielsweise von Flüssen für die Katastrophen verantwortlich." Bis ins 18. Jahrhundert hinein sahen die Menschen die Unwetter dagegen als Strafe Gottes an. Eines sei trotz all der verschiedenen Erklärungsmuster aber gleichgeblieben: "Wenn es nicht zu viele Katastrophen auf einmal sind, dann spenden die Leute reichlich."

FAZ, 13.8.02 (Druckausgabe)
Alle Wetter - Wenn das Klima zur Katastrophe wird
Vom Wetter reden: Das ist unverfänglich und nebensächlich, das ist für Leute, die sich sonst nichts weiter sagen möchten. Aber seit wann eigentlich ist das Wetter ein so harmloser Gesprächsstoff? Die Deutsche Bundesbahn, als sie noch so hieß, hat etwa ein Jahrzehnt vor ihrem Untergang als großes Staatsunternehmen das Versprechen des prometheisch industriellen Zeitalters wie ein fernes Echo in die sprichwörtlich gewordenen Sätze gefaßt: "Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Die Diener des Menschen - Kohle, Diesel, Stahl - bezwangen die Gewalten der Natur - Regen, Sturm und Schnee. Auch wenn die Naturbeherrschung nie so vollkommen war und man sich, zumal in der Landwirtschaft, allenfalls teilweise vom Klima unabhängig machen konnte, so war sie doch als Grundannahme verinnerlicht und besaß in bestimmten Augenblicken große Symbolkraft. Als Helmut Schmidt während der Hamburger Sturmkatastrophe im Jahr 1962 vorbildlich agierte, bestätigte dies die gängige Auffassung: So verheerend die Katastrophe auch sein mag, letztlich siegt doch der Mensch.
Die Naturgewalten waren also im Europa des zwanzigsten Jahrhunderts auch eine Plage, vor allem aber eine periodisch wiederkehrende Herausforderung an den menschlichen Willen. Sie erinnerten dabei an eine längst überwundene Frühgeschichte des prekären Überlebens. Das heroische Moment im Angesicht der Naturgewalten verschwand nie ganz, die Bilder vom Oderbruch sind noch in frischer Erinnerung. Gleichwohl trat in den vergangenen Jahren die Heroisierung der menschlichen Naturbezwingung auffallend zurück, alles war nur noch eine Frage der technischen Machbarkeit und der Logistik. So war es in Europa. Die ganz großen Katastrophen, die nicht beherrschbar schienen, fanden immer woanders statt - auf Kontinenten, deren trotz aller Technik fortdauernde Naturabhängigkeit uns exotisch erschien, ja irgendwie ungehörig. Die vergangenen Wochen haben vor Augen geführt, daß das Weltklima mit seinen Turbulenzen auch Europa erfaßt. Fast scheint es so, als wolle es jetzt die Illusion einer europäischen Windstille mit herrischer Geste hinwegfegen. Die Zeit der "Mäßigkeit" im klimatischen und politischen Sinne scheint seit 1989 vorüber zu sein.
Alles deutet darauf hin, daß wir auch hier an einer Epochenschwelle stehen: Die Unwetter, die wir seit Tagen erleben, gehorchen nicht mehr jenen Regeln, die in hundertjährigen Kalendern festgehalten werden konnten. Die hilflosen Worte angesichts der von den Fluten fortgerissenen und ertränkten Menschen, angesichts zerdrückter Häuser und überschwemmter Autobahnen zeigen an, daß nicht nur die Naturphänomene selbst, sondern auch unsere Beschreibungsmittel ausgewechselt werden müssen. Auch wenn heute wieder die Sonne scheint und morgen die Aufräumarbeiten eine Rückkehr zur Normalität suggerieren, dieses neue Jahrhundertwetter wird nicht vergessen werden. Denn es wird wiederkehren, um uns den engen Zusammenhang von Natur und Kultur mit Nachdruck in Erinnerung zu rufen.
Damit eröffnet sich aber auch die Chance, auf einem Terrain festen Grund zu finden, das von den unterschiedlichsten Strömungen heftig umspült wird, von Hysterie und Gleichgültigkeit, Ignoranz und Besserwisserei: der Klimageschichte. Es reicht nämlich nicht zu wissen, wie Naturkatastrophen zustande kommen, wir müssen auch verstehen, sie in unsere Sicht der Dinge einzubauen. Die Katastrophe geschieht an jenem Punkt, an dem wir uns am stärksten wähnen und doch am verwundbarsten sind. Durch sie wird zum Ereignis, was wir uns nicht vorstellen konnten oder wollten. Die Theologen des achtzehnten Jahrhunderts nannten sie die "Tatpredigt Gottes". Säkular gesprochen, sind solche Katastrophen eine Strafe für eine Kultur, die ihre eigenen Katastrophenphantasien nicht ernst genug genommen hat. Zugleich sind sie der Anlaß, die Grundlagen ihres Sicherheitsgefühls zu überprüfen. Wenn die Natur so nachdrücklich anklopft, dann wird die Frage, wie wir über Katastrophen reden, für unser Überleben ebenso wichtig wie unsere Fähigkeiten, den Klimawandel und seine Folgen technisch in den Griff zu bekommen. Wir sollten uns also auf unser Wissen als nachhaltige Ressource stützen, und zwar nicht nur auf unser naturwissenschaftlich-technisches, sondern ebenso auf das historisch-kulturelle. Vieles spricht dafür, daß dies für unser Überleben keine geringe Bedeutung haben wird. Einer der bedeutendsten Vertreter der historischen Klimaforschung, Christian Pfister, hat in einem jüngst von ihm herausgegebenen Sammelband mit dem Titel "Am Tag danach" (Verlag Paul Haupt, Bern) auf diesen zwingenden Zusammenhang aufmerksam gemacht.
Dort kann man lernen, daß für die Herausbildung des Schweizer Nationalbewußtseins im neunzehnten Jahrhundert die Naturkatastrophen dieselbe Rolle spielten wie für andere Nationen der Krieg. Dies ist eine der Pointen des bemerkenswerten Bandes. Die andere ergibt sich aus dem chronologischen Längsschnitt. Pfister verfolgt die kollektiven Verhaltensweisen auf verheerende Unwetter vom frühgeschichtlichen Weltbild über die christlich-klerikal beherrschte Katastrophenkommunikation des Mittelalters und der Neuzeit bis heute. Dabei lenkt er die Aufmerksamkeit auf Gefahren eines Katastrophendiskurses, der im Handumdrehen die Unbilden der Natur auch noch zu einem gesellschaftlichen Desaster werden läßt. Der Kampf gegen die Katastrophe wird dann unversehens ein Kampf um den weltanschaulich-politischen Gewinn aus der Katastrophe. Das Zeitalter der Extreme hat mit dem Wetter gerade erst begonnen. MICHAEL JEISMANN

FAZ, 08.08.02
Vom Schwindel zum Betrug
Von Rainer Flöhl

Nun hat es auch die Physik getroffen. Gleich zwei Betrugsskandale erschüttern das Selbstvertrauen dieser Disziplin, die sich gegen solch üble Machenschaften gefeit glaubte. Am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien hat sich der Verdacht bestätigt, daß die 1999 bekanntgegebene Entdeckung des künstlichen Elements 118 auf gefälschten Meßergebnissen beruht. Ein Physiker hat drei radioaktive Zerfallsketten, gewissermaßen die Fingerabdrücke des angeblichen Elements, schlicht erfunden. An den Bell Laboratories soll ein junger deutscher Wissenschaftler Experimente zur Hochtemperatur-Supraleitung manipuliert haben. Die Ergebnisse lassen sich von anderen Arbeitsgruppen nicht nachvollziehen. Des Wissenschaftlers Umzug an ein Max-Planck-Institut ist dadurch gefährdet.

Betrug in der Physik, hieß es immer wieder, lohne sich nicht. Die Täter würden schnell entlarvt, weil Fälschungen in diesem Fach, anders als in der Biologie und in der Medizin, vergleichsweise einfach zu erkennen seien. Diese Einschätzung trifft sicherlich zu, doch sie schützt, wie sich zeigt, nicht vor Fehlverhalten. Das wäre auch überraschend, denn der Wissenschaftler ist, wie Menschen in allen anderen Berufen, vielerlei Anfechtungen ausgesetzt. Ehrgeiz und Geltungssucht, Wunschdenken und Selbsttäuschung, Nachlässigkeit und Dummheit können das Bewußtsein so trüben, daß Forschungsergebnisse erfunden, zurechtgebogen oder von anderen abgekupfert werden. Eine besondere Psychopathologie gibt es, auch wenn man die Geisteswissenschaften einbezieht, bei den Forschern aber nicht. Der Philosoph Feyerabend meinte allerdings, kleinere Betrügereien gehörten zur Wissenschaft, keine Theorie sei ganz frei von Widersprüchen. Der Wissenschaftstheoretiker Kuhn wiederum argumentierte, in Phasen normaler wissenschaftlicher Entwicklung müßten beobachtete Anomalien unterdrückt oder übergangen werden.

Die Forschung war zweifellos nie ein hehrer Hort reiner Ethik. Schon Newton soll es bei seinen Experimenten und Messungen, mit denen er seine theoretischen Modelle zu belegen versuchte, nicht so genau genommen haben. Dieses erstaunliche Vorgehen wird, wenn es dem Fortschritt dient, gern als "Idealisierung" von Experimenten bezeichnet. Man kann, wenn man will, darin sogar eine kreative Rebellion sehen.

Doch die zahlreichen Forschungsskandale der letzten Jahre sind anderer Natur. Sie haben die Wissenschaft nicht vorangebracht; im Gegenteil, sie machen sie unglaubwürdig und schmälern das Ansehen der Wissenschaft in der Öffentlichkeit. Beispielhaft sind die Vorgänge um die deutschen Krebsforscher Brach und Hermann. Sie haben jahrelang die Ergebnisse ihrer Experimente gefälscht, teils manipuliert, teils dem Erkenntnisstand entsprechend frei erfunden. Aufgeschreckt von solchen Vorkommnissen, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen Ehrenkodex verabschiedet, der eigentlich Selbstverständliches festschreibt - nämlich Grundsätze guter wissenschaftlicher Arbeit. Auch die Max-Planck-Gesellschaft und die übrigen großen Forschungseinrichtungen haben Richtlinien für den Umgang mit Betrug und Fehlverhalten ausgearbeitet.

Die Selbstbesinnung kommt nicht von ungefähr. Gegen die tradierten Prinzipien wissenschaftlicher Ethik ist immer häufiger verstoßen worden. Die Massenuniversität hat zu einer Lockerung der Sitten geführt. Diese reichte von Schwindeleien bei Examensarbeiten bis hin zum kriminellen, beabsichtigten Betrug. Die Wissenschaft hielt viel zu lange an der Fiktion fest, allein der Wahrheit verpflichtet zu sein. Man übersah geflissentlich die Zeichen des Verfalls der wissenschaftlichen Standards.

Absolut gesehen hat die Zahl der Betrügereien von kleineren Vergehen bis hin zum systematischen Betrug zweifellos zugenommen. Gleichzeitig ist jedoch die Zahl der Wissenschaftler erheblich angewachsen, so daß Fehlverhalten deutlicher in Erscheinung trat. Vieles spricht dafür, daß - bei einer hohen Dunkelziffer - Fehlverhalten überproportional angestiegen ist. Das hängt zum einen mit der Zunahme der Zahl der Lernenden und Lehrenden zusammen, aber auch mit einem Wandel im Selbstverständnis der Wissenschaft. Es geht nicht mehr so sehr um das alte abendländische Ideal, um Erkenntnisgewinn, sondern um eine postakademische, reale Wissenschaft, die der beruflichen Karriere dient. Die Anerkennung seitens der Öffentlichkeit und die Aussicht auf wirtschaftliche Verwertung zählten mehr als die innere Freude über eine Entdeckung. Vor allem Wissenschaftlicher stehen unter ökonomischem Druck, die für High-Tech- oder Biotech-Unternehmen tätig oder gar an ihnen beteiligt sind. Der härter werdende Kampf um Forschungsmittel dürfte Wissenschaftler häufiger als in der Vergangenheit zu Fehlverhalten verleiten. Der Zwang zum Erfolg führt dazu, daß aus nicht ausreichend gesicherten Ergebnissen weitreichende Konsequenzen gezogen werden. Das kann in der Medizin fatale Folgen haben.

Die Wissenschaft wird sich auf diese Säkularisierung einstellen müssen. Das bedeutet aber nicht, Fehlverhalten schicksalhaft als unvermeidlich hinzunehmen. Wissenschaftliche Standards sind einzuhalten, Verstöße zu ahnden. Zahlreiche Beobachtungen sprechen aber dafür, daß viele Wissenschaftler selbst schweren Betrug dulden. So wurde unlängst ein von der Forschungsgemeinschaft mit Sanktionen belegter Krebsforscher von einem Kollegen in ein wissenschaftliches Komitee berufen. Der lasche Umgang mit Fehlverhalten begünstigt dessen Ausbreitung. Darum wird es trotz aller Richtlinien und Appelle weiter zunehmen.

Trierischer Volksfreund, 07-08-02
Zentrale Planung gegen Wildwuchs
Kelberger Genossen fordern Entscheidungsgewalt "von oben"
KELBERG. (red) Um "Wildwuchs" und "das sich anbahnende Chaos" zu vermeiden, schlägt die Kelberger SPD vor, dass künftig die Verbandsgemeinde "von oben" und nicht mehr die Ortsgemeinden die Windkraft-Flächen bestimmen soll. Und stößt auf taube Ohren. "Nicht durchführbar" lautet die Einschätzung der CDU.
Die Verbandsgemeinde (VG) Kelberg löse durch ihr "konzeptloses Vorgehen" in ihren Gemeinden eine Art "Goldgräber-Stimmung" aus. Mit diesen Worten kritisiert die SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Kelberg die CDU-Mehrheitsfraktion und die CDU-geführte Kelberger Verwaltung. Der bestehende Flächennutzungsplan sei in Sachen Windkraft nicht ausgeschöpft, trotzdem starte die VG in allen Ortsgemeinden neue Abfragen, um weiteren Flächen ausweisen zu können. Heinrich Rodarius, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Verbandsgemeinderatsfraktion befürchtet: "Auf diesen sollen dann teilweise noch höhere Windräder errichtet werden."
Laut SPD könne es nicht angehen, dass jeder Gemeinderat für sich beschließe und der Nachbargemeinde die Windräder "vor die Tür" stelle. Die SPD-Fraktion fordert daher eine zwischen allen Gemeinden abgestimmte Vorgehensweise sowie eine Begrenzung der bebaubaren Flächen unter Federführung der VG. Rodarius: "Die Verbandsgemeinde selbst soll eine begrenzte Zahl von Gewerbeflächen für Windkraft ausweisen". Die erzielten Einnahmen könnten beispielsweise zur Senkung der VG-Umlage verwandt werden.
Als "reines Wunschdenken" und "nicht durchführbar" bezeichnete Johannes Hagerhoff (CDU), Erster Beigeordneter der VG Kelberg, diese Idee.
Aus den Dörfern ist Gegenwehr zu erwarten
Zum einen verweist er auf die Planungshoheit der Ortsgemeinden, zum anderen erwartet er bei einem solchen Vorstoß auch aus rein finanziellem Interesse massive Gegenwehr aus den Dörfern. Hagerhoff: "Falls Anlagen in einer Ortsgemeinde errichtet werden, will diese auch die Einnahmen für sich alleine, da sie ja auch die Belastungen alleine zu tragen hat." Weiterhin wird nach Auffassung von Hagerhoff gerade durch die derzeitige Vorgehensweise dem "unkontrollierten Wildwuchs" entgegengewirkt. Indem nämlich alle Gemeinden im Rahmen der Flächennutzungsplanung beteiligt und so die VG-weiten Ergebnisse gebündelt werden.
Im Übrigen teilt Hagerhoff die von der SPD vorgebrachten Bedenken nicht. Zwar stehe in Kürze die Teilfortschreibung des Regionalplans Windkraft an, doch die konkrete Ausweisung von neuen Flächen erfolge erst im Rahmen der vorgesehenen Teilfortschreibung des Flächennutzungsplans.

Trierischer Volksfreund, 07.08.02
Umwelt-Unfug
Zum Thema Umweltschutz und Windenergie schreibt dieser Leser:
Wie viel Umwelt-Unfug müssen wir noch ertragen? Da schießen hunderte von riesigen Windrädern über Nacht wie Pilze aus dem Boden, und verschandeln die erholsamen Regionen von Eifel und Hunsrück. Fragt sich, wie lange es noch dauert, bis eine Minorität uns einreden will, dass diese "Monster" zur Verschönerung des Landschaftsbildes beitragen. Da wird uns vorgegaukelt, zur umweltverträglichen Energiegewinnung sei unter anderem die Windenergie die beste Alternative. Welch ein Unsinn, wenn man bedenkt, dass im Endausbau aller Anlagen damit in Deutschland höchstens drei Prozent des Gesamtenergieaufkommens abgedeckt werden können.
Das wird "naturgemäß" von den Betreibern dieser Anlagen anders gesehen. Diese rechnen für die sechs neuen geplanten Anlagen im Gebiet Waldracher Höhe genau vor ( TV vom 30. Juli): "Bei 3,6 MW installierter Leistung können 5000 Personen mit Haushaltsstrom versorgt werden." Dabei wird verschwiegen, dass die Hälfte der 5000 Leute bei Nutzung ausschließlich dieser Energie an 365 Tagen im Jahr im Dunkeln sitzen würden. Darüber hinaus sind die meisten dieser Leute nicht bereit, dafür den dreifachen Arbeitspreis zu zahlen. Weil also eigentlich niemand das so richtig will, und das alles nicht zum ganz großen politischen Flop werden soll, kratzt man in den leeren Staatskassen die letzten Euro zusammen, und es werden fleißig diese "Windeier" mit Hilfe unserer aller Steuergelder subventioniert.
So kann Alternativenergiegewinnung als Beitrag zum Umweltschutz doch wohl nicht gemeint sein.
Heinz Hellenbrand, 54293 Trier, heinzhellenbrand@AOL.com

Main-Echo, 06.08.02
Pilotcharakter für Hessen - Anmerkung: Pilotcharakter für Deutschland!
Windkraftnutzung: Gutachterliche Ergebnisse liegen vor
Odenwaldkreis. Die Ausweisung potenzieller Standorte zur Nutzung von Windenergie im Odenwaldkreis nimmt Konturen an. Nachdem ein vom Kreis für alle Städte und Gemeinden in Auftrag gegebenes Raumgutachten fünf Flächen als potenziell geeignet eingestuft hatte, liegt nun das Ergebnis einer ergänzenden Studie vor, in der die standortbezogenen Auswirkungen einer möglichen Windkraftnutzung auf die Vogelwelt untersucht wurden.
Danach reduziert sich die Zahl möglichen Flächen auf drei: das ehemalige US-Munitionslager am Hainhaus, eine Fläche auf der Höhe zwischen Vielbrunn und Bremhof und eine weitere Fläche bei Kirchbrombach nahe dem so genannten Herrenwäldchen.
Aus ornithologischer Sicht ausgeschlossen werden dagegen die im Raumgutachten ebenfalls ausgewiesenen Areale beim Würzberger Weiler Mangelsbach und westlich von Rehbach. Aufgrund der räumlichen Nähe der Flächen am Hainhaus und bei Vielbrunn wird in beiden Untersuchungen außerdem empfohlen, auf deren gleichzeitige Ausweisung zu verzichten. Damit bliebe die Zahl der Vorrangflächen letztlich auf zwei begrenzt. Über die gutachterlichen Ergebnisse und das weitere Verfahren berieten die Odenwälder Bürgermeister unter dem Vorsitz des Lützelbacher Verwaltungschefs Werner Old und im Beisein von Landrat Horst Schnur in der Kreisversammlung. Das Kreisbauamt steht in engem Kontakt zum Regierungspräsidium Darmstadt, wo derzeit weitergehende rechtliche Fragen geklärt werden.
Beabsichtigt ist nun, ein Abweichungsverfahren von den Vorgaben des Regionalplans Südhessen einzuleiten. Der Plan sieht für den Odenwaldkreis mehrere, zum Teil von den Ergebnissen der Gutachten abweichende Vorrangflächen für Windenergienutzung vor. Wie Old und Schnur betonten, läuft davon unabhängig das von den Städten und Gemeinden begonnene Aufstellungsverfahren für einen gemeinsamen, kreisweit gültigen Flächennutzungsplan zur Windkraftnutzung weiter. Dieses Vorhaben besitze Pilotcharakter für ganz Hessen. Allerdings wiesen beide darauf hin, dass es nicht zuletzt wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungs- und Anhörungsfristen noch einige Zeit dauern werde, bevor dieses Planwerk Rechtskraft erlangen kann.

Lübecker Nachrichten, 06.08.02
Windkraft-Fronten weiter verhärtet - Von Thomas Klatt, LN
Oldenburg - Gute Aussichten für die Realisierung des Offshore-Windparks sehen die Projektplaner nach Erstellung eines Gutachtens. Mit Zweifeln und offener Kritik reagierten dagegen die betroffenen Gemeinden.
Die Firma Geo (Gesellschaft für Energie und Ökologie) sieht nach Vorlage diverser Gutachten die Voraussetzungen für einen Offshore-Windpark vor Ostholsteins Ostseeküste weiterhin als gegeben an. Auf LN-Anfrage übermittelte das für die Projektplanung zuständige Büro gestern vorab eine Zusammenfassung der Analysen, in denen sowohl die Umweltverträglichkeit als auch Auswirkungen auf Tourismus, Fischerei, Übungseinsätze der Marine und die zivile Schifffahrt untersucht wurden.
In dem Gebiet zwölf Kilometer südlich von Fehmarn, 15 Kilometer östlich vor Dahme und 18,7 Kilometer vor der mecklenburgischen Küste sollen nach Angaben der Planer rund 50 Windkraftanlagen mit einer Maximalhöhe von bis zu 100 Metern erstellt werden (die LN berichteten ausführlich).
Laut Gutachten sei, so Geo, aus den Ergebnissen der ornithologischen Untersuchungen ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für den Vogelzug nicht abzuleiten. Auf Grund von Auswirkungen des Windparks auf Strömungsgeschwindigkeit und Sedimentablagerung erwarte man lediglich minimale Veränderungen "ohne nennenswerte Beeinträchtigungen". Nach Aussagen von Geo habe die Marine zudem ihre Vorbehalte hinsichtlich der geplanten Anlage zurückgezogen.
Zu möglichen Auswirkungen der Industrieanlage auf den Tourismus heißt es in der Zusammenfassung wörtlich: "Im Bereich Tourismus zeigt sich, dass der geplante Windpark von den meisten Befragten sehr wohl als Störung empfunden wird." Ein Rückgang in der touristischen Nachfrage und ein daraus resultierender tourismuswirtschaftlicher Schaden für die Region durch den Windpark sei jedoch eher unwahrscheinlich.
Als "in sich widersprüchlich" und "nicht nachvollziehbar" nahm indessen Kellenhusens Bürgermeisterin Ingelore Kohlert die im Gutachten gemachten Aussagen zur Kenntnis. Kohlert: "Einerseits nehmen die Gutachter die Vorbehalte unserer Gäste gegen einen solchen Windpark zur Kenntnis, andererseits maßen sie sich an, die Beeinträchtigungen für den Tourismus spekulativ zu beurteilen - das stößt bei mir auf völliges Unverständnis." Derartige Aussagen seien eher geeignet, die Skepsis zu verstärken, anstatt Zweifel zu zerstreuen, so die Bürgermeisterin. Den Offshore-Windpark lehne man in Kellenhusen daher weiterhin rigoros ab.
Skeptisch äußerte sich auch Dahmes Bürgermeister Heinrich Plön: "Der Tourismus hat ohnehin mit einschneidenden Einbußen zu kämpfen. Da brauchen wir keinen weiteren Unsicherheitsfaktor." Rolf Harenberg, Kurdirektor in Burg auf Fehmarn, befürchtet ebenfalls mehr Nachteile: "Den Gästen reicht es mittlerweile an Windkraft-Anlagen - mehr ist für die Region nicht vertretbar."
Detaillierte Auszüge aus den Gutachten sollen nach Auskunft der Firma Geo in rund einem Monat auf deren Homepage www.SKY2000.info nachzulesen sein. Die Gutachten selbst sind Grundlage für ein Raumordnungsverfahren, das die Investoren in die Wege leiten wollen. Nach Vorlage aller erforderlichen Unterlagen sei mit einem Abschlussverfahren frühestens in sechs Monaten zu rechnen, hieß es dazu aus dem Ministerium für Ländliche Räume.

Osterholzer Kreisblatt, 06.08.02
Windpark beschäftigt Holstes Gemeinderat
Holste (wim). Der Windpark Hellingst steht auf der Tagesordnung des Gemeinderates in Holste. In der nächsten Sitzung am Montag, 12. August, ab 20 Uhr in der Oldendorfer Gaststätte "Zum Altdeutschen Haus"geht es für die Politiker und Gemeindevertreter in erster Linie um die Beratung über die Grenzabstände zu den Gemeinde-eigenen Wegen. Beraten werden die Politiker am Montagabend auch über die Verkehrssicherung der Klinkerstraße und über die Straßenbenennung und Adressierung im Gemeindebereich. Nach der Sitzung bekommen die Bürger das Wort: es gibt wie gewohnt eine Fragestunde für Einwohnerinnen und Einwohner.

Südkurier, 06.08.02
"Das ist der falsche Weg"
Der Leiter des Staatlichen Forstamtes Wolf Hockenjos zur Windkraft im Schwarzwald
"Der Zentralschwarzwald wird mit Windkraftanlagen komplett überstellt. Das ist keine Hysterie und planerisch nicht mehr in den Griff zu bekommen", so redet kein Betreiber eines Atomkraftwerkes sondern ein Natur- und Umweltschützer. Villingen-Schwenningen (ley) Wolf Hockenjos, Leiter des staatlichen Forstamtes in Villingen und Kreisbeauftragter für Naturschutz fürchtet um die Landschaft mit der der Tourismus momentan noch punkten kann: die relativ intakten Landschaften des Hochschwarzwaldes.
Hockenjos ist ein Mann, der durch seine Tätigkeit die Klimaveränderung tagtäglich zu spüren bekommt und auch deshalb ein Verfechter der Energiewende ist. Er habe nichts gegen Windkraft, versichert er, aber nicht in den hochsensiblen Landschaften des Schwarzwaldes. Wem da der Verdacht des St. Florians-Prinzips durch den Kopf schießt, der wird von Hockenjos ausgebremst. Sofort kontert er mit Argumenten, die nicht so leicht von der Hand zu weisen sind. Eine seiner zentralen Forderungen ist die nach einer überregionalen Planung. "Diese großen Anlagen haben eine enorme Fernwirkung, deshalb brauchen wir eine überregionale Planung", fordert der Forstmann. Derzeit koche jeder sein eigenes Windkraft-Süppchen. "Viele Gemeinden ändern gerade ihren Flächennutzungsplan und weisen Windkraftgebiete aus, die meist an den Gemarkungsgrenzen liegen, um die Anlagen nicht in zentraler Lage zu haben", sagt Hockenjos. Das Ergebnis sei eine Überstellung des Schwarzwaldes mit Windspargeln. "Die meisten Anlagen sind noch nicht zu sehen, werden aber noch in diesem Jahr gebaut. Der Tourist fährt dann beispielsweise auf der B 500 von Hinterzarten nach Furtwangen durch ein Spalier von Windkraftanlagen, die die Landschaft überformen", so Hockenjos. Klipp und klar wendet sich der Forstmann gegen den geplanten Windpark auf dem Kohlwasen. Auf Furtwanger wie auf Vöhrenbacher Gemarkung sollen sich jeweils drei Räder drehen, wünscht sich der Betreiber. Für Hockenjos undenkbar, denn das wäre nicht nur ein Eingriff in den Naturpark, man störe auch ein Landschaftsschutzgebiet in dem das Auerhuhn heimisch ist. "Natürlich ist es subjektiv, wie sehr ein Windrad die Landschaft verunstaltet, dazu gibt es aber genügend Studien. Viel wichtiger ist es, wie sehr bislang um diese intakten Landschaften gerungen wurde", erklärt Hockenjos.
Der Forstmann kennt durch ehrenamtliche Tätigkeit im Förderverein "Club Turnerspur" auch den touristischen Blickwinkel. Dass Windanlagen in großer Zahl, einer Höhe von über 100 Metern und von der B 500 deutlich sichtbar, einen negativen Effekt auf den jetzt schon kränkelnden Wirtschaftszweig Tourismus haben, steht für ihn fest. Hockenjos sieht sich allerdings nicht als "Windkraftverhinderer". Er wolle einzig die sensiblen Landschaften des Schwarzwaldes schützen, betont er und hat Alternativ-Vorschläge. Minimalforderung ist eine überregionale Planung - in anderen Regionen Deutschlands bereits eine Selbstverständlichkeit. Nur so könne man Interessen abwiegen. Eine solche Planung gibt es im Schwarzwald nicht, und "die Regionalverbände sind darauf auch nicht wirklich vorbereitet", weiß Wolf Hockenjos. Windräder gehören seiner Meinung nach in bereits von Verkehr, Industrie und Antennen vorbelastete Regionen. "In einem Waldgebirge wie dem Schwarzwald setzt man mit Windkraft auf das falsche Pferd", sagt Hockenjos. Windkraft lohne sich wirtschaftlich auch nur durch Subventionen und Abschreibungsmöglichkeiten. Andere regenerative Energien wie Holz, werden jedoch nicht gefördert. "Für einen Bauern mit Waldbesitz lohnt sich die Herstellung von Energieholz nicht, weil die Erntekosten viel zu hoch sind", skizziert Hockenjos das Problem. Holz und Biomasse sind für ihn regenerative Energien, die im Schwarzwald Zukunft hätten, ohne den Tourismus zu schaden. "Der Umstieg auf regenerative Energien muss sein, das ist keine Frage. Aber in kurzer Zeit den Schwarzwald zu verspargeln ist für mich ein Alptraum und der falsche Weg".

Pyrmonter Nachrichten, 06.08.02
Gegen eine "Spargellandschaft": Windkraft soll begrenzt werden
Afferde (ks). "Schützen Sie uns vor weiteren Beeinträchtigungen der Wohnqualität in Afferde" - mit dieser und ähnlichen Forderungen kritisierten Afferder Bürger den geplanten Standort für die Errichtung von Windkraftanlagen im Bereich "Am Babser Wege" in der Ortsratssitzung im Freizeitheim heftig.
In teilweise leidenschaftlichen Diskussionen wurde auch die Nähe des Standortes zu bewohnten Gebieten moniert. Wolfgang Kaiser, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen bei der Stadt Hameln, berichtete: "Wir haben 1998 in mehreren Ortsräten über das Thema diskutiert. Dabei sind wir übereingekommen, für das Stadtgebiet Hameln nur einen Standort für diese Zwecke auszuweisen, nämlich den in Afferde/Hilligsfeld. Damals haben wir nicht ernsthaft geglaubt, dass jemand auf die Idee kommen könnte, hier eine Windkraftanlage aufzustellen." Inzwischen habe aber ein richtiger "Run" eingesetzt. Auch die Höhe der Anlagen habe sich erheblich verändert. "Heute werden keine Anlagen unter 75 Meter Nabenhöhe mehr hergestellt. Es gibt noch keinen Antrag auf Errichtung einer solchen Anlage. Wir sind allerdings sehr kritisch geworden und wollen die Höhe auf maximal 75 Meter im Flächennutzungsplan festlegen", führte Kaiser weiter aus. Bis die Flächennutzungsplanänderung aber genehmigt sei, könne etwa ein Jahr vergehen. Um diese Zeit zu überbrücken, schlug Kaiser die Aufstellung eines Bebauungsplanes vor. Ziel sei die Begrenzung auf höchstens 75 Meter. "Wir wollen nicht die Windkraft abwehren, aber aus städtebaulicher und landschaftgestalterischer Sicht ist die Errichtung von Windkraftanlagen von uneingeschränkter Höhe nicht vertretbar", fügte Kaiser hinzu. Nach ausführlichen Beratungen forderten sowohl Hannelore Fließ (CDU) als auch Reno Claus (SPD), die Nabenhöhe auf maximal 50 Meter zu begrenzen, um eine "Spargellandschaft" zu verhindern. Hannelore Fließ forderte außerdem die Einrichtung eines Abbaufonds für den Fall, dass die Anlagen später einmal zurückgebaut werden müssen. Da es sich bei dem ausgewiesenen Gelände um eine ehemalige Deponie handelt, forderte Reno Claus die Erstellung eines ausführlichen Gutachtens über die Eignung des Untergrundes für ein solches Bauvorhaben. Unter Berücksichtigung dieser Forderungen stimmte der Ortsrat Afferde nach einer Beratungspause der Beschlussvorlage einstimmig zu.

Trierischer Volksfreund, 06.08.02
Räder zerstören die Landschaft
Eifelverein fürchtet Verfremdung der Region durch Windparks
DÜREN. (red) Gegen die Nutzung der Windkraft hat sich der Hauptvorstand Eifelverein ausgesprochen. Das Gremium befürchtet eine totale Verfremdung des Landschaftsbildes.
Der Hauptvorstand des Eifelvereins kritisiert erneut den hemmungslosen Ausbau der Windkraft und die dadurch verursachte Verfremdung des Landschaftsbildes. Bereits vor einem Jahr hatte der Verein die Behörden aufgerufen, keine weiteren Windkraftanlagen mehr zuzulassen, weil das Maß des Naturverträglichen erreicht sei. Inzwischen drehten sich in der Eifel fast 500 Windräder ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Naturparke, Landschaftsschutz- oder Erholungsgebiete handelt, erklärt das Gremium. Die Eifel verliere zusehends ihren Charakter. Negative Beispiele seien dafür die Region Bitburg und Trier sowie die Windparks bei Schöneseiffen und in anderen Teilen der Nordeifel. Gehe diese Entwicklung so weiter, solle man die Tourismuswerbung einstellen und sich als Windindustrieregion präsentieren. Durch WKA werde der soziale Friede in Gemeinden gestört, teilt der Verein mit. Nicht die Ökologie sei Triebfeder des Ausbaues der Windkraft, sondern der Profit.
Mit allem Nachdruck fordert deshalb der Eifelverein, nach eigenem Bekunden seit 1888 Sachwalter des Landschaftsschutzes in der Eifel, nochmals, der weiteren Verfremdung und industriellen Überformung der Eifel Einhalt zu gebieten.

Neue Westfälische, 06.08.02
Lippenbekenntnisse in PADERBORN: Streit um Lärm der Windrotoren
Verbandschef Lackmann bietet Kompromiss an
Paderborn (dpa). Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu mehr Lärmschutz wollen die Hersteller und Betreiber von Windenergie-Anlagen die Akzeptanz von Windrädern verbessern.
Die Empfehlungen gingen teilweise über die im nordrhein-westfälischen Windenergie-Erlass festgelegten Vorschriften hinaus, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Windenergie, der Paderborner Johannes Lackmann, gestern in Düsseldorf. Einen verbindlichen Mindestabstand von Windrädern zur nächsten Wohnbebauung lehnt der Verband nach wie vor ab.
Der Verband, dem nach eigenen Angaben etwa 70 Prozent der Produzenten von Windrädern in Nordrhein-Westfalen angehören, empfiehlt, nur solche Anlagen zu errichten, die kein Brummen, Klappern oder Pfeifen verursachen. Auch beim Schattenwurf durch Rotorblätter wollen die Hersteller den zulässigen Spielraum nicht ausschöpfen. Laut Windkraft-Erlass dürfen Wohngebiete im Jahr acht Stunden vom Schatten der Rotorblätter getroffen werden. Die tägliche "Beschattungszeit" darf 30 Minuten nicht überschreiten. Der Verband empfiehlt "eine Beschattungszeit nahe Null". .......
Die FDP nannte die Selbstverpflichtung eine "durchsichtige Propagandaaktion der Windindustrie". Auch die CDU kritisierte die Selbstverpflichtung als unverbindliche Absprachen, die nicht nachprüfbar seien. ....

Neue Ruhr Zeitung, 06.08.02
Elefant im Porzellanladen
ENERGIE / Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung wollen Windkraft-Erbauer und -Produzenten ihre Gegner beschwichtigen.
DÜSSELDORF. Mit einer freiwilligen Verpflichtung wollen die Hersteller und Betreiber von Windkraftanlagen in NRW sich jetzt für mehr Lärmschutz der Anlagen einsetzen. Diese bundesweit bisher einmalige Erklärung haben NRW-Städtebauminister Michael Vesper (Grüne) und der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Windenergie (BWE), Johannes Lackmann, gestern vorgestellt. Gegner der Windkraft sind allerdings skeptisch......
Die Landtagsfraktionen von CDU und FDP kritisierten die Vereinbarung als unverbindliche Absprache, die den Bürgern keine Rechtssicherheit gebe. Auch bei den Betroffenen schürt das Vorhaben keine allzu großen Hoffnungen. "Unsere Kernforderung - ein Mindestabstand von 800 m bis zur nächsten Bebauung - bleibt nach wie vor unberücksichtigt", bemängelt Anne Heitwerth, Leiterin einer Bürgerinitiative in Enningerloh im Kreis Warendorf.

 

FAZ, 05.08.02 (Druckausgabe, Wirtschaftsteil)
Aluminiumhütten klagen über hohe Stromkosten
Verband verlangt zügige Änderung des Gesetzes über erneuerbare Energien / Aufschwung erst 2003 erwartet
ami. BERLIN, 4. August. Die Leicht- und Buntmetallbranche erwartet nach einer Konjunkturdelle im laufenden Jahr erst für 2003 wieder steigende Umsatzerlöse und Gewinne. Weil die Erzeugung derzeit auf oder knapp unter dem hohen Niveau des vergangenen Rekordjahres verharre und Lagerbestände abgebaut würden, sei bis Jahresende eine „leicht negative" Ertrags- und Produktionsentwicklung zu erwarten, sagte der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM), Martin Kneer, im Gespräch mit dieser Zeitung. Heftig beklagte er dabei die steigenden Stromkosten als Folge des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG). Möglichst schnell müsse der Gesetzgeber hier eine Begrenzung einführen. Sonst stünden Standorte und Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Die für die zweite Hälfte 2002 erwartete wirtschaftliche Erholung werde wohl erst 2003 eintreten, sagte Kneer. Hinweise dafür lieferten die Auftragseingänge, die er als „stabil bis sehr gut" bezeichnete. Für das kommende Jahr sei er deshalb verhalten optimistisch. Zwar verlaufe die konjunkturelle Entwicklung innerhalb der Branche durchaus unterschiedlich. Doch könne von den steigenden Auftragseingängen auf eine allgemeine Konjunkturbelebung geschlossen werden, da die Produkte der Branche vor allem in der Bauwirtschaft, der Automobilindustrie, Elektrotechnik und Elektronik sowie im Maschinenbau eingesetzt würden. Damit nehme die international vernetzte Branche, die 2001 in Deutschland mit 670 Unternehmen und 113 000 Beschäftigten gut 27 Milliarden Euro umsetzte, die Rolle eines Frühindikators ein.

Große Sorgen bereiten Kneer aber die hausgemachten Belastungen durch die Politik. Allen voran stellt er die Zusatzkosten, die bei der energieintensiven Herstellung von Aluminium, Zink, Kupfer oder Blei als Folge des Erneuerbare-Energien-Gesetzes anfallen. Dieses legt die Bedingungen fest, nach denen die Erzeuger von Strom aus Wind, Sonnenlicht oder anderen regenerativen, aber unwirtschaftlichen Energieträgern bezuschußt werden. Weil die Kosten für die Erzeugung auf alle Stromverbraucher umgelegt werden, entfallen auf große Abnehmer entsprechend höhere Kosten. Im Fall einer Aluminiumhütte in Nordrhein-Westfalen machten die Zusatzkosten aktuell an die 17 000 Euro pro Arbeitsplatz aus. 2006 könne die Belastung auf bis zu 20 000 Euro je Arbeitsplatz steigen. Da die Hütten zunehmend im internationalen Verbund betrieben würden, stünden Standorte mit zu hohen Kosten schnell zur Disposition oder würden bei Investitionen nicht berücksichtigt. Mehrkosten von bis zu 850 000 Euro im Monat könne ein Unternehmen nicht einfach so wegstecken. Der Wirtschaftsvereinigung schwebt eine Lösung nach dem Vorbild des Gesetzes zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vor. Dort sei eine Belastungsgrenze von 0,05 Cent je Kilowattstunde (kWh) und 0,025 Cent/kWh für stromintensive Hersteller vorgesehen.

Die in der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) zusammengefaßte Branche der Hersteller und Verarbeiter von Nichteisenmetallen umfaßt 670 Unternehmen mit 113.000 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr setzte sie 27 Milliarden Euro um, 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu den Nichteisenmetallen gehören die Leichtmetalle wie Aluminium, Magnesium und Titan, Buntmetalle wie Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn sowie Edelmetalle (Gold, Silber, Platin) und Seltenmetalle wie Gallium und Germanium, (ami.)

Jeversches Wochenblatt 02.08.2002 (S. 4)
Riesen-Windrad: Wangerland wehrt sich
Anlage soll im Meer bei Hooksiel stehen / Gemeinde macht Front gegen das Projekt und schaltet einen Anwalt ein
-nc- Hohenkirchen. Die Gemeinde Wangerland lehnt den im Meer vor Hooksiel geplanten riesigen Windkraftmast vehement ab. Nachdem die Bezirksregierung Weser-Ems die Bauvoranfrage kürzlich positiv beschieden hat, will die Kommune das Kieler Rechtsanwaltsbüro Ewer einschalten, um ihre rechtlichen Interessen zu wahren. Das heißt zunächst einmal: Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Rat am Mittwochabend einstimmig.
Errichten wollen die so genannte Nearshore-Anlage, wie berichtet, das hannoversche Unternehmen Winkra, es plant und baut Windparks, und der Auricher Hersteller Enercon. In der Nordsee vor Hooksiel und Wilhelmshaven soll sich der Rotor von Enercons Neuentwicklung E-112 drehen, die ein Leistungsvermögen von 4,5 Megawatt hat. Im Herbst 2003 möchte Winkra die Pilotanlage in Betrieb nehmen, sie gilt als Testfall für größere Offshore-Pläne der Firma im Bereich Helgoland und Rügen. Die Nabenhöhe der Anlage beträgt 100 Meter, der Rotordurchmesser 112 Meter.
Standort für den Bewährungstest im Wasser wäre die Jade, "nur 400 Meter vom Hooksieler Strand entfernt", ärgern sich Bürgermeister Joachim Gramberger und Erster Gemeinderat Manfred Meppen. Mehr Nearshore geht kaum. Das Wangerland fühle sich mit seinen Einwänden nicht ernst genommen, offenbar wolle das Land Niedersachsen die Anlage unbedingt. Gramberger fürchtet vor allem negative Auswirkungen auf den Tourismus, wenn ein solch gigantisches Windrad das Meerespanorama Hooksiels prägt. Eine ablehnende Stellungnahme sei auch von der Stadt Wilhelmshaven gekommen, so Meppen. Unverständlich finde er jedoch, dass die Wilhelmshavener Hafenwirtschaft nach seinem Kenntnisstand keinen Widerspruch angemeldet habe, im Gegenteil.
Nicht nachvollziehbar vor dem Hintergrund des Jade-Weser-Ports: Die Gemeinde Wangerland fordert bekanntermaßen im Zuge der Planung eine Vorverlegung des Hooksieler Außenhafens, der dann tideunabhängig wäre. Dann stünde das Windrad später an Land, wundern sich Gramberger und Meppen. Werden auch die Hafenwünsche der Wangerländer nicht ernst genommen`?
Jedenfalls will die Gemeinde Front machen gegen die Windenergieanlage - und, so betont der Bürgermeister, im Zweifelsfall auch den Klageweg beschreiten.

Jeversches Wochenblatt 02.08.2002 (S. 11)
Klimawandel hat bereits eingesetzt
Forscher: Unwetter werden in Zukunft immer schlimmer Entwicklung durch Computermodelle längst belegt
Von Simone Humml
Hamburg. Extreme Unwetter in Deutschland, Hitzewelle am Mittelmeer - genau dies haben die Computermodelle der Klimaforscher lange vorausgesagt. "Spätere Generationen werden sagen, um die "Jahrtausendwende waren erste Anzeichen für den Klimawandel zu sehen", sagt Mojib Latif vom Max-Planck-Institut für Meteorologie.
Deutliche Messreihen seit 1879 gibt es am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg südwestlich von München. Innerhalb der vergangen 100 Jahre ist dort die Temperatur um 0,9 Grad gestiegen.
Die Zahl der Tage mit starken Gewitterschauern oder kräftig anhaltendem Landregen mit mehr als 30 Millimeter Niederschlag hat sich dort in 120 Jahren von 1879 bis 1999 beinahe verdoppelt - von 2,8 Tagen auf 5,2 Tage pro Jahr. Ähnliches könne man laut Latif für ganz Deutschland annehmen.
Grund: Eine wärmere Atmosphäre führt zu einem stärkeren Wasserzyklus. "Wärmere Luftmassen nehmen mehr Wasserdampf auf. Daher steht mehr Wasser für Niederschläge zur Verfügung." Andere Gebiete werden den Voraussagen zufolge langfristig trockener. "Der Mittelmeerraum wird stärker unter den Einfluss des Azorenhochs kommen." Auch die Heftigkeit der Unwetter wird laut Latif noch zunehmen: "Was wir in Berlin und Brandenburg gesehen haben, ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. "Weit schlimmer werden die einzelnen Unwetter laut Latif, wenn es an Gewittertagen noch wärmer wird - etwa 40 statt 35 Grad in Brandenburg - und in ein solches Gebiet dann eine Kaltfront kommt.
In den vergangenen 100 Jahren habe sich die Durchschnittstemperatur in Deutschland um rund 1 Grad erwärmt. "Wir rechnen mit zusätzlichen 2 bis 3 Grad in den kommenden 100 Jahren." Das Klimaschutzprotokoll von Kyoto sei zwar ein wichtiger Schritt, weil der Zuwachs der Treibhausgase damit zumindest gedeckelt werden solle. Aber das wirkliche Gegenmittel gegen die globale Erwärmung sei der Umstieg auf alternative Energien, und zwar weltweit. Die Diskussion um die Wälder als Kohlendioxidspeicher und den Emissionshandel wie sie im Zuge von Kyoto geführt wird, lenke nur ab, meint Latif. Zudem ist das Protokoll immer noch nicht in Kraft.
"Langfristig kann man das Problem nur lösen, wenn man komplett wegkommt von den fossilen Brennstoffen", sagte Latif. "Es ist billiger, jetzt alternative Energien zu fördern, als im Jahr 2050 pausenlos Gewitterschäden zu beseitigen." Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung verweist darauf, dass auch Deutschland noch viel Energie einsparen kann: "Ein Deutscher verbraucht so viel Energie wie zwei Japaner." Deutschland müsse aber auch umweltfreundliche Energietechnik und Verkehrsmittel exportieren. Im Schwellenland China leben 1,2 Milliarden Einwohner. Wenn auch dort wie in anderen Industrieländern jeder zweite ein Auto fahren möchte, würde sich die Zahl der Autos weltweit allein deswegen verdoppeln, erläutert Gerstengarbe.
Eine Chance, bei Regierungsdelegationen für umweltfreundliche Energien zu werben, sieht Gerstengarbe auf dem Erdgipfel "Rio + 10" in Johannesburg. Als Vorbild nannte er die Reduktion der Ozon zerstörenden Treibhausgase FCKW, die in einem langjährigen Verhandlungsprozess schließlich ganz verboten wurden.

Darmstädter Echo, 01.08.02
Wieder Wirbel um Windkraft
Anträge einer baurechtlichen Genehmigung für sechs Kraftwerke auf Mossautaler und Erbacher Gemarkung stammen aus den neuen Bundesländern
"Die Dinger erschlagen den Odenwald", klagt Bürgermeister Willi Keil und meint damit jene sechs Windkraftanlagen, die nach dem Bestreben einer Meißener Firma dort in naher Zukunft stehen sollen. Dies, obwohl dem Unternehmen durchaus bekannt ist, dass sowohl die Gemeinde Mossautal, die Kreisstadt Erbach und der Odenwaldkreis dem Projekt an dieser Stelle nichts Positives abgewinnen können.
Zwei verschiedene Versionen von Windrädern sollen dort ihre Kreise ziehen, wie Willi Keil dem Bauausschuss in dessen Sitzung am Dienstag eröffnete. Die eine ist 150 Meter hoch, die andere ist unwesentlich kleiner, nämlich 134 Meter. Die Giganten - mit unterschiedlichen Bauherren - sollen in Nähe der so genannten Mossauer Höhe an der Kreisstraße 49 rotieren. Drei stehen dann auf der Gemarkung Unter-Mossau, drei auf der von Roßbach (Erbach).
Nach der gegenwärtigen Rechtslage im Baugesetz sind Windenergieanlagen grundsätzlich privilegiert. Zusätzliches Erschwernis stellt der Regionalplan des Regierungspräsidiums dar, der den Odenwaldkreis geradezu als prädestiniert für Windkraftwerke bezeichnet. Diese Aussage des Planes entstand ohne Beteiligung der Betroffenen, was neben manchem Ingrimm auch zum Gegensteuern aufruft.
Wie vielfältig berichtet, haben sich die Kommunen und der Odenwaldkreis dazu entschlossen, für den Odenwaldkreis ein Raster erstellen zu lassen, das Standorte für Windkraftwerke vorsieht. Dies aus einem einfachen Grund, nach richterlicher Entscheidung nämlich können dann andere Flächen ausgeschlossen werden. So sollen die Standorte der alternativen Kraftwerke begrenzt werden und in einem gemeinsamen Flächennutzungsplan Rechtskraft erlangen. Damit wären alle Spatzen gefangen, nur, gegenwärtig herrscht noch der Status quo.
Das heißt das Baugesetz wird der regionalen Willensbekundung übergeordnet. Deshalb haben die Geschäftsleute aus den neuen Bundesländern auch mit den Eigentümern der Flächen schon Pachtverträge abgeschlossen und sehen keine Notwendigkeit sich von ihren Vorstellungen zu verabschieden. Sie haben die Regionalplanung des Regierungspräsidiums Darmstadt quasi als Einladung für ihre umweltpolitisch sinnvolle und deshalb auch steuerlich begünstigte Investition angesehen.
Trotz der rechtlichen Präferenz machen die Odenwälder Kommunalpolitiker Bedenken zum Landschaftsbild, der Biotope und nicht zuletzt zum nahegelegenen Flugplatz Waldhorn geltend. Wie Baudirektor Erwin Wagner von der Genehmigungsbehörde gestern auf Anfrage erläuterte, wird aus dem Landratsamt keine Zustimmung kommen. Auch wenn das Baugesetz Windkraftanlagen einen recht hohen Stellenwert zubilligt, müssten doch die Träger öffentlicher Belange gehört werden.
Neben dem Landschaftsbild müssten auch Gesichtspunkte der Erschließung gewürdigt werden. Selbst wenn eine bauliche Genehmigung erteilt werden würde, stünde noch die naturschutzrechtliche aus. Und mit dieser könne überhaupt nicht gerechnet werden. Über die Kreisverwaltung läuft nun die Bestrebung, eine Änderung des Regionalplans beim Regierungspräsidium auf Grundlage des von den Kommunen und dem Kreis in Auftrag gegebenen Gutachtens zu erreichen, das zu ganz anderen Ergebnissen wie der Regionalplan kommt.
Der Projektleiter Claus-Dieter Keck von der UKA (Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH und Co Kg) in Meißen verdeutlicht die Firmenphilosophie, nach der verstärkt den Klimaschutzzielen der Gesetzgeber nachgekommen werden sollte, was letztendlich in einen Energiegewinnungsmix münde. Für den Odenwaldkreis gebe es einen Regionalplan, der für die Standortwahl entscheidend gewesen und rechtswirksam sei. Nun sei lediglich eine Bauvoranfrage gestellt worden, die ein umfangreiches Genehmigungsverfahren nach sich ziehe. Ein solches sei immer mit Risiko behaftet. - Udo Sponagel

Sächsische Zeitung, 01.08.02
Rotoren-Netz entlang der B 101
(Auszugsweise)
Auf Heynitzer Fluren werden acht Windräder gebaut / Landkreis Meißen will Anzahl begrenzen
Im Windpark Heynitz drehen sich bald 14 Rotoren. Der Landkreis will den Windräder-Bau auf wenige Standorte begrenzen. ..... Das Landratsamt sieht etwa 50 Windkraftanlagen im gesamten Kreisgebiet als Obergrenze an. Herr: "Mit dem Regionalplan kann die Windkraft-Nutzung in geordnete Bahnen gelenkt werden." So sollen nach dem Willen des Planungsverbandes und des Kreises künftig nur noch auf vier Wind-Vorrangstandorten im Meißner Territorium Anlagen gebaut werden können. Das sind Wölkisch-Südwest, Tummelsberg, Beyerhöhe und Wendischbora/Heynitz/Soppen. Damit sich kein Windräder-Wildwuchs breit macht, will Lommatzsch mit einem Bebauungsplan darauf Einfluss nehmen.

Mannheimer Morgen, 01.08.02
Die Grünen verlieren bekannte Köpfe
(Auszugsweise)
16 profilierte Abgeordnete werden dem neuen Bundestag nicht mehr angehören
"Summer in the City" nennt sich die Wahlkampfaktion. Das Eis ist dabei nur der Lockvogel, .... sowie für Kinder ein grünes Windrad oder einen Bastelbogen für eine grüne Faltkuh.....
Kuhn und Schlauch strotzen dabei nur so vor Optimismus. Die Affäre Özdemir? Erledigt.
Sollten die Grünen diesen Wert wieder erreichen, verringert sich die Zahl ihrer Abgeordneten wegen der Verkleinerung des Bundestages auf 43. .... Schwerer wiegt nach Ansicht von Beobachtern, dass die Fraktion einen kräftigen Aderlass verkraften muss, indem sie zahlreiche profilierte Mitglieder verliert, die sich in ihren jeweiligen Fachgebieten große Anerkennung erworben haben. 16 Abgeordnete scheiden aus, teils weil sie von sich aus auf eine erneute Kandidatur verzichtet haben, teils weil sie von der eigenen Basis nicht wieder nominiert wurden.... Die prominentesten Vertreter sind Cem Özdemir, die frühere Gesundheitsministerin Andrea Fischer, der Haushaltsexperte Oswald Metzger, die Verteidigungsexpertin Angelika Beer oder die Außenpolitikerin Rita Grießhammer. Da auch Helmut Lippelt den Bundestag verlässt, wird die neue Fraktion abgesehen von Außenminister Joschka Fischer keinen Experten mehr für das wichtige Feld der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik haben. ...Nicht nominiert wurden auch Fraktionsgeschäftsführerin Steffi Lemke und der Alt-Linke Hans-Christian Ströbele, weitere Vertreter des linken Flügels wie die Karlsruherin Monika Knoche oder Annelie Buntenbach scheiden ebenfalls aus. Prominenteste Neuzugänge werden er und seine Kollegin Claudia Roth sein, außerdem "einige interessante Leute" aus den Landesverbänden.

DEWEZET, 31.07.02
BUND kritisiert "Windkraft-Lamento"
Hameln (ey). Windkraft für Afferde: Dort, wo sich Widerstand regt, plädiert die Kreisgruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) für den Bau dezentraler Anlagen zur Energiegewinnung aus Wasser, Wind, Sonne, Biomasse und Biogas.
Kritik also an Klaus Frede, dem Vorsitzenden des Vereins für Wirtschaftsförderung Hameln-Pyrmont, der gesagt hatte, dass Hameln-Pyrmont seinen Beitrag zur Nutzung regenerativer Energien mit diversen Solar-Projekten bereits hinreichend geleistet habe. Ralf Hermes und Thomas Riegel von der BUND-Kreisgruppe widersprechen dieser Äußerung deutlich. Ihrer Auffassung nach müssen weiterhin regenerative Energien genutzt werden - auch oder vor allem in Hameln und Umgebung. Nach Auffassung der BUND-Kreisgruppe verschandeln kleinere Windparkanlagen keineswegs die Landschaft, sondern sollten eigentlich bei jedem Bürger positive Gefühle wecken, gerade auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzes. Das "Lamento" um Windkraftanlagen im Landkreis passe auch nicht zum Image einer "Solarstadt des Nordens". "Moderne Energiepolitik darf sich nicht auf den Bau einer Solarfabrik beschränken, sondern muss die Unterstützung im öffentlichen Raum für alle neuen Energiequellen beinhalten", sagt Hermes

Saarbrücker Zeitung, 31.07.02
Schüsse auf Windmühle
Wittlich (red). Ein moderner Don Quichote hat am Montagabend eine Windkraftanlage im Windpark Sefferweich bei Wittlich attackiert. Der noch unbekannte Windkraft-Gegner benutzte für seinen Angriff allerdings keine Lanze, sondern durchlöcherte mit einem Schrotgewehr mehrere Rotorblätter.

Schweriner Volkszeitung, 31.07.02
Nordex stellt größtes Windrad der Welt auf - Rotorfläche so groß wie ein Fussballfeld
(Auszug) Nechlin/Anklam (dpa) Die erste Windkraftanlage mit 90-Meter-Rotor dreht sich seit Dienstag in Postlow bei Anklam. Die nach Firmenangaben derzeit weltweit größte Serien- Windkraftanlage N90/2,3 MW ist vom Anlagenbauer Nordex AG Rostock gebaut worden. Die N90 basiert auf der bewährten 2,5-Megawatt-Anlage N80. Der Prototyp verfügt mit seinem zehn Meter größeren Rotordurchmesser aber auch über eine 27 Prozent größere Rotorfläche, die mit 6362 Quadratmetern etwa der Fläche eines Fußballfeldes entspricht. . Diese Fläche sei für den Energieertrag wesentlich, betonte Nordex-Vorstandschef Dietmar Kestner. "Deshalb verspricht die N90 an Standorten mit schwachen bis mittleren Windgeschwindigkeiten gegenüber existierenden Maschinen eine erheblich höhere Wirtschaftlichkeit."

Trierischer Volksfreund, 30.07.02
Start der Windkraft-Ära
WALDRACH. Auf der Waldracher Höhe in Sichtweite der B 52 hat der Bau der lange umstrittenen Windkraftanlage begonnen. Die ersten Arbeiten haben auch die Gegner wieder auf den Plan gebracht....
Beschwerde wegen Nist- und Brutzeiten
.... Der Start der Arbeiten vor Ablauf des Monats Juli widerspreche den Aussagen eines ornithologischen Gutachtens. Wegen der Nist- und Brutzeiten war darin ein Baustart nicht vor Ende Juli empfohlen worden.
Pressesprecherin Martina Bosch von der Kreisverwaltung: "Unser Umweltamt hat daraufhin dem Investor empfohlen, die Arbeiten zunächst zu stoppen und vorsichtshalber die Stellungnahme eines Ornithologen einzuholen." Immerhin sei nicht auszuschließen gewesen, dass gerade die als gefährdet eingestufte Feldlerche in ihrem Brutgeschäft hätte beeinträchtigt werden können. Am Mittwoch erschien dann der Experte auf Biedelt und suchte ­ so das Bauunternehmen Becker ­ bei einer Geländebegehung "nach einem Vögelchen". In seiner Stellungnahme kam der Ornithologe dann zu dem Schluss, dass die Arbeiten zu keiner Beeinträchtigungen des Brutgeschäfts führen würden: Brütende Feldlerchen seien in dem Bau-Gebiet nicht festgestellt worden.
Ärger wegen Schneisen im Roggenfeld
Damit konnte die Erschließung des Geländes fortgesetzt werden. Doch neue Vorwürfe gegen die Windkraftbauer wurden laut. Der Verein "Landschaftserhaltung Ruwertal und Hochwald" ­ ein Zusammenschluss von erklärten Windkraftgegnern ­ beschuldigt die Invest-Wind der Nahrungsmittel-Vernichtung. Tatsächlich war die gesamte Fläche auf Biedelt (rund 3,5 Hektar) mit Roggen eingesät. Der steht nun kurz vor der Reife. Aber trotz der Bitte des Pächters, mit den Arbeiten noch 14 Tage bis zur Ernte zu warten, habe man "einfach im Namen der Umwelt und der Sauberen Energie" mit der Planierraupe riesige Schneisen in das Brotgetreide geschlagen.
Auch Herbert Kluth, Geschäftsführer der Invest-Wind, bezeichnet die Vernichtung von mehreren Zentnern Roggen als "schlimme Sache", die sich jedoch nicht haben vermeiden lassen. Kluth: "An diesem Projekt sind zehn verschiedene Firmen beteiligt, da müssen die Termine beachtet werden." Auch habe man den betroffnen Pächtern angeboten, das Getreide etwas früher abzuernten ­ doch das hätten die abgelehnt "wegen zu großer Nässe"....

Thüringer Allgemeine, 29.07.02
Vorrangflächen für Windkraft ausgeschöpft
BALLHAUSEN (ske).Das vom regionalen Entwicklungsplan vorgesehene Potenzial für Windkraftanlagen in der Region sei ausgeschöpft. Das berichteten Vertreter von Thüringenwind Landrat Harald Zanker (SPD). Sowohl von Seiten der Unternehmen als auch der Kommunen bestünde aber Interesse an weiteren Anlagen, sagten die Manager. Möglichkeiten der Erweiterung der Vorrangflächen sollen nach Zankers Meinung bei der Fortschreibung des Nordthüringen-Planes deshalb "sensibel" ausgelotet werden.

ältere Artikel