RHEINPFALZ, 11.07.02
Der Hintergrund: Flächen für
Vogelschutz beträchtlich verkleinert
KIRCHHEIMBOLANDEN: Nur noch Ackerplateau bei Ilbesheim
betroffen - Naturschutzverbände intervenieren in
Brüssel
Letztes Jahr hatte sie in den Kommunen für helle
Aufregung gesorgt. Die sieht der SPD-Landtagsabgeordnete
Rudolf Franzmann nun als gegenstandslos an: Die
Vogelschutzrichtlinie der EU, für deren Umsetzung 2001
noch beträchtliche Teile der Fläche des
Donnersbergkreises im Gespräch waren, soll nur noch auf
dem Ackerplateau zwischen Ilbesheim und Flomborn zum
Tragen kommen. Aber: Gegen das beträchtliche
"Eindampfen" ursprünglich vorgesehener
Flächen in Land und Bund werden sich
Naturschutzverbände bundesweit zur Wehr setzen.
Laut Pressemitteilung Franzmanns hat der Ministerrat
Anfang Juli einem Beschlussvorschlag des
Umweltministeriums zugestimmt, in dem von den
ursprünglich vorgesehenen 20 Prozent der
rheinland-pfälzischen Landesfläche nur noch 8,3 Prozent
zur Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie vorgesehen sind.
Für das Donnersberger Land hatte der erste Vorschlag gut
ein Viertel der Kreisfläche erfasst, darunter einen
breiten Streifen von Reichsthal über Alsenz bis nach
Mörsfeld mit großen Teilen der Verbandsgemeinden
Rockenhausen und Alsenz-Obermoschel. Viele Kommunen und
Verbände hatten damals Befürchtungen artikuliert, dass
durch die Auflagen, die von einer solchen
Unterschutzstellung zu erwarten seien, die Region in den
Entwicklungsstillstand getrieben würde (wir
berichteten). Dieser Streifen kommt nun im
Gebietsvorschlag nicht mehr vor.
"Ich hoffe, dass nach der ursprünglichen Aufregung
auch im Donnersbergkreis zum Thema Vogelschutzrichtlinie
wieder Ruhe einkehrt", zeigt sich Franzmann daher
nun, nach dem neuen Stand der Dinge, zuversichtlich. Dem
steht allerdings entgegen, dass viele
Naturschutzverbände das "auf keinen Fall
mittragen" werden, erklärte Rüdiger Viessmann,
stellvertretender Kreis-Vorsitzender des
Naturschutzbundes (Nabu), gegenüber der RHEINPFALZ. Der
Naturschutzreferent seines Landesverbandes, Friedrich
Wulf, bestätigte auf Nachfrage, dass
Naturschutzverbände auf Bundesebene gegen die
bundesdeutschen Gebietsvorschläge in Brüssel Beschwerde
eingelegt hätten. Wulf ist davon überzeugt, dass es
wegen der Nichteinhaltung von EU-Recht in den
Gebietsvorschlägen bei einer Klage zur Verurteilung der
Bundesrepublik kommen könne. "Teilweise wurden die
besten Gebiete wieder rausgenommen", kritisiert Wulf
und nennt hier auch das Nordpfälzer Bergland, das bei
bestimmten Vogelarten in der Wertigkeit bundesweit auf
Platz 4 geführt werde. Als weiteres sogenanntes
"Top five-Gebiet", in diesem Fall für den
Mittelspecht, - für jede in der EU-Richtlinie
aufgeführte Vogelart müssen die fünf wichtigsten
Brutgebiete aufgelistet werden - verweist Viessmann auf
ein Waldstück bei Haide, das auch nicht zum Zuge komme.
Die Naturschützer sehen in den Streichungen ein
Zurückweichen gegenüber Verbandsinteressen. Viessmann
geht zwar nicht davon aus, dass der ursprüngliche
Vorschlag voll umgesetzt werden könne, erwartet jedoch
Kompromissbereitschaft zu Gunsten des Naturschutzes.
Im Umweltministerium hält man dagegen den
Gebietsvorschlag, der über Berlin jetzt nach Brüssel
geht, für "belastungsfähig", so
Pressesprecher Wolfgang Raber. Im ersten Vorschlag für
das Bundesland seien lediglich alle denkbaren Gebiete
aufgenommen worden im Sinne einer
"Suchkulisse". Beim Filtern der Vorschläge
habe man dann versucht, "Synergieeffekte" zu
nutzen, d. h. etwa solche Gebiete zu bevorzugen, die
gleich von mehreren schutzbedürftigen Vogelarten als
Bruträume genutzt werden oder die bereits über einen
landespflegerischen Schutzstatus verfügen.
Zahlreiche Abstriche waren auch vorgenommen worden nach
der Anhörung der Betroffenen, zu der landesweit fast 500
Anregungen eingegangen waren und die schon zu Beginn des
Jahres zur Herausnahme der Ortslagen und bekannter
Planungsabsichten der Kommunen geführt hatten. Unklar
scheint nach wie vor, welcher Schutzstatus einem Gebiet
zukomme, das von der Vogelschutzrichtlinie erfasst sei.
Der Kreisverwaltung lägen dazu noch keine Informationen
vor, sagte Umweltdezernent Albert Graf auf Nachfrage.
(bke) RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag,
11. Jul 02
Kommentar: Ruhe beim Vogelschutz?
Von Thomas Behnke - Ob tatsächlich, wie von MdL Rudolf
Franzmann erhofft, beim Thema Vogelschutzrichtlinie nun
Ruhe einkehren wird, nachdem in Mainz auch für den
Donnersbergkreis ein deutlich abgespeckter
Gebietsvorschlag ausgebrütet wurde, bleibt wohl noch
abzuwarten.
Denn nun sehen die Naturschutzverbände der
EU-Vogelschutzrichtlinie arg die Flügel gestutzt und
gehen, da offenbar bundesweit die ersten Vorschläge für
Vogelschutzgebiete erheblich Federn lassen mussten, von
guten Chance für ihre Intervention in Brüssel aus. Das
letzte Wort ist hier also wohl doch noch nicht
gesprochen. Dass der erste Gebietsvorschlag, der damals
in den Kommunen für so viel Aufregung gesorgt hat, nun
vom Ministerium beschwichtigend als "Suchraum"
bezeichnet wird - so, als sei es damals noch gar nicht
ernst gewesen - ist dabei kaum geeignet, den Eindruck
eines überhasteten, unkoordinierten Vorgehens zu
verwischen. Und dass der Kreisverwaltung bis heute keine
Information darüber vorliegt, welchen genauen
Schutzstatus die von der Richtlinie erfassten Gebiete
erhalten sollen, lässt aus Sicht der Kommunen nach wie
vor im Unklaren, was für ein Ei ihnen, sofern sie von
der Richtlinie betroffen sind, eigentlich ins Nest gelegt
wird. RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag,
11. Jul 02Jülicher Zeitung, 10.07.02
Stürmische Diskussion um Windkraftanlagen
Rödingen. Heftige Diskussionen entfachte das Thema
Windenergie bei einer Versammlung des
CDU-Gemeindeverbandes Titz in Rödingen.
Dabei forderten Mitglieder der Bürgerinitiative
"Störwind" aus der Nachbarkommune Elsdorf,
Rahmenbedingungen und Gutachten der so genannten
Konzentrationszone für Windkraftanlagen am
südöstlichen Rand der Gemeinde Titz noch einmal zu
prüfen.
Denn entgegen der Meinung von Referent Thomas Waschki,
Jurist bei der Kommunalpolitischen Vereinigung, glauben
die Mitglieder von Störwind, dass keine besonderen
Bereiche für Windkraftanlagen ausgewiesen und die
Anlagen selbst nicht zwingend genehmigt werden müssen.
Waschki hatte jedoch erläutert, dass laut Baugesetzbuch
die Windmühlen dann errichtet werden können, "wenn
es der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Wind-
oder Wasserenergie dient".
Auf diesen Paragraphen berufen sich alle Betreiber von
Windenergieanlagen. Der Jurist empfiehlt allen Kommunen,
rechtzeitig Gebiete zur Windkrafterzeugung im
Flächennutzungsplan auszuweisen, um einen Wildwuchs der
Anlagen in der Landschaft zu verhindern.
Als Einschränkung für Genehmigungen gelten laut Waschki
vorliegende oder erwartete Bauanträge im Umfeld eines
Windparks, die allgemeine Siedlungserweiterung oder!dann,
wenn die Landschaft eine Erholungsfunktion hat.
Voraussetzungen zur Erteilung einer Baugenehmigung sind
die Einhaltung von Lärmgrenzen, nämlich 60 dB (A)
tagsüber und 40 dB (A) nachts.
Auch beim Schattenwurf durch die bis zu 100 Meter hohen
Mühlen müssen Einwirkungen "zumutbar" sein.
Hier gilt: Schattenwurf darf maximal 30 Minuten am Tag
oder höchstens 30 Stunden im Jahr entstehen.
Bei diesen Einschränkungen müsse die Gemeinde noch viel
restriktiver vorgehen, so die Bürgerinitiative
"Störwind". Sie sorgte mit ihrer Aussage für
eine Überraschung, dass der Titzer Rat bereits in seiner
Sitzung am Donnerstag über einen Vertrag mit einem
Windparkbetreiber beschließen werde.
CDU-Fraktionsvorsitzender Helmut Paar ließ anklingen,
dass es dabei nicht etwa grundsätzlich um den Bau der
Anlage gehe, sondern um Fragen der Zuwegung und -leitung
(siehe auch Kasten).
Die Frage, ob Windparks sinnvoll sind, beantwortete Dr.
Heinz Geiser eindeutig: "Strom aus Windkraft ist
volkswirtschaftlicher Unsinn", lautet das Fazit des
Physikers aus Jülich. Dazu nannte er mehrere Gründe:
Die Stromerzeugung mit Windkraft sei wetterabhängig und
deshalb benötige jedes Windrad zusätzlich ein
konventionelles Kraftwerk als Reserve.
In Küstenregionen könne der Strom nicht verbraucht
werden und benötige ein Leitungsnetz, was zu
zusätzlicher Umweltbeeinflussung führe. Und
schließlich sei Strom aus Wind ohne hohe Subventionen
unwirtschaftlich, so Geiser.
Bevor das Thema Wind die Gemüter erhitzte, erläuterte
der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel die Haltung
seiner Partei zu Bildungspolitik, Arbeitslosigkeit und
der wirtschaftlichen Entwicklung. Deutschland bilde
mittlerweile in fast allen Bereichen das Schlusslicht in
Europa. Deshalb seien Reformen dringend erforderlich.
Stimmt die Vergütung, muss Rat notwendige Kabeltrassen
ermöglichen:
"Es ist kein erneuter Ratsbeschluss über die
Ausweisung der Konzentrationsfläche für
Windkraftanlagen notwendig", betonte der Titzer
Bürgermeister Josef Nüßer gegenüber der JZ. Die
planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau solcher
Anlagen bei Rödingen seien klar. "Wir haben
konkrete Bauanträge vorliegen, die wir auch genehmigen
müssen", wies Nüßer auf den Rechtsanspruch des
Antragstellers hin. Beratungsgegenstand in der heutigen
Ratssitzung sei eine Vereinbarung mit dem Bauträger
über Zuwegung und -leitung (Kabeltrassen), wofür die
Gemeinde auch eine Vergütung erhalte. "Die Gemeinde
muss dem Investor nicht nur den Bau der Anlage
ermöglichen, sondern logischer Weise auch deren
Betrieb." Der Tagesordnungspunkt werde auf Grund
schutzwürdiger Interessen ("Es geht um Euro und
Cent") nicht öffentlich abgehandelt. (hhs)
Jeversches Wochenblatt, 10.07.02
(S. 4)
Offshore-Windparks: Wer hält das Netz stabil?
Schwankungen des Windes bereiten den Versorgern mit jeder
aufgestellten Maschine mehr Probleme
-wit- Friesland/Oldenburg. In wenigen Jahren soll der
Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in
Deutschland auf 25 bis 30 Prozent gesteigert werden. Bei
der Diskussion über Offshore-Windparks stehen technische
und logistische Fragen im Mittelpunkt. Ein weiteres
entscheidendes ungelöstes Problem ist jedoch die
Netzstabilität. Und während die technischen und die
Versorgungs-Probleme mit jeder installierten Maschine
eher abnehmen (Erfahrungsgewinn), nimmt das Problem der
Netzstabilität mit jeder neuen Maschine zu.
Vergleicht man ein Stromnetz mit einem Wassernetz, so
bedeutet Netzstabilität, dass im Netz immer der selbe
Druck herrscht, egal wann und wie viel Wasser (Strom) die
angeschlossenen Kunden abzapfen. Jeder Druckabfall muss
sofort ausgeglichen werden. Geschieht das nicht,
tröpfelt das Wasser nur noch aus dem Hahn - oder die
Glühbirne flackert, der Computer stürzt ab und eine
Produktion bricht zusammen.
Da die Abnahmemenge relativ regelmäßig über den Tag
verteilt schwankt, können sich die
Energieversorgungsunternehmen (EVU) darauf langfristig
einstellen. Sie besitzen Grundlast- und verschiedene
Spitzenlastkraftwerke. Außerdem machen sie von der
Möglichkeit gebrauch, für bestimmte Zeiten Strom von
anderen Erzeugern an der Strombörse zuzukaufen.
Grundlastkraftwerke laufen Strich und decken den
Strombedarf, der immer da. Wenn dann mittags die Herde
eingeschaltet werden oder ein Weltmeisterschaftsspiel
zuende geht, dann können weitere Kraftwerke sofort
hochgefahren oder, noch schneller, zum Beispiel
gespeicherte Druckluft über eine Turbine entspannt
werden.
Mit der Zunahme der Windenergie wird das Problem
komplexer. Das Netz beginnt an beiden Seiten zu
schwanken. Die Druckschwankungen sind dann nicht mehr nur
abhängig vom einigermaßen kalkulierbaren Verhalten der
Verbraucher sondern auch vom zudem unkalkulierbaren
Verhalten des Windes. Da immer irgendwo Wind weht, sind
die Schwankungen nicht so groß, dass man für jede
Windturbine ein Ersatzkraftwerk vorhalten müsste - doch
vernachlässigbar ist das Problem nicht. Einige Beispiele
zeigen dies:
Die maximal von den Kunden der EWE geforderte Leistung
liegt bei 2300 MW. Die maximale Leistung der Windenergie
beträgt etwa die Hälfte, nämlich 1200 MW. Betrachtet
man hingegen die Arbeit, nimmt also die Zeit hinzu, so
beträgt der Anteil der Windenergie im Jahresmittel
nicht, wie bei der Leistung, 50 Prozent sondern
"nur" noch 16 Prozent.
Nun wird sich das Verhältnis zwischen Leistung und
Arbeit verbessern. wenn Strommühlen Offshore stehen,
also dort, wo mehr Wind konstanter weht. Doch weiterhin
ist mit erheblichen Schwankungen zu rechnen: Ein
herkömmliches konventionelles Kraftwerk arbeitet mit
rund 8000 Volllaststunden. Die Strommühlen im Wybelsumer
Polder haben etwa 2700 Volllaststunden und Offshore wird
mit 4000 Volllaststunden kalkuliert. Da unter
Volllaststunde nicht die Zeit verstanden wird, in der das
Kraftwerk volle Leistung bringt, sondern darin alle
Leistung über das Jahr aufaddiert wird, so dass das
Kraftwerk rechnerisch den Rest der Zeit null Leistung
erbringt, bedeutet dies, dass selbst eine Offshore-Anlage
sechs Monate rechnerisch stillsteht (ein Jahr hat 8760
Stunden). Erschwerend kommt weiter hinzu, dass die
Schwankungen der Einspeisung wegen der immer noch
unsicheren Wettervorhersage kaum vorher planbar sind, so
dass bei der täglichen Kraftwerksplanung der Faktor
Windenergie schwer zu berechnen ist.
Ist der Anteil der eingespeisten Windenergie relativ
klein, so ist dies ohne Schwierigkeiten hinnehmbar. Bei
zukünftig 30 Prozent Windenergie haben die EVU jedoch
ein erhebliches Problem. Da die Windenergie nach dem
Energieeinspeisegesetz Vorrang hat, können die
Unternehmen Strommühlen auch nicht ohne weiteres
abstellen.
Nach Auskunft von Peter Brunswig und Horst-Dieter
Schäfer - die Ingenieure sind bei der EWE für Netzbau,
Netzbetrieb und Netzplanung zuständig - ist dieses
Problem ungelöst. Je mehr Windenergie eingespeist werde,
um so mehr Regelenergie benötige man - und dieser
Regelenergie sei teuer. Im Energieeinspeisgesetz komme
diese Problem nicht vor.
Nach Einschätzung von Brunswig und Schäfer wird ein
Großteil der Regelenergie dadurch zur Verfügung
gestellt werden müssen, dass konventionelle Kraftwerke
nicht mehr Volllast fahren, sondern ihre Last sich der
schwankenden Windenergie anpasst. Für diese Anpassung
sorge die Physik, aufwendige Regeltechnik sei nicht
notwendig. (Dies Phänomen kennt jeder aus seinem Auto:
Steht es an der Ampel und wird ein Energieverbraucher,
etwa der Ventilator oder das Licht, zugeschaltet und der
Lichtmaschine mehr Strom abverlangt, so geht die
Motordrehzahl automatisch in die Knie; genauso
automatisch wird dann mehr Gas gegeben, um die
Leerlaufdrehzahl zu erhöhen. Im Fall der schwankenden
Windenergie lauft das genauso, nur umgekehrt. Lässt der
Wind auch nur für Sekunden nach, sinkt der Druck im
System, die Turbinen im Kohlekraftwerk drehen sich
schwerer - es wird also mehr Kohle verbrannt.)
Was physikalisch einfach ist, ist in diesem Fall
wirtschaftlich eher schlecht, da die Investitionen in die
Kraftwerke nur teilweise und schwankend genutzt werden.
Nach Wissen der EWE gibt es über die wirklich
anfallenden Kosten für die Regelenergie noch keine
Schätzung. Das sei letztlich aber auch nicht Sache der
EWE sondern ihres Stromlieferanten Eon, der ja auch die
hohen Offshore-Leistungen in sein überregionales Netz
eingespeist bekomme.
Helfen könnte hier, so Brunswig und Schäfer, eine
bessere Wettervorhersage. "Für die Planung des
Kraftwerkeinsatzes benötigen wir das Wetter am Tag
vorher mit zweistündlicher Sicherheit. Wenn Sie so ein
System anbieten, können Sie reich werden." Unter
anderem das Deutsche Windenergie-Institut (Dewi) arbeite
an solchen Prognoseinstrumenten.
Cuxhavener Nachrichten, 09.07.20
Wo bleibt der Aufschrei?
Mit dem Leserbrief zum Thema Nearshore-Parks vor
Cuxhavens Küste" setzt sich H. Koch in seiner
nachfolgenden Lesermeinung auseinander.
Bravo, Herr Schormann! Zwar verdammt spät, aber
vielleicht nicht zu spät! Endlich wird ausgesprochen,
was unter dem Deckmäntelchen" Förderung
strukturschwacher Gebiete, Arbeitsplatzbeschaffung und
Strom im Einklang mit der Natur" von PN &
dergleichen Firmen versteckt" wird.
100 (?) deutsche Windkraftwerks-Betreiber können sich
demnach nicht irren; ich meine die subventionierte
Verdummung" des Steuer- & Stromzahlers
muss sich demnach lohnen (jährliche
Gewinnsteigerungsquoten von 40 bis 50% sind in dieser
Branche in den letzten Jahren erzielt worden). Wenn die
Windanlage-Branche ein Kompetenz-Zentrum" in
Cuxhavens Region errichten will, dann muss sie auch
präsent sein!
Und 3-mal darf der geneigte Bürger raten, wo die
Küstennah-Präsenz (Nearshore) errichtet werden wird:
wohl kaum außerhalb der 3-MeilenZone, wo sich PN
& seinesgleichen" auf internationales Recht
begeben würde; nein, ich denke, man wird, schon aus
wirtschaftlichen Gründen, die Muster" an
Windkrafträdern in unsere unmittelbare
Nachbarschaft" stellen.
Aus welcher Umfrage, wenn nicht aus der verbandseigenen,
hat Herr von Geldern wohl die Aussage zur Akzeptanz zu
Windkrafträdern? Wo, Herr von Geldern, hat ein Anstieg
der Urlauberzahlen an den Küsten; an denen Windparks
offshore stehen, stattgefunden (Sie meinen vermutlich
Mecklenburg-Vorpommern kurz nach der Wende, ohne
Windparks)? Wenn trotzdem, dann doch sicherlich nicht,
weil die Kaffeemühlen an Land wie auf See so hübsch
anzusehen sind!
Warum verschweigt Herr von Geldern ebenfalls die Studie;
dass, soll die Kosten-Nutzen-Analyse der seestationierten
Windparks aufgehen", die Leistung und damit
Größe und Höhe der einzelnen Windkrafträdern zu den
derzeitigen verdoppelt werden muss und sie sehr wohl,
auch außer halb der 3-Meilen-Zone aufgestellt, zu sehen
sind!
Wo bleibt der Aufschrei der Grünen" mit ihren
löblichen Absichten, wo der des Naturschutzes, wo der
der küstennahen Schifffahrt und der Fangflotte, wo der
der gesamten Touristik-Branche; die können doch nicht
alle PN & Artgleiche"-Aktien besitzen?
Richtig, Herr Schormann, ob verharmlosend"
Nearshore genannt, oder direkt vor der Tür",
man muss dem Tatendrang dieser Firmen in den
Ferienregionen kräftig auf die Finger.... und nicht nur
sehen! Ganz abgesehen davon, dass in ca. 8 bis 10 Jahren
die Energiegewinnung durch Wasserstoff-Anlagen
revolutioniert wird und der Steuerzahler dann die
Dinger" nochmals bezahlt, indem sie teuer
wieder abgebaut werden - aber das a) wissen die Herren
PN's" schon längst, darum die jetzigen
Aktivitäten und b) ist ein übergeordnetes Problem. - H.
Koch
taz Bremen, 09.07.02
"Wir planen keine
Ruinen"
»Offshore-Windmühlen sind unwirtschaftlich, behaupten
zwei Experten aus Schleswig-Holstein und werfen den
Planern der Rotor-Parks windige Berechnungen vor. Die
Windkraft-Branche ist empört
Windkraft-Gegner jubilieren: Die Berechnungen zur
Wirtschaftlichkeit von Offshore-Windparks seien allesamt
falsch. Das verkünden jedenfalls der Hamburger
Unternehmensberater Lothar Schedereit und ein
Abteilungsleiter aus dem Kieler Umweltministerium, Gustav
Sauer. In ihrer Studie "Offshore-Windparks - eine
Investitionsfalle?" [siehe auch Bremer Nachrichten] werfen
sie den Planern der Rotoren-Parks vor, die
störungsbedingten Ausfallzeiten der Windkraftanlagen zu
unterschätzen. Bau und Betrieb von Offshore-Windparks,
schlussfolgern sie, kämen einer
"Kapitalvernichtung" gleich.
Bei Anlagenbauern und Planern von Offshore-Windparks hat
das Papier harsche Proteste hervorgerufen. "Das geht
doch völlig an der Realität vorbei", regt sich
etwa Martin Bretag von der Bremer Energiekontor AG auf.
.... Sauers Arbeitgeber, das Kieler Umweltministerium,
geht ebenfalls auf Distanz und betont, das Papier sei ein
"reines Privatvergnügen" des Abteilungsleiters
gewesen.
Hauptargument von Schedereit und Sauer ist die
Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die riesigen Rotoren,
schreiben sie, würden eventuell nicht nur einer nach dem
anderen ausfallen, sondern - mathematischen Modellen
zufolge - auch zum Teil gleichzeitig kaputt gehen. Die
Folge: Die Wartungsmannschaften auf hoher See kämen mit
den Reparaturen nicht mehr nach, die Anlagen stünden
längere Zeit still, die erzeugte Strommenge und damit
die Einnahmen wären weit geringer als bislang
prognostiziert - "ein Investitionsgrab".
"Kein Betreiber hat doch Interesse daran,
irgendwelche Investitionsruinen zu bauen", hält
Nanninger dagegen. Die Ausfallzeiten seien bereits mit
einkalkuliert, zudem liege ein spezielles Wartungskonzept
für die Offshore-Parks bereits in der Schublade.
Inmitten der 208 vor Borkum geplanten Windmühlen werde
Prokon Wohncontainer und ein Ersatzteillager errichten.
"Unsere Service-Crew wird rund um die Uhr vor Ort
sein", kündigt Nanninger an. ....« Die tollen
dänischen Offshore-Parks werden bemüht. (Siehe
dazu: Danish dilemma und Staat in der Bredouille mit
WKA)
Die Branche habe nicht geboomt, weil die Anlagen still
stehen, ließ Energiekontor verlauten, vergaß jedoch die
wahre Ursache des windigen Booms - das EEG - zu
erwähnen. Auch bleibe entgegen den Behauptungen der
Abriss der Rotor-Riesen nicht auf dem Steuerzahler
liegen, jeder der sich da auskennt, wisse das ....
Bremer Nachrichten, 08.07.02
"Investitions-Ruinen auf See"
Energie-Experten kritisieren geplante Offshore-Windparks
als unwirtschaftlich
Von unserem Redakteur Burkhard Ilschner
Kiel/Hamburg/Bremen. Zwei norddeutsche Energie-Experten
haben den aktuellen Plänen, in Nord- und Ostsee mehrere
große Windkraftparks zu errichten, scharf widersprochen:
Die bislang diskutierten Projekte seien sowohl
unwirtschaftlich als auch energiepolitisch fragwürdig.
Es zeichne sich bereits heute ab, dass am Ende
"Investitions-Ruinen in den Meeren übrig
bleiben" könnten. Die Kritik stammt von einem
Energieexperten im Umweltministerium der rot-grünen
Landesregierung Schleswig-Holsteins, Gustav W. Sauer,
sowie von Lothar Schedereit, Geschäftsführer des
Hamburger Energieberatungsunternehmens RENORGA. Beide
haben ihre Thesen im Juni dieses Jahres in der
Fachzeitschrift "Immissionsschutz"
veröffentlicht. Die Reaktionen ließen nicht lange auf
sich warten. "Viel Zustimmung", sagt Schedereit
im Gespräch mit unserer Zeitung, "aber auch einige
wütende Attacken aus der Branche". Letzteres ist
kein Wunder: Nach Ansicht von Sauer und Schedereit fußt
der Jubel der Windkraft-"Gemeinde" über die
Offshore-Optionen weitgehend auf Wunschvorstellungen, die
dann für die erhofften Investoren "gutachterlich
orchestriert" würden. Die beiden Experten
konzentrieren ihre Kritik auf zwei Aspekte: Zum einen
seien bisher allzu optimistische Annahmen über Ursachen
und Kosten von Ausfall und Wartung der Windenergieanlagen
"ungeprüft übernommen" worden. Zum anderen
gebe es erhebliche netztechnische Probleme, die die
Offshore-Windenergie und die Kernkraft zu einer
"zwar verheimlichten, aber umso innigeren"
Allianz werden lasse.
Beide Faktoren zusammen führten zu einer drastischen
Steigerung der Herstellungskosten für den Strom aus
Wind: "Eine Offshore-Windenergienutzung ist heute
zwar technisch sicherlich machbar, eine
Wirtschaftlichkeit ist allerdings zu verneinen." Es
werde abzuwarten sein, ob diese
"Investitions-Ruinen" nicht "alsbald der
öffentlichen Hand anheimfallen". Die
"Windgemeinde" verweigere sich
"hartnäckig" dieser Vorausahnung wie auch der
"Einsicht", dass Windkraft nur ein
zusätzliches Potenzial und keinesfalls eine Alternative
in der Versorgungssicherheit sein könne. An die Spitze
der Kritiker dieser unbequemen Prognosen hat sich sofort
der Vorsitzende des Wirtschaftsverbandes Windkraftwerke
und Chef des Cuxhavener Anlagenbauers Plambeck, der
ehemalige Staatssekretär im Bundesagrarministerium
Wolfgang von Geldern, gesetzt. In einem offenen Brief an
Sauer und Schedereit äußert Geldern nicht nur sein
"größtes Befremden", sondern nennt ihre
Kritik an den bisherigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen
seiner Branche schlicht "falsch". Sauers und
Schedereits Aussagen seien "möglicherweise dazu
geeignet, Schadensersatzforderungen zu provozieren",
so Geldern weiter, unterstellten sie doch "den
beteiligten Unternehmen unseriöses
Planungsverhalten". Gustav Sauer vermag dies nicht
nachzuvollziehen, er unterstreicht, seine Berechnungen
erstmals in Anwesenheit auch von Vertretern der Firma
Plambeck bei der Offshore- Konferenz am Anfang März in
Cuxhaven vorgestellt zu haben: "Es gab keinen
Widerspruch." Gelderns Äußerungen sieht er, wie er
in einer Antwort an den Windkraftmanager schreibt, daher
eher als eine "massive Drohung",
technisch-wissenschaftliche Nachfragen "zu Gunsten
Ihrer Verbandsintention unterdrücken zu wollen."
Zufrieden äußerte sich dagegen der Sprecher des
Wattenrats Ostfriesland, Manfred Knake: "Die
Entzauberung der angeblich ökologischen Windenergie hat
längst begonnen", verweist er auf laufende
EU-Verfahren wegen mutmaßlich fehlplatzierter
Windenergieanlagen in Vogelschutzgebieten. Die geplanten
Offshore-Parks an Hauptschifffahrtswegen und in der Nähe
des Wattenmeeres seien wegen der Kollisionsgefahr
"eindeutig gemeingefährlich", unterstreicht
Knake und begrüßt nachdrücklich, dass Sauer und
Schedereit "nun auch die Wirtschaftlichkeit dieser
Windmonster schlagend in Zweifel gezogen haben".
Siehe auch Kommentar "Zeit zur Behutsamkeit"
sowie Bericht Seite 2
Jahreszeiten, Tide und Wetter...
Macht der hohe Wartungsaufwand Offshore-Windparks zum
Risiko für Anleger?
Von unserem Redakteur Burkhard Ilschner
Kiel/Hamburg/Bremen. Die derzeitigen Pläne für
künftige Windenergieanlagen weit draußen auf Nord- und
Ostsee sind nicht ganz unbescheiden: Kleinere Windparks
sollen bis zu 20, größere Felder bis zu 90 Rotoren
umfassen. Dabei ist die Rede von Windrädern in
Größenordnungen, wie es sie bislang kaum auf
Reißbrettern gibt. Trotzdem richtet sich die Kritik der
norddeutschen Energieexperten Gustav Sauer (Kiel) und
Lothar Schedereit (Hamburg) nicht grundsätzlich gegen
die technische Machbarkeit dieser Vorhaben. Allerdings
sehen die beiden allein durch die abseitige Lage auf
hoher See sowie durch meteorologische Unwägbarkeiten
erhebliche Probleme - und kritisieren, dass eben diese
Risiken bislang unzureichend berücksichtigt würden. Im
Mittelpunkt ihrer Überlegungen steht die Frage, wie oft
und wann die geplanten Windenergieanlagen (WEAn) auf
hoher See gewartet oder repariert werden müssen.
Derzeitige Gutachten, so die Kritiker, gingen lediglich
aus von geplanten Wartungszyklen, die zudem in den
Sommermonaten lägen, sowie von Störfällen im
statistischen Abstand von 18 Monaten: "Warum sich in
Wirklichkeit aber die WEAn daran halten sollten, bleibt
unerfindlich", schreiben sie nicht ohne Sarkasmus.
Prompt machen die beiden eine Gegenrechnung auf, die
zunächst von den Dimensionen der geplanten Windparks
ausgeht. Es folgt eine mathematische Analyse von
Ausfall-Wahrscheinlichkeiten - "wie sie bei
gleichartigen Systemen üblich ist" (Sauer) - sowie
eine darauf fußende Berechnung, was die notwendige
Vorhaltung geeigneter Schiffe mit qualifizierten
Wartungsteams kosten wird, um jederzeit auch an mehreren
Stellen zugleich reparierend eingreifen zu können. Denn
nur Rotoren, die sich immer drehen, wenn der Wind es
gestattet, bringen Energie - und ihren Investoren Geld.
Sauer und Schedereit kommen aber mit diesen
Aufwands-Berechnungen in Dimensionen, die eben Investoren
zum Weinen bringen könnten. "An Land", so
erläutert Schedereit unserer Zeitung, "sind
Wartungskosten vor allem deshalb abschätzbar, weil alle
Windenergieanlagen jederzeit und schnell erreichbar
sind". Auf See hingegen gebe es aus dem
Zusammenspiel von Jahreszeiten, Tide und Wetter eine
Reihe von Risikofaktoren, die bislang unzureichend
berücksichtigt seien. Schedereit: "Im Ergebnis
erhöhen sich die Stromherstellungskosten von (noch in
alter Währung) gutachterlich errechneten 14,5 auf mehr
als 21 Pfennig pro Kilowattstunde." Wobei er
zugleich daran erinnert, dass die staatliche
Stromeinspeisevergütung nach dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz, auf 20 Jahre gemittelt, bei
13,8 Pfennig pro Kilowattstunde liegt. Für Investoren
bedeute das letztendlich: "Die Eigenkapitalrendite
sinkt von den gutachterlich vorgerechneten 10,7 Prozent
auf minus 5,5 Prozent."
Schedereit und Sauer scheuen sich nicht, das Wort
"Kapitalvernichtung" in den Mund zu nehmen.
Auch im zweiten Teil ihrer Philippika gegen die
"Windgemeinde" gehen die beiden aus von der
stark wetterabhängigen Verfügbarkeit der Rotoren auf
hoher See. Sie befürchten nämlich erhebliche Probleme
mit der Stabilität des Stromnetzes: Wenn so viele
Anlagen mit schwankender Leistungs- Kontinuität ins Netz
eingebunden werden sollen, so ihre Überlegung, werden
technisch leistungsstarke Generatoren benötigt, um diese
Schwankungen aufzufangen. Zur Zeit würden diese
Instabilitäten von den großen Kernkraftwerken
"glattgebügelt", sie und die Windkraft seien
"Schwestern im Netz". Beim geplanten Rückbau
der Atomreaktoren allerdings würden für den
beschriebenen Zweck in Zukunft fossil befeuerte
Kraftwerke von mehr als 500 Megawatt Leistung benötigt.
Das "Faszinosum" Windenergie unterminiere so
die Ziele des Klimaschutzprogramms. Schedereit: "Und
die als Investitionsanreiz gedachte Einspeisevergütung
wird damit kontraproduktiv." "Ich bin nicht
grundsätzlich Gegner der Windenergienutzung",
unterstreicht der Hamburger, "aber wenn das Geld
knapp ist, muss es zunächst in die Maßnahmen gelenkt
werden, die allen anderen gegenüber den höchsten Erfolg
versprechen. Und das sind Energieeinsparung - durch
Wärmedämmung und bessere Heizungen - oder CO2-Minderung
etwa durch hocheffiziente Kraftwerke." In der
Auseinandersetzung um Sinn und Unsinn von Windparks an
Land und erst recht auf See mahnte Schedereit im
Gespräch mit unserer Zeitung abschließend vor allem
eine ökologische Gesamtbilanz für Windenergieanlagen
verschiedener Größenordnungen an: "Der im
Lebenszyklus eines Rotors zu leistende Aufwand für
Entwicklung, Herstellung, Aufbau, Betrieb, Wartung,
Demontage und Entsorgung aller Einzelteile muss der
erbrachten Strommenge gegenübergestellt werden. Ich bin
nicht sicher, ob diese Rechnung positiv ausgeht für die
Offshore-Windrotoren."
Zeit zur Behutsamkeit "Der Offshore-Kuchen ist groß
genug für alle" - so oder so ähnlich tönt es seit
Monaten entlang der Küste. Gemeint ist die Hoffnung, an
dem Geschäft mit den geplanten Mega-Windparks draußen
auf hoher See könne gut verdient werden - durch Bau,
Wartung oder Lieferung der Anlagen und der dazugehörigen
Infrastruktur. Von "Kompetenzzentren" und
"Offshore-Agenturen" war überschwänglich die
Rede, auch der Begriff "Goldgräberstimmung"
war in diesem Zusammenhang schon zu hören. Es ist an der
Zeit, die ganze Sache mal etwas behutsamer anzugehen. Die
jetzt bekannt gewordene Studie der beiden norddeutschen
Energie-Fachleute, die den aktuellen Offshore-Plänen in
Nord- und Ostsee unterstellen, sie seien weder
wirtschaftlich tragfähig noch energiepolitisch sinnvoll,
sollte Anlass genug sein. Man sollte sich daran erinnern,
dass das Prädikat "ökologisch" - die
Windkraft-Enthusiasten werden nicht müde, es für sich
in Anspruch zu nehmen - immer auch "weniger,
einfacher, langsamer" meinte.
Nicht ohne Grund ist die Windkraft umstritten, seit
findige Köpfe herausgefunden haben, dass man diese Art
der Energiegewinnung auch gut nach großindustriellem
Muster betreiben könne. Die Akten über Streitigkeiten
um Landschaftsbild (Stichwort "Verspargelung")
oder Vogelschutz füllen längst ganze Regalwände. Immer
höhere Rotoren, immer mehr Anlagen pro Windpark, immer
stärkere Leistungen - es konnte den Erbauern und
Betreibern von Anfang an nie schnell, groß, mächtig
genug sein. Und bekanntlich gibt es auch gegen die
aktuellen Offshore-Pläne Bedenken aus Naturschutz- oder
Schifffahrtssicht. Die beiden Kritiker mit
Schadensersatzforderungen zu bedrohen oder ihnen sonst
einen Maulkorb umzuschnallen, kann keine Lösung sein.
Die so genannte Windkraft-Gemeinde muss sich der Kritik
stellen. Oder ist sie sich ihrer Sache letztlich doch
nicht sicher?
Neue Osnabrücker Zeitung,
09.07.2002 Nordwest
"Union fehlt die Vision in der
Energiepolitik"
Hannover (jd) Der niedersächsische Umweltminister
Wolfgang Jüttner hat Forderungen der
CDU zurückgewiesen, die Windenergie nicht stärker
auszubauen.
"Das halte ich für falsch", meinte der
SPD-Politiker zu dem Vorwurf des CDU-Umweltexperten
Kurt-Dieter Grill, das Maß des Erträglichen sei in der
Windenergie vielerorts überschritten. "Das mag an
manchen Standorten richtig sein," räumte Jüttner
ein. Insgesamt sei jedoch der Ausbau der Windenergie aus
klimapolitischen Gründen weiter geboten. Dies gelte vor
allem für den Offshore-Bereich vor der Küste, aber auch
für viele Standorte an Land. Vor allem im Ausland, aber
auch in manchen Regionen Deutschlands gebe es
zusätzlichen Bedarf.
Grill, der zugleich Vorsitzender der Enquetekommission
"Energieversorgung" im Bundestag ist, hatte im
Interview mit unserer Zeitung "volles
Verständnis" für den Protest der ostfriesischen
Inseln gegen die geplante Errichtung von Windparks
innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone in der Nordsee
geäußert. Jüttner räumte ein, dass keine regenerative
Energie ohne gesellschaftliche Legitimation durchgesetzt
werden könne. "Da muss auf den Inseln noch mehr
Überzeugungsarbeit geleistet werden", meinte der
Minister. Man sei allerdings in intensiven Gesprächen
mit Vertretern der Inseln. Die niedersächsische
Landesregierung werde nicht über die Belange der Region
hinweggehen.
Die küstennahen Anlagen bezeichnete Jüttner als
"notwendig, um Erfahrungen zu sammeln". Es gebe
Standorte, an denen es nach seiner Einschätzung
"gehen kann und bei denen Belange des Tourismus
berücksichtigt sind". Auch in der Region wisse man,
" was da für wirtschaftliche Chancen
drinstecken". In den letzten zehn Jahren seien
zehntausend Arbeitsplätze im Bereich Windenergie
geschaffen worden. Allein in Niedersachsen würden in den
nächsten zehn bis 20 Jahren knapp zehntausend
Dauerarbeitsplätze zusätzlich entstehen. Die erste
Pilotanlage innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone wird nach
Jüttners Einschätzung im Jahr 2004 entstehen. Ab
2006/2007 ist dann dem Ende Mai von der Landesregierung
vorgestellten Aktionsplan zur Offshore-Windenergie
zufolge der Bau von Anlagen auf hoher See geplant.
Entscheidend sei die "energiepolitische
Vision", meinte Jüttner. "Und ich habe den
Eindruck, Herr Grill hat keine". Die Vorstellungen
der Union entstammten der Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie
wolle die Energie nur fortschreiben, indem sie "ein
bisschen regenerative Energien" befürworte, sich
aber alle Optionen offen halte. "Das halte ich für
politisch fatal," meinte Jüttner. Erforderlich
seien vielmehr kreative Konzepte, die regenerative
Energien marktfähig machten, "damit sie sich dann
im Wettbewerb behaupten können".
Auch Grills Vorwurf, die Windkraft werde
"dauersubventioniert" wies Jüttner zurück.
Allerdings sei "Flexibilität bei den
Vergütungssätzen" richtig. Deren Höhe von derzeit
neun Cent pro Kilowattstunde sei für ihn "kein
Dogma". Vielmehr müsse die regelmäßige
Überprüfung der Vergütungssätze vorgeschrieben und
deren Senkung angestrebt werden. Auch Atom- und
Kohlestrom seien jedoch gesellschaftlich mitfinanziert
worden. Faktisch zahlten die Energiekunden einen
Umstellungsprozess mit. "Das ist politisch gewollt
und das halte ich auch für richtig," meinte
Jüttner. "Wer sagt, der Markt regele alles, der hat
sich politisch abgemeldet".
P R E S S E M I T T E I L U N G, 03.Juli 2002
Watten-Rat Ost-Friesland - unabhängiger
Naturschutz für die Küste -
Bundesumweltminister Trittin rügt niedersachsens
Umweltminister Jüttner: Wattenrat sieht sich in seiner
Kritik an unzureichenden FFH-Gebietsmeldung bestätigt
Esens. Der Wattenrat-Ostfriesland sieht sich in seiner
Kritik an unzureichenden
Flora-Fauna-Habitats-Gebietsmeldung an die Europäische
Kommission durch das Land Niedersachsen durch ein
Schreiben des Bundesumweltministers Trittin bestätigt.
Trittin hatte seinem niedersächsischen Amtskollegen in
einen Schreiben vorgeworfen, nicht ausreichend
Schutzgebiete nach der europäischen FFH-Richtlinie nach
Brüssel gemeldet zu haben. Trittin wörtlich: "Um
es höflich zu sagen, bei weitem nicht allen dieser
Empfehlungen ist das Land nachgekommen. Niedersachsen hat
sich im Wege der Benehmensherstellung über einen
beachtlichen Teil dieser Nachmeldeempfehlungen
hinweggesetzt."
Zudem trage, so Trittin, für die Vollständigkeit der
Gebietsmeldungen nach der Kompetenzverteilung des
Grundgesetzes ausschließlich das Land die Verantwortung.
Der Bund leite diese Stellungnahme lediglich an die
EU-Kommission weiter. Eine Berufung darauf, dass der Bund
der FFH-Liste Vollständigkeit bescheinigt habe, könne
aus dem Akt der bloßen Weiterleitung nicht hergeleitet
werden.
Dieses Schreiben, so der Wattenrat, sei eine schallende
Ohrfeige für die desolate Meldepraxis des Landes
Niedersachsen, die hier aus Berlin eine deutliche Rüge
erfahren habe.
Der Wattenrat hatte sich in der Vergangenheit mit
mehreren Beschwerden gegen die Verletzung der FFH- und
Vogelschutzrichtlinie an die EU-Kommission in Brüssel
gewandt und im Dezember vergangen Jahres anlässlich
eines Besuch in Brüssel eine umfangreiche Beschwerde
gegen die Novellierung des niedersächsischen
Nationalparkgesetzes vorgelegt. Manfred Knake,
Koordinator des Wattenrates dazu:
"Wir haben sehr deutlich gemacht, dass Niedersachsen
sich über geltendes EU-Recht einfach hinwegsetzt".
Am Beispiel des Nationalparks Wattenmeer konnte der
Wattenrat nachweisen, dass Niedersachsen durch die
Gesetzesnovellierung sogar versucht, bereits gemeldete
FFH-Gebiete der touristischen Nutzung zuzuführen, so
z.B. an der Leybucht, auf Borkum, Norderney oder
Langeoog. In Benseriel soll auf einer FFH- und
Vogelschutzgebietsfläche ein Nacktbadestrand entstehen.
In sogenannten "Important Bird Areas", also
wichtigen Vogelschutzgebieten, die direkt der Geltung der
FFH-Richtlinie unterliegen, soll z.B. bei Bensersiel ein
Golfplatz entstehen. "Die Probleme fangen für
Niedersachsen erst an, wenn sich die EU-Kommission
gründlich mit der Meldepraxis des Landes
auseinandersetzen wird. Da wären auch die Kommunen gut
beraten, sich endlich fachlich mit dem europäischen
Naturschutzrecht bei ihren Flächen fressenden Planungen
auseinander zu setzen", so Manfred Knake.
Manfred Knake, im Koordinationsbüro
Das Schreiben von Umweltminister Trittin vom 06.05.2002
liegt hier im Koordinationsbüro vor.
Koordinierungsbüro: Brandshoff 41, D-26427
Esens-Holtgast/Ostfriesland
Tel: (04971) 4095 und 912971 Fax: (04971) 912970
eMail: mail@Watten-Rat.de
Web: www.Watten-Rat.de
Jeversches
Wochenblatt, 02.07.2002 (S. 9)
NABU fordert Stopp für Windparks
Friesland. Der Ausbau der Windkraft darf nicht weiter zu
Lasten wichtiger Lebensräume von Vögeln gehen, forderte
der Naturschutzbund NABU. Unterstützt wird dessen
Auffassung von der EU-Kommission, die in einem
Mahnschreiben gegenüber der Bundesregierung und damit am
Land Niedersachsen deutliche Kritik an der bisherigen
Genehmigungspraxis übt.
Am Beispiel des Windparks Wybelsumer Polder bei Emden
stellte die EU-Kommission die Verletzung des EU-Recht in
Niedersachsen fest und kritisierte eine ganze Reihe von
Planungsmängeln des Landes und der Gemeinden. Der NABU
Niedersachsen fordert von der Landesregierung, gegenüber
den Landkreisen und Gemeinden klare Planungsrichtlinien
auszusprechen.
FAZ, 01.07.02 (Druckausgabe, Rubrik
Wirtschaft)
Der Stromwettbewerb hat seinen
Preis
Bedarf an Regelenergie steigt gewaltig / Windkraftausbau
erfordert neue Gasturbinen / Wasserkraft wenig ausbaubar
/ Von Bettina Bonde
MONTAFON, 30. Juni. Der Wettbewerb im Strommarkt hat
seinen Preis ebenso wie der Ausbau regenerativer
Energiequellen, besonders der Windenergie: Der Bedarf an
Regelenergie steigt gewaltig - und damit auch die Kosten
für die Netzbetreiber. Im Jahr 2000 beispielsweise hat
der Netzbetreiber RWE Net 150 Millionen Büro für
Regelenergie ausgegeben. Heute sind es schon mehr
als 300 Millionen Euro - Tendenz steil steigend",
sagt der RWE-Net-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kässer.
Das ist so viel, wie die Instandhaltung des gesamten
RWE-Netzes kostet.
Regelenergie wird benötigt, um Unterschiede zwischen der
Einspeisung von Strom ins Netz und der Stromentnahme so
auszugleichen, daß die Frequenz im Netz stets
gleichbleibt und es nicht zu Stromausfällen kommt. Sie
muß also kurzfristig verfügbar sein. Deshalb ist sie
auch besonders teuer. Im liberalisierten
Elektrizitätsmarkt brauchen die Netzbetreiber viel mehr
Regelenergie als früher, als fast nur unerwartete
Kraftwerksausfälle Frequenzschwankungen im Netz
verursacht haben. Denn wegen der Trennung von
Stromerzeugung, Übertragung der Energie und
Stromvertrieb an die Endverbraucher können die
Netzbetreiber den Bedarf an Netzkapazität jetzt
schlechter vorhersagen. Die zahlreichen
Handelsaktivitäten neuer Energieanbieter tun ein
übriges. Viele von ihnen können mangels Erfahrung den
Strombedarf ihrer Kunden nicht genau einschätzen und
ordern für eine Abrechnungsperiode in der Regel
fünfzehn Minuten zuviel öder zuwenig Strom. Die
Liberalisierung des Strommarktes zurückdrehen will man
bei RWE keinesfalls. Aber der Vorstand des Netzbetreibers
weist nachdrücklich darauf hin, daß der Wettbewerb
Kosten mit sich bringt, die in den Netznutzungsentgelten
zu berücksichtigen seien. Forderungen von Politik,
Kartellamt und vor allem Stromhändlern nach niedrigeren
Durchleitungsgebühren müßten das mit ins Kalkül
ziehen.
Vor allem der Ausbau der Windenergie wird den
Regelenergiebedarf in Zukunft noch weiter in die Höhe
treiben. Denn deren Stromerzeugung schwankt stark.
Müssen bei Sturm innerhalb von Sekunden viele Windräder
gleichzeitig abgeschaltet werden, muß kurzfristig Ersatz
bereitstehen. Aber nicht alle Kraftwerke können so
schnell einspringen. Dafür eignen sich vor allem
Wasserkraftwerke und Gasturbinen. Die Betreiber solcher
Kraftwerke für Spitzenlast, die die Verbrauchsspitzen zu
bestimmten Tageszeiten abdecken, und für Regelenergie
können sich daher nicht nur zu den Gewinnern der
Liberalisierung zählen, sondern sie profitieren auch von
der Windenergie. Von ihrer Eigenschaft als elektrische
Feuerwehr" mit 1200 Megawatt Wasserkraftkapazität
leben beispielsweise die Vorarlberger Illwerke nicht
schlecht, die ihren Strom vor allem an die Energie
Baden-Württemberg (EnBW) liefern.
Doch Wasserkraft in dieser Größenordnung ist nicht mehr
beliebig ausbaubar. Es gebe neue Projekte, auch mit 1000
Megawatt und mehr Kapazität, sagt der
Vorstandsvorsitzende der Illwerke, Ludwig Summer. Die
Realisierung scheitert aber weniger an der fehlenden
Wirtschaftlichkeit, sondern an den Umweltaspekten."
Wasserkraft in diesen Dimensionen werde kaum noch
behördlich genehmigt. Auch die Europäische
Wasser-Rahmenrichtlinie behindere den Ausbau. Allenfalls
in Frankreich könnten noch größere Wasserkraftwerke
errichtet werden, sagt auch RWE-Vorstand Kässer. Also
werden Gasturbinen benötigt. Die kuriose Quintessenz der
Förderung regenerativer Energien ist für Kässer daher:
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz treibt den
Bedarf an Regelenergie in die Höhe, der dann von
kohlendioxydhaltiger Energie gedeckt werden muß."
Wegen der Regelenergie werde die Netznutzung im
Niederspannungsbereich, also für den Haushaltsbereich,
im kommenden Jahr um 2 bis 3 Prozent teurer werden, hat
er errechnet. Für die höchste Spannungsebene seien es
10 bis 15 Prozent. Trotzdem glaubt Kässer, daß die
Netznutzungsentgelte in Deutschland in der kommenden Zeit
im Durchschnitt sinken werden: Vor allem die
Unternehmen mit hohen Gebühren werden sich anpassen
müssen." Langfristig stelle sich aber die Frage, ob
die mit dem technischen Fortschritt sinkenden
Investitionskosten in das Netz die höheren
Regelenergiekosten überkompensieren können.
Anzeiger
für Harlingerland, 27.06.2002 (S. 4),
Leserbrief
Betr.: Tourismus wichtiger als Windenergie?
Hat man schon jemals eine neutrale präsentative Umfrage
unter Urlaubern gemacht mit dem Inhalt:
"Fühlen Sie sich durch Windräder gestört
oder gefallen sie Ihnen? Wenn Sie sich gestört fühlen,
erläutern Sie uns das bitte!" Das hat man
noch nie getan. Ich schwärme keineswegs für
große Windparks in eigentlichen Vogelschutzgebieten
durch auswärtige Kapitalgesellschaften, die das
Geld aus dem Lande tragen. Ich bin für kleine
Einzelanlagen, die in baulicher Einheit mit einem
Bauernhof stehen und dann weder Mensch noch Vogel
stören. Die Sprüche gegen alternative Energien
und speziell gegen Windenergie stammen von der
Atomwirtschaft, die dafür 1997 in Karlsruhe den
"Bundesverband Landschaftsschutz"
gegründet hatte, der sich ausschließlich gegen
Windenergie richtete und keine andere Aufgabe
hatte. Der Fremdenverkehr täte gut daran, die
Meinung der Urlauber unverfälscht selbst zu
erforschen. Ich habe immer nur Positives gehört!
- Christian Eisbein, Burhafe
FAZ,
24.06.02 (gedruckte Ausgabe)
Kritik an Subvention für
Windkraft
St. DÜSSELDORF, 23. Juni. Die hohen Subventionen für
Strom aus Windkraftanlagen sind nach Ansicht der
Kohlenimporteure ordnungspolitisch nicht vertretbar.
"Die Kilowattstunden aus Windenergie werden derart
massiv subventioniert, daß man dafür auch Kohle für
200 Euro je Tonne auf dem Weltmarkt kaufen könnte",
klagte der Vorsitzende des Vereins Deutscher
Kohlenimporteure, Jürgen Dennersmann, in Düsseldorf.
Solch hohe volkswirtschaftlichen Kosten zur Vermeidung
von Kohlendioxyd blieben global praktisch ohne Effekt;
dagegen schränkten sie die Absatzmöglichkeiten für
Kohle aus Entwicklungsländern und osteuropäischen
Staaten in Deutschland ein. Deutsche Steinkohle, die
derzeit zu Durchschnittskosten von fast 160 Euro je Tonne
gefördert wird, ist im Inland nur zu Weltmarktpreisen
absetzbar. Seit Juni 2001 ist der Spotmarktpreis in
Rotterdam für Kraftwerkskohle nach Angaben des Verbandes
von rund 48 Dollar je Tonne auf 38 Dollar gesunken. Neben
den sehr günstigen Frachtraten verbillige auch der
anziehende Euro-Kurs die Importrechnung. Dennoch ist der
Verband für das Jahr 2002 auf ein Absatzvolumen
eingestellt, das mit 38 Millionen bis 40 Millionen Tonnen
kaum Wachstumspotential birgt. Im vergangenen Jahr war
der Absatz um mehr als 5 Millionen auf 39,3 Millionen
Tonnen Steinkohle und Koks angezogen, obwohl sich der
Verbrauch in Deutschland um 3,5 Millionen auf 65
Millionen Tonnen verringert hat. Die Importeure
profitierten von Abbauschwierigkeiten der Deutschen
Steinkohle AG, die zu einem Förderrückgang um 6,2
Millionen Tonnen beitrugen. Die wichtigsten Lieferanten
waren Polen (9,7 Millionen Tonnen), Südafrika (5,5
Millionen Tonnen) und Australien (4,1 Millionen Tonnen).
Versteckte
Subventionen zu Lasten der Bürger
Zum Artikel "EU blockiert dauerhafte
Kohlesubvention" (F.A.Z.-Wirtschaftsteil vom 6.
Juni): Die Steinkohle hat ihre
Unterstützungserfordernisse über offene Subventionen im
Gegensatz zur Erneuerbare-Energien-Industrie unklug
angelegt. Während die deutsche Steinkohle-Stromerzeugung
etwa drei Cent pro Kilowattstunde Subvention fordert und
dabei bereits Magensausen bekommt, erfreut sich die
solare Stromerzeugung unangefochten an 49 Cent pro
Kilowattstunde zuzüglich der Investitionszuschüsse von
92 Euro je Quadratmeter verbauter Solarzellenfläche mit
der vagen Aussicht, daß die Kosten sich bis 2009 auf die
Hälfte verringern könnten.
Mit dieser Art versteckter Subventionen unmittelbar zu
Lasten der Bürger wird auf ein energiewirtschaftliches
Chaos zugesteuert, dem dringend Einhalt geboten werden
muß. Bei entsprechender Subvention lassen sich auch
Tomaten am Nordpol unter Glas anbauen und so
Arbeitsplätze schaffen. Erst kürzlich hat
Wirtschaftsminister Werner Müller erklärt: Für jeden
Arbeitsplatz in der Windenergie gibt der Steuerzahler
350.000 Mark und für jeden Arbeitsplatz im Bergbau
100.000 Mark aus." Jeder Arbeitsplatz in der
Solarindustrie erfordert demnach etwa fünf Millionen
Euro jährlicher Subvention. Bei der Wind- und
Sonnenenergie wird die Subvention im Gegensatz zur Kohle
geschickterweise per Erneuerbare-Energien-Gesetz dem
Bürger unmittelbar auferlegt und damit der politischen
Subventionsverantwortung entzogen. Die Sonnen- und die
Windenergie sind ebenso
"Dauer-Subventionsfälle" wie der nationale
Energiesockel, nur von fünfzehnfacher (Sonne) und
doppelter (Wind) Belastung für die Bürger.
Alle Sonnen- und Windfreunde können heute schon im
Rahmen eines Mix-Angebotes eines großen deutschen
Stromversorgen für ihre private Stromversorgung 100
Prozent Sonnen- oder Windstrom ordern. Man kann nur
dringend auffordern, dies auch zu tun und nicht wegen der
Mehrkosten für die bevorzugte Energieart, etwa Sonne von
jährlich etwa 2.400 Euro, dann in der Praxis doch wieder
auf den von Energiefachleuten aufgebauten deutschen
Kraftwerksmix zu etwa 650 Euro für 4000 Kilowattstunden
Jahresverbrauch zurück zugreifen. Dieser enthält 30
Prozent Kernenergie, 24 Prozent Steinkohle, 28 Prozent
Braunkohle, neun Prozent Erdgas, vier Prozent Wasser und
nur einen kleinen Rest von insgesamt etwa fünf Prozent
aus den von den Grünen sehr öffentlichkeitswirksam
propagierten Energiequellen Müll, Wind und Sonne.
Gesinnungsverantwortung sollte sich insbesondere bei
Politikern und Unternehmern auch in der
Handlungsverantwortung zeigen. - Professor Dr. Ing.
Helmut Alt, Aachen
Stader Tageblatt, 21.06.02
Rat sagt doch Ja zu höheren Windanlagen
Mehr Geld vom Park-Betreiber: Kutenholzer Politik
widerruft Beschluss
Im zweiten Anlauf ist es der Windkraft-Betreiberin
Enercon gelungen, den Kutenholzer Rat mehrheitlich für
sich zu gewinnen. Stimmten noch im März acht gegen sechs
Ratsmitglieder gegen eine Erhöhung der
Windenergie-Anlagen, drehte sich am Mittwochabend das
Stimmenverhältnis um.
Es war der Griff in die Trick-Kiste: Denn eigentlich
hatte der Gemeinderat dem Wunsch der Betreiberfirma, im
Bebauungsplan die Festsetzung der Gesamthöhen von 100
auf 140 Meter zu verändern, eine Absage erteilt. Jetzt
wurde den Kommunalpolitikern ein Kompromiß präsentiert:
Nicht alle 20 Windräder sollen die Höhe von 140 Metern
haben, sondern nur 18. Die beiden der Wohnbebauung am
nächsten stehenden sollen nur 100 Meter hoch werden.
Die Entscheidung darüber versüßte Enercon dem Rat mit
der Aussicht, die bereits versprochenen 360 000 Euro noch
einmal deutlich zu erhöhen. Geld, das im
Investitionsplan bereits für die neue Turnhalle verplant
ist.
"Ich weiß nicht, wo da der Kompromiß ist",
setzte SPD-Fraktionssprecher Gerhard Seba (SPD) dem neuen
Antrag entgegen. Seine Partei blieb treu und lehnte
einhellig die Erhöhung der Anlagen ab, "ohne daß
wir die Inhalte nochmal diskutieren müssen". Selbst
seine streitbare Parteifreundin Anita Steffens hielt sich
zurück, konnte sich aber den Hinweis nicht verkneifen,
"wir sind schuldenfrei, da werden wir die Turnhalle
auch so finanzieren können und dafür bekämen wir
sicher eine Ratsmehrheit."
Auf diesen Test wollten es die CDU-Ratsmitglieder nich
ankommen lassen.
Auch die im März noch abtrünnigen Parteifreunde
stimmten nun für den Enercon-Antrag und Bürgermeister
Johann Peter Hink konnte sich freuen, "daß wir alle
friedlich sind."
Anmerkung: Die Gemeinde Kutenholz befindet sich im
Landkreis Stade.
Kommentar
Ein fader Beigeschmack
Vom Wohle der Bevölkerung und nach bestem Wissen und
Gewissen davon sollten sich Ratspolitiker bei
ihren Entscheidungen leiten lassen. Der Entscheidung des
Kutenholzer Gemeinderates haftet da ein fader
Beigeschmack an.
Nicht der Inhalt der Entscheidung, sondern der Weg
dorthin entspricht nicht dem allgemeinen
Demokratie-Verständnis. Der Verdacht liegt nahe, daß
die Kutenholzer Ratsfrauen herren sich haben von
der Höhe einer Schenkung leiten lassen. Denn inhaltlich
hat sich in den vergangenen drei Monaten an der
Ausgangslage in der Diskussion um höhere
Windkraftanlagen wenig geändert. Wenn zwei Windräder
von insgesamt 20 bei der alten Höhe bleiben, ändert das
wenig an der Gesamtbelastung.
Das riecht nach einem faulen Kompromiß, denselben Antrag
wieder auf die Tagesordnung setzen zu können; was formal
nicht möglich ist.
Es schadet der Glaubwürdigkeit, wenn Ratspolitiker trotz
besten Wissens mal Hü und mal Hott entscheiden; auch
wenn die nun näher gerückte Turnhalle eindeutig dem
Wohl der Bevölkerung dient.
Susanne Hellferich. Die Autorin ist zu erreichen unter
der Adresse helfferich@tageblatt.de
shz, 21.06.2002
Unwirtschaftlich: Die Entzauberung der
Offshore-Windparks
Energie-Experten warnen vor Investitionsruinen in den
Meeren
Die Begeisterung der Befürworter von Offshore-Windparks
- Windanlagen im Meer vor der Küste - steht offenbar in
direktem Gegensatz zu dem Nutzen derartiger Anlagen. Die
Entzauberung hat begonnen: Der Energieexperte in der
schleswig-holsteinischen Landesverwaltung, Dr. Gustav
Sauer, und der Hamburger Fachmann Lothar Schedereit
sprechen jedenfalls von einer grundlosen
Jubel-Mentalität in Kreisen der überbegeisterten
Offshore-Windakteure. In ihrer eben vorgelegten Expertise
rechnen sie vor, dass es für diesen jubel keinerlei
Anlass gibt. Ihr Fazit: Offshore-Windanlagen sind
unwirtschaftlich, locken ohne wirklich reizvollen
Hintergrund Investoren in diesen Geschäftsbereich und
sind auch in der Energiebilanz höchst fragwürdig. Am
Ende drohten sogar Investitionsruinen in den Meeren, für
die womöglich der Steuerzahler aufzukommen habe.
Sauer und Schedereit kritisieren vor allem, dass heute
"die Windgemeinde voluntativ bejubelt", dass
energiepolitisch via Offshore-Anlagen bald alles gut
werde. Im Klartext: Die begeisterten Befürworter lügten
sich in freudiger Erwartung selbst in die Tasche, wenn
sie von energetischen und wirtschaftlichen Gewinnen der
Anlagen sprächen. Entscheidender Fehler dabei sei, dass
die Offshore-Fans in allen Erwartungsrechnungen die
wichtigen Faktoren Ausfall und Wartung nicht
einkalkuliert hätten. "Damit zeichnet sich am
Horizont ein Investitionsgrab ab", stellen die
Experten nüchtern fest.
Die Kritiker gehen davon aus, dass
Offshore-Windenergienutzung heute sicherlich machbar sei.
Die Wirtschaftlichkeit indes sei "zu
verneinen", sagen Sauer und Schedereit.
Problematisch sei, dass vor dem Hintergrund des heutigen
Anlagengenehmigungsrechtes niemand gehindert sei,
unwirtschaftliche OffshoreWindanlagen zu betreiben.
Übrig blieben wahrscheinlich Investitionsruinen in den
Meeren. Sauer/Schedereit: "Es bleibt abzuwarten, ob
diese Ruinen alsbald der öffentlichen Hand
anheimfallen. Sie vergleichen diese
Schreckensvision mit dem Fiasko geschlossener
Immobilienfonds in Berlin und den neuen Ländern.
Energiepolitisch seien Offshore-Anlagen zudem unsinnig,
solange es die aktuellen netztechnischen Probleme gebe.
Demnach gebe es Netzinstabilitäten, die in
Norddeutschland von den Kernkraftwerken ausgebügelt
werden müssten. Auf diesem Wege komme es zu einer
notwendigen Allianz, sagen Sauer und Schedereit:
"Kern- und Windenergie sind zwar verheimlichte, aber
umso innigere ,Schwestern im Netz'." Im Übrigen
unterminiere "das privatinvestitionsgestützte
Faszinosum Windenergie" die Klimaziele. Die
Einspeisevergütung - gedacht als Investitionsanreiz -
werde kontraproduktiv. So werde mit der Nutzung von
Offshore-Windenergie diese Dauersubvention aus dem
Portemonnaie der Stromkunden weitere 20 Jahre
fortgeschrieben.
E-mail-Kontakte: GustavW-Sauer@aol.com und
lothar.schedereit@renorga.de
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