Perversion und "Umweltschutz"


Ehemals bot die Landschaft, die die beiden Hochplateaus nördlich und südlich des Pfrimmtales im östlichen Teil des Donnersbergkreises umfaßt und jeweils in den Kreis Alzey-Worms im Nordosten und den Kreis Bad Dürkheim im Südosten übergreift, den Menschen das einmalige Erlebnis der Weite und Höhe des Himmelsgewölbes, weithin ziehender Wolkenberge, über die Erde hinspielender Licht- und Schattenflächen, im Sonnenlicht glänzender Getreidefelder, über die in langen Wellen der Wind hinläuft, in der Höhe ziehender Vogelschwärme.

Mittlerweile ist die gesamte Fläche weitmaschig mit größeren Windradparks und Einzelgruppierungen solcher Vorrichtungen überzogen. Mit dem einfachen Begriff der Landschaftszersiedlung ist der Zustand nicht einmal beschrieben. All diese Industriebauwerke sind aufgrund ihrer monströsen Höhe und aufdringlichen Unruhe mehr als raumbedeutsam und erschlagen mit ihrer stupiden Monotonie die Eigencharakteristik dieser ehemals in ihrer Weiträumigkeit und Offenheit markanten Landschaft. Der Zustand spricht jeder verständigen Landesplanung hohn und ist ein Paradebeispiel für großräumige Umweltzerstörung.

Wird außerdem die heuchlerische und ebenso lächerliche wie unsinnige Behauptung in Rechnung gestellt, man wolle mit solchen ineffizienten High-Tech-Ochsenkarren Atomkraftwerke ersetzen und gar Klimaschutz betreiben, wo es ausschließlich um den Subventionsprofit von Geschäftemachern und die illusorische Hoffnung einiger Kommunalpolitiker geht, die aufgrund ihrer Mißwirtschaft maroden Gemeindekassen sanieren zu können - alles auf enorme ideelle und finanzielle Kosten der Bevölkerung: so ist der jetzige Zustand ein Skandal.

Insbesondere ist es ein Skandal, wie einzelne Kommunalpolitiker - unter Mißachtung gesetzlicher Vorschriften, unter Umgehung von in aufwendigen behördlichen Verfahren getroffenen Entscheidungen, unter Verhöhnung der dokumentierten ausdrücklichen Ablehnung von in die Tausende gehenden Bürgern, unter rücksichtsloser Hinwegsetzung über die Einsprüche aller Nachbargemeinden sowie unter Manipulation demokratischer Entscheidungsprozesse - die landschafts- und naturzerstörerischen Projekte durchdrückten, darin in perverser Weise unterstützt von Ministerien der Landesregierung, die der Erhaltung von Natur und Landschaft, dem erklärten Willen der Bevölkerung und der Demokratie verpflichtet sein sollten.


Der Skandal ist mit dem bisher Gesagten nicht einmal in seinem ganzen Umfang dargestellt. Das unmotiviert umgestürzte Windrad am Schneebergerhof bei Rockenhausen im Dezember und der abgerissene Rotor der Anlage nahe der B 40 nördlich Kaiserslautern sind Beispiele nur aus der näheren Nachbarschaft dafür, daß man in der weiteren Umgebung von Windrädern seines Lebens nicht sicher ist, ganz zu schweigen von der Gefahr durch elektrische Entladungen von Rotoren bis zu einer Stunde nach einem Gewitter, wovor die WKA-Hersteller in ihren Handbüchern selbst nachdrücklich warnen. All das zeigt, daß "offene Landschaft" in dem hier beschriebenen großen Gebiet für den Bürger nicht mehr existiert, sei es daß er es als Landwirt nutzt oder seine Erholungsfunktion in Anspruch nehmen will.

Auch damit ist aber der Skandal nur erst teilweise beschrieben. Die betroffene weiträumige Offenlandfläche ist/ war ein bedeutsames Brut- und Rast-Areal von größeren Vögeln, die zum Überleben weite, offene Flächen benötigen, wie die verschiedenen Weihenarten, Kiebitze, Brachvögel, von kleineren, aber ebenso störungsempfindlichen Offenlandvögeln wie Rebhühnern und Wachteln gar nicht zu reden. Überdies stellt sich die gesamte windradbestückte Fläche gegen alle Vernunft nun als ein viele Kilometer langer Riegel quer zur Zugrichtung von Großvögeln wie Kranichen und Rauhfußbussarden dar, in deren Zugbahn er liegt - und das, um die Perversion vollzumachen, obwohl weite Teile des Gebietes faktisches EU-Vogelschutzgebiet sind!

"Umweltschutz" ist hier pervertiert zur Zerstörung von Umwelt, der ökologischen wie der demokratisch-politischen!

 

Roland Ruffini, Kirchheimbolanden