neuere nette Neuigkeiten

Nette Neuigkeiten aus dem Land zwischen Rhein und Donnersberg

Nordpfälzer Geschichtsblätter- Vom Boxeraufstand bis zum Kirchenzwist
Beiträge beleuchte viele Themenbereiche aus sechs Jahrhunderten - Symposium am 8. September
Vor kurzem ist ein neues Heft der "Nordpfälzer Geschichtsblätter" erschienen. Der umfangreichste Beitrag stammt von Schriftleiter Egon Busch.
Er hat im Rescriptenbuch der katholischen Mädchenschule Winnweiler geblättert. Das Buch umfasst knapp 200 handgeschriebene Seiten mit Abschriften von Erlassen, Anordnungen und Berichten der "Königlich Baierischen Regierung der Pfalz, Kammer des Innern" und Sitzungsprotokolle der lokalen Schulinspektion der Jahre 1836 bis 1902.
Manches davon mutet heute seltsam oder gar lachhaft an: "Oft sind die Fenster in den Sälen nicht in Ordnung und die Kinder müssen in der Zugluft sitzen. Die Reinigung der Schullokalitäten, der Tische und Bänke darf nicht den Kindern übertragen werden. In manchen Schulen findet man sogar eine Karte von Nordamerika, in anderen keine von der Pfalz. Hier und da geht das Bestreben der Lehrer, ihre Lage durch Ackerbau zu verbessern zu weit, sodass die Schule zur Nebensache wird.
Beachtet werden muss in der Schule: die äußere Haltung der Kinder im Allgemeinen, die Gebetshaltung, die äußere und innere Frische, die Reinlichkeit, Ruhe und Aufmerksamkeit, das Verhalten auch außerhalb der Schule, die Art und Weise, wie Kinder zu grüßen pflegen. Alles Spielen auf dem Kirchhof und um die Kirche ist untersagt. Den sämtlichen Lehrern wird empfohlen, sich namentlich in den Wirtshäusern so zu benehmen, dass sie der Jugend immer als Muster dienen können. Jeder katholische Lehrer ist verpflichtet, den Besuch der Christenlehre zu überwachen und Säumige dem Pfarrer zu melden."
Dieter Steller (Münchweiler) zeichnete für das Titelbild die alten Winnweilerer Schulen. Es sind alte Pläne von Stahlberger Gruben aufgetaucht, die Bergbauexperte Erich Schmidt (Bad Sobernheim) vorstellt. Sie stammen von Bergrat Günter und Aufseher Sauerbrey und betreffen die Gruben "Frische Muth" und "St. Peter" im Jahr 1791. Frische Muth war auf Kupfer angelegt, St. Peter auf Quecksilber, wobei man auch Uran fand.

Bauer'sche Erlebnisse
1900 fand in China der so genannte Boxeraufstand statt. Die Boxer - ursprünglich ein religiöser Geheimbund gegen das Herrscherhaus - bekämpfte die ausländischen Kolonialherren. Das Diplomatenviertel in Peking wurde belagert und beschossen. Die Kolonialmächte (darunter Deutschland) schickten ein Strafexpeditionskorps, um die Eingeschlossenen zu befreien. Mit dabei war der Rockenhausener Jean Bauer. Armin Engel (Rockenhausen) stellt einen langen Brief vom 7. Oktober 1900 vor, den Bauer in die Heimat schickte. Er bedauerte darin, die Kerwe zu versäumen, berichtete von 200 Ruhrerkrankten und ungeheuren Truppenmassen an Indern, Franzosen, Engländern, Amerikanern, Italienern und Russen. Das Requirieren schien ihm richtig Spaß zu machen, von Unrechtsbewusstsein keine Spur. Die Chinesen bezeichnete er als "hinterlistige Hunde" und er wünschte sich, "dass ihr uns einmal sehen würdet, wenn wir mit unseren requirierten Eseln und chinesischen Wagen fahren". Jean Bauer kehrte im Januar 1902 wohlbehalten in die Heimat zurück und wurde "von einer großen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt".
Berthold Schnabel (Deidesheim) setzt seine Ausführungen über "Die Geschichte der Heilig-Kreuz-Kapelle in Obermoschel" fort. 1749 wurde sie der reformierten Kirchengemeinde mit Gewalt genommen und den Katholiken übergeben. 1697 kam es zu Übergriffen gegen die Katholiken, die erst auf französischen Druck hin abflauten. 1719 scheiterte der Versuch der Katholiken, das Simultaneum für die Stadtkirche zu erzwingen. Zur katholischen Pfarrei zählten damals auch Niedermoschel, Unkenbach, Hallgarten, Sitters, Schiersfeld, Alsenz, Bayerfeld, Stolzenberg und Menzweiler. Insgesamt waren es wohl 2000 Katholiken.
Nachdem Herzog Gustav Samuel 1721 bei seinem Besuch Obermoschels im März 1721 die katholische Kirche gesehen hatte, wurde diese zum Teil abgerissen und nach Westen verlängert. Der Herzog unterstützte den 1723 vollendeten Bau tatkräftig. 1745 wurden zwei neue Glocken geweiht. Immer wieder gab es Missstimmigkeiten zwischen Katholiken und Evangelischen. Eine Gelegenheit, das Verhältnis zu normalisieren, verstrich 1784, als die Stadtkirche neu erbaut wurde. Die Bitte des reformierten Presbyteriums, während dieser Zeit den Gottesdienst in der katholischen Kirche halten zu dürfen, lehnte der katholische Geistliche P. Alberich Eyden ab. Es blieb nur der Speicher der Amtskellerei als Übergangsdomizil.
Weinhaushalt der Landsburg
Dr. Frank Wagner (Obermoschel) stellt sein Buch "Weinhaushalt der Landsburg im 15. Jahrhundert" vor, das von der "Gesellschaft für Geschichte des Weines", Wiesbaden, herausgegeben wurde. Welche Bedeutung der Weinbau im Amt Landsberg hatte, lässt sich daran ermessen, dass es selbst in den kleineren Gemeinden Mannweiler, Oberndorf, Finkenbach und Niedermoschel Fassbinder gab. Einen beträchtlichen Teil der Produktion lieferte das Schloss an andere herzogliche Kellereien aus. Die Broschüre kann bei der VG-Verwaltung in Alsenz und bei der Schreibwarenhandlung Müller in Obermoschel bezogen werden. Weingeschichtlich Interessierte sollten sich den 8. September vormerken, dann können sie beim Symposium des Nordpfälzer Geschichtsvereins in der Donnersberghalle mehr über den mittelalterlichen Weinbau in der Nordpfalz erfahren. (fr)
Info: Das Heft ist bei Edgar W. Fried, Telefon 06361/7335, für vier Mark erhältlich.
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Freitag, 13. Jul , 03:45 Uhr

RHEINPFALZ, 11.07.01
Die Selz als literarischer Ausfluss
ORBIS: Schauplatz für den Roman "Der Ratschluss der Magiers" von Alexandre Dumas
Durch die Fassung der Quelle des Selzbaches und die kürzlich erfolgte Einweihung des gelungenen "Schmuckstückes" der Gemeinde Orbis ist die Existenz des kleinen Gewässers wieder in das Bewusstsein der Bürger der Region, an der Nahtstelle zwischen Nordpfalz und Rheinhessen, gerückt worden.
Weitgehend unbekannt ist jedoch, dass der Selzbach bereits vor über einhundert Jahren - zumindest literarisch - im Mittelpunkt der Freunde fantastischer Romane stand. Kein Geringerer als der französische Schriftsteller Alexandre Dumas verhalf dem Flüsschen zu einem großen Bekanntheitsgrad und gleichzeitig zu literarischem Ruhm. Der Verfasser der weltbekannten Romane "Der Graf von Monte Christo" und "Die drei Musketiere" hatte nämlich in dem fantastischen Roman "Der Ratschluss des Magiers" - auch unter dem Titel "Joseph Balsamo" erschienen - einen Teil der Handlung in die Region um den Donnersberg, vor allem in das Quellgebiet des Selzbaches gelegt.
Die Geschichte handelt von abenteuerlichen, mystischen, aber auch schaurigen Begebenheiten, die sich am Hofe König Ludwigs XV. und seiner Mätresse, Madame Dubarry, abgespielt haben sollen. Reicht die Vorstellungskraft des mit den Verhältnissen in der Nordpfalz vertrauten Lesers zwar noch aus, wenn die Geschichte am französischen Hofe, im Dorf Lachaussee oder auf dem Schloss Luciennes spielt, so benötigt der Nordpfalz-Kenner doch eine gehörige Portion Fantasie, um die Schilderungen des Gebietes zwischen Albisheim, Kirchheimbolanden, Morschheim, Orbis, Alsenz und Rockenhausen mit der Realität in Einklang zu bringen. Seine schriftstellerischen Freiheiten mag Monsieur Dumas doch etwas sehr weit ausgelegt haben. Sicher scheint zu sein, dass er das Gebiet, über das er gleichwohl anschaulich zu berichten wusste, selbst kaum gesehen haben dürfte. Doch lassen wir den großen Franzosen selbst erzählen:
"Am linken Ufer des Rheins, einige Meilen von der Kaiserstadt Worms entfernt, beginnen etwa in der Gegend, wo das kleine Flüsschen Selz entspringt, die Ketten mehrerer Berge, deren Rücken, wie eine Herde aufgescheuchter Büffel, (...) nach Norden zu fliehen scheinen. Diese Berge, (...) tragen ausdrucksvolle Namen, die ihre Gestalt bezeichnen oder eine Überlieferung ins Gedächtnis zurückrufen: Der eine heißt Königstuhl, der andere Rosenfels, dieser Falkenstein und jener Schlangenkrone. Der höchste, der am weitesten in den Himmel aufragt und dessen granitene Stirn ein Kranz von Ruinen krönt, ist der Donnersberg. Nur das kleine Flüsschen, (...) der Selzbach, setzt in diesem Schweigen seinen geheimnisvollen Lauf unter den Tannen des Ufers fort, und obgleich weder Tag noch Nacht es aufhalten können, weil es sich in seine Ewigkeit, den Rhein, ergießen muss, ist der Sand seines Bettes so glatt (...), dass von Morschheim, wo es beginnt, bis Frei-Weinheim, wo es mündet, nicht eine einzige seiner Wellen rauscht. Ein Stückchen oberhalb seiner Quelle, zwischen Albisheim und Kirchheimbolanden, schlängelt sich ein (...) Hohlweg (...). Hinter Dannenfels wird dieser Weg ein Fußpfad, dann wird sogar dieser Pfad immer schmäler, verwischt sich, verliert sich, und vergeblich sucht das Auge etwas anderes am Boden als den Fuß des ungeheuren Donnersberges, dessen geheimnisvoller, so oft vom Feuer des Herrn heimgesuchter Gipfel, wonach er benannt wurde, sich hinter einem Gürtel grüner Bäume wie hinter einer undurchdringlichen Mauer verbirgt (...). Die Bewohner in der Einsamkeit verstreuter Häuser sind Müller, die sich munter von dem Flüsschen Selz ihr Korn mahlen lassen und das Mehl nach Rockenhausen und Alsenz bringen, oder Schäfer, die mitsamt ihren Hunden zu zittern beginnen, wenn sie ihre Herden auf die Bergweiden treiben und in den unbekannten Tiefen des Waldes eine hundertjährige Tanne vor Alter umstürzen hören. Denn in diesem Landstrich bewahrt man schaurige Erinnerungen, und der Pfad, der sich hinter Dannenfels im Heidekraut verliert, hat, wie die Beherztesten sagen, ehrliche Christenmenschen nicht immer zu ihrem Heil geführt."
Soweit auszugsweise der Originaltext aus dem "Ratschluss des Magiers". Im weiteren Verlauf der Geschichte ist das Plateau des Donnersberges der Schauplatz einer schaurigen Begegnung, bei der der Romanheld Mut und Tapferkeit beweisen muss. Die Fantasie von Alexandre Dumas zaubert auf den Hausberg des Donnersbergkreises eine unwirkliche Anhäufung von bizarren Burgruinen, verzierten Hallen, Zinnen und Erkern, von Heidekraut und wilden Blumen überwuchert, "beherrscht von einem Phantom mit Knochenhand, das mit einem weißen Leichentuch bekleidet ist, hinter dessen Falten blicklose Augenhöhlen funkeln".
Wenn auch die Fantasie oft mit Dumas durchgegangen erscheint, so hat der Schriftsteller doch mit untrüglichem Instinkt erkannt, dass der Donnersberg noch manche Geheimnisse aus grauer Vorzeit verbirgt, die es wert sind, aus der Dunkelheit des Vergessens geholt zu werden, und sei es auch nur durch die Fantasie eines begnadeten Schriftstellers.

Info: Dumas' Roman ist als Taschenbuch des Aufbau Verlages unter dem Titel "Joseph Balsamo" erhältlich.
Von unserem Mitarbeiter: Erich Hirsch
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Mittwoch, 11. Jul.01 , 03:45 Uhr

Allgemeine Zeitung, 10.07.2001
Die Weißen holen auf
Im Dienheimer „Paterhof“ positive Bilanz gezogen
DIENHEIM – Sechs Winzer haben ihre Weine beim traditionellen Paterhoffest dem Publikum vorgestellt.
Von Werner Baum
Mitten im Weindorf präsentierten sich bei angenehmen Temperaturen und familiärer Atmosphäre die Winzer mit mehr als 80 Dienheimer Weinen und boten einen repräsentativen Querschnitt der Erzeugnisse von rund 500 Hektar heimischer Rebfläche.
Von den Qualitätsweinen bis zu den Beerenauslesen und Eisweinen, alles war vertreten. So erhielt der 2000er Wein von den Besuchern viel Lob. Dem allgemeinen Trend folgend, holen die Weißen in der Gunst der Genießer wieder auf. Besonders der Graue Burgunder, Riesling und Silvaner, waren neben den Weißherbsten und Roten gefragt. Die Probierpreise blieben moderat: Das Zehntelglas gab es ab 1,50 Mark.
Im kommenden Jahr wird das „Weinfest im Paterhof“ 20 Jahre alt. Nach den Ausführungen des Sprechers der „Interessengemeinschaft Dienheimer Weinfest“, Richard Kühn, soll die traditionsreiche Veranstaltung 2002 deshalb im größeren Rahmen gefeiert werden.
Kühn dankte allen Winzern, die wieder großen Wert auf Qualität im Angebot gelegt hätten. Alle seien trotz der wechselhaften Witterung mit dem Ablauf zufrieden. Wie gut es den Gästen in der Gemeinde gefällt, zeigten sich nach einem heftigem Gewitterregen. Barfuß und klitschnass wurde ausgelassen getanzt. „Dienheim im Regen“ machte für kurze Zeit besonderen Spaß.
Die Frauen vom zweiten Dienheimer Frauenkreis boten eine große Theke mit 30 Obsttorten und Kuchen, die innerhalb kurzer Zeit ausverkauft waren. Mit einem großen Repertoire versetzte der Posaunenchor Dienheim unter Leitung von Olaf Koob im „Big-Band-Stil“ die Besucher musikalisch in eine gemütliche Weinlaune.
Den jungen Damen von der Jazztanzgruppe des Turnvereins 08 gelang es schließlich, den edlen Gewächsen der Winzer für 20 Minuten die Schau zu stehlen, da die Gäste zur Bühne strömten, um keine Sekunde des Auftritts der Gruppe um Maria Best zu verpassen. Die Zuschauer waren begeistert davon, was Piraten, Peter Pan und Kabarett-Tänzerinnen zu bieten hatten – der Beifall für die mit Preisen ausgezeichneten Damen e groß. Anschließend sorgte das Duo „Die Rebknorze“ für musikalische Stimmung.
Bürgermeister Norbert Jochem dankte allen, die zum Gelingen des 19. Weinfests beigetragen haben. Ein Fest, das sich mit seiner familiären Note besonders auszeichne.

Allgemeine Zeitung, 10.07.2001
Erinnerungen an die Toscana
Rheinhessen wie es uns gefällt - abgesehen von den "von Weitem vom Moosberg grüßenden hohen", meistens aber kaum "stromerzeugenden Windrädern"
Wandern in unberührter Natur: An der Selz bei Hahnheim und Sörgenloch
HAHNHEIM/SÖRGENLOCH – Wandern in Flora und Fauna und teilweise wieder unberührter Natur, wo sich sprichwörtlich „Fuchs und Hase gute Nacht sagen“. Das Selztal zwischen Hahnheim und Sörgenloch bietet die beste Möglichkeit dazu, eine Strecke für den „sanften Tourismus“. Das weite Land mit fruchtbaren Böden, etwas abseits der nördlich gelegenen Weinberge, erinnert ein wenig an die Toscana.
Von Werner Baum
Wer in Hahnheim am ehemaligen Bahnhof oder in Sörgenloch an der „Darmstädter Mühle“ startet, findet sich auf einsamen Wegen, wo plötzlich weit und breit keine Besiedlung mehr zu erkennen ist. Nur von Weitem grüßen vom Moosberg die hohen stromerzeugenden Windräder und erinnern daran, dass wir in einer hoch technisierten Welt leben. Sonst fasziniert die wiedererstandene urwüchsige Natur auf beiden Seiten der Selz.
In seinem Verlauf wurde der kleine Fluss dort auf respektablen Längen renaturiert. Zur Flutrückhaltung bei Hochwasser wurden Retentionsräume geschaffen, die teilweise zwischen 50 und 100 Meter breit sind. Die Natur kann sich in den Biotopen ungestört entfalten. Geschützt und gefördert wird die Entwicklung der landschaftlichen Eigenart mit seinen Bachauen, Gräben, Uferböschungen, Nasswiesen, Auwaldresten, Röhrichten, Kopfweiden, Hecken und Feldrainen. Die begleitenden Wege sind mit Gras bewachsen. Sie erinnern an das Gehen auf einem weichen Teppich.
In den Flachwasserzonen laichen verschiedene Amphibienarten, so dass auf den Rundwegen Molche, Kaulquappen und Wasserkäfer zu beobachten sind. Wieder eingezogen sind Graureiher, Steinkauz, Rohrsänger und Blaukelchen. Dies alles hat die „entfesselte“ Selz wieder gebracht und ein Naturschutzgebiet entstehen lassen. Die Ufer wurden abgeflacht und das Flussbett natürlich gehoben, damit bei Hochwasser größere Fluten zurückgehalten werden.
Die Gemeinde Hahnheim hat in den vergangenen 25 Jahren allein in ihrer Gemarkung an der Selz 27000 Bäume und Sträucher, darunter viele Obstbäume, angepflanzt. Ein ganz anderes Rheinhessen, das sich hier den Naturfreunden auftut. Nichts ist von dem üblichen Klischee mit den Weingärten zu spüren. Acht Prozent der großen Gemarkung hat Hahnheim dem Selztal links und rechts für Fauna und Flora zurückgegeben. Voraussichtlich am 5. August wird der Rad- und Wanderweg zwischen Alzey und Ingelheim entlang der Selz durchgehend freigegeben. Das kleine Teilstück zwischen Udenheim und der Gemarkung Hahnheim ist fertiggestellt und die noch bestehende Lücke geschlossen.
Die Wege zwischen Sörgenloch–Hahnheim–Selzen– Hahnheim–Sörgenloch oder umgekehrt sind in gut fünf Stunden und mit dem Fahrrad in zwei Stunden zurückzulegen. Verlaufen kann sich kein erfahrener Naturfreund, weil der Flusslauf mit dem begleitenden Grün immer zu erkennen ist. Dennoch soll die Wegebeschreibung von der „Darmstädter Mühle“ in Sörgenloch eine Orientierung geben.
Dort überquert man die Selz und biegt nach links ein. Die Renaturierung beginnt. Nach 1,5 Kilometern kann auf der anderen Gewässerseite wieder nach Sörgenloch zurückgekehrt werden. Wer Lust hat, weiter auf Schusters Rappen zu pilgern, folgt der Beschilderung in Richtung Hahnheim. Nach einigen hundert Metern wird der „Hahnheimer Bruch“ erreicht, ein neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Zwei Mal müssen kleine Brücken überquert werden, um an das Klärwerk zu kommen, wo sich ein großes Feuchtbiotop befindet. Weiter führt der Fuß- und Wanderweg zu Selzer „Untermühle“, die allerdings nicht mehr bewirtschaftet ist.
Rückwärts geht es wieder nach Hahnheim in Richtung Walheimerhof mit seiner geschichtsträchtigen Vergangenheit. Entlang der Selz erreicht man wieder die „Darmstädter Mühle“ in Sörgenloch. Für die Tour ist allerdings Rucksackverpflegung angesagt.

Allgemeine Zeitung, 07.07.2001
Kleine Sehenswürdigkeiten am Wegrand
Wanderung durch die Verbandsgemeinde Guntersblum:
Über Hügel in die Rheinebene
GUNTERSBLUM – Für eine Wanderung durch typisch rheinhessisches Hügelland mit vielen bekannten Weinbergslagen, mit Ackerfeld und kleinen kulturellen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand wird keine Mittelgebirgskondition vorausgesetzt. Immerhin von 88 Meter über NN kommen wir auf 223 Meter. Der Weitblick erfasst im Westen den kegelförmigen Petersberg, den „Elefantenbuckel“ Donnersberg und im Osten die höchste Erhebung des Odenwaldes, den Melibokus. Dazwischen liegen die Orte der Verbandsgemeinde Guntersblum. Die Orientierung fällt leicht, das nächste Ziel erreicht stets den Blick.
Albrecht Langenbach
Start und Ende der Wanderung ist Guntersblum (Bahnstation). Am Ortsausgang richtet man sich gen Uelversheim, geht nach dem Kellerweg rechts in die Enggasshohl, am „Römerturm“ vorbei ins Tal der „Vögelsgärten“. Der zweite Weg links steigt in westlicher Richtung an. Es quert ein betonierter Feldweg, dem man nach rechts folgt. Eine enge Hügelstrecke zieht sich zur Kreisstraße, davor nutzt man den Grasweg nach links, der an einen Hochsitz führt und eine Hochspannungsleitung unterquert. So kommt man direkt nach Uelversheim.
An der Gärtnerei geht es nach links weiter. In der Dienheimer Straße sehen wir nacheinander drei Erdkeller aus dem 18. Jahrhundert. Durch die Eisgasse geht es in Richtung Weinolsheim. Der Dorfbrunnen spendet Kühlung. An der der großen Baumgruppe an der Kreisstraße außerhalb taucht die Silhouette von Weinolsheim auf, rechts ist die Gemeinde Dalheim zu erkennen.
Unser nächstes Ziel ist in der Weinolsheimer Gemarkung die Grillhütte. Über die Kreuzung mit dem Bildstock geht man bis zum letzen Gebäude, nach rechts hoch, am Betonweg links gibt es einen schönen Rastplatz. Rosenbestückte Weinberge, der Blick in ein weites Tal mit Blick zur Pfalz und Richtung Taunus. Alternativ kann man jetzt zurück durch den Ort zur Gaustraße nach Dolgesheim (Rad-Fußweg links) gehen. Reizvoll ist auch der Weg Richtung Tal, zwischen Feldscheune und Pferdekoppel zu einer Baumgruppe, die einen Torbogen bildet. Den Weg, der hoch zur Gaustraße zwischen Weinolsheim und Dolgesheim führt, kann man von weitem schon erkennen.
Auf der Höhe angelangt, ist markant der Blick zum Eimsheimer „Fernsehsender“, ein Symbol aus den 60ziger Jahren und den ehrwürdigen Wintersheimer Hauptbehälter des Wasserverbandes. Auf dem Rad-Fußweg geht die Route der Gaustraße entlang, Dolgesheim mit ziegelroten Dächern verbirgt sich romantisch hinter einem Grüngürtel. Eine Fußgängerbrücke nach rechts führt zu einem besonderen Denkmal. Es erinnert an die Erbauung der Gaustraße Mainz-Worms 1828/31. Alle daran liegenden Orte sind in den Gelbsandstein eingemeißelt. Und es ist noch das Großherzoglich-Hessische Längenmaß, der Fuß, deklariert. Vier Fuß sind 1 „metre“. Und, dass 1500 Klafter eine Stunde sind, darüber kann man weiter sinnieren und kopfrechnen – mit Blick auf die Hillesheimer Bergkirche. Diese ist dann der südwestliche Scheitelpunkt.
Von hier aus führt der Weg nach Osten zur Rheinebene. Zwischen zwei Wasserbehältern sind wir am höchsten Punkt, 223 Meter, angelangt. Der Petersberg hat an Konturen verloren. Die Wasserbehälter übrigens, wir haben noch weitere am Wanderweg, sind architektonische Kleinode. Um 1906/07 im neoklassizistischen Stil aus gelben Sandstein gebaut, gleichen sie kleinen, fast antiken Tempel.
In Wintersheim gehen wir am kleinen vorbildlichen Sportgelände nach rechts zur Hauptstraße. Dort sehen wir das Schlösschen der Freiherrn von Frayss (1618), weiter dann die Erinnerungstafel an den „Vater der Deutschen Ziegenzucht – 1831“ und im dortigen Gehöft einen spätmittelalterlichen Wohn-/Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert.
Am Ortsausgang zeigt das Straßenschild rechts nach Alsheim, wir gehen geradeaus den „Wahlheimer Weg“, überqueren die Römer-Heerstraße/Mainzer Straße und schlagen beim nächsten Betonweg einen kleinen Haken, um auf einem Grasweg Hangen-Wahlheim zu erreichen. Am „Dalberger Hof“ geht rechts der Weg zum Friedhof mit der Kirchenruine „Maria-Magdalena und Jakobus“,die seit Herbst 2000 renoviert wird. Talabwärts führt der Weg, der erste Feldweg links orientiert sich nach nach Guntersblum. Am Sportgelände kann man beim 72-Stunden-Platz der Landjugend rasten und eine Schutzhütte finden.

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Fest im Schatten von Kastanienbaum
Erlös wieder für Projekt in Mölsheim
mhd.
MÖLSHEIM – Zum 13. Dorffest unterm Kastanienbaum trafen sich mehr als 250 Mölsheimer Bürger. Ortschef Helge Wilding freute sich über einen großen Zuspruch der Bürgerschaft, bei der alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten waren. Grund dafür war sicher auch das Engagement aller örtlichen Vereine, die für das Gelingen der Veranstaltung sorgten. Besonderes Lob zollte der Bürgermeister der dörflichen Jugend, „die die meiste Arbeit für den schönen Tag hatten“ und den vielen Kuchenspendern.
Der Tag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, der vom katholischen Pfarrer Reinbott und dem Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde, Sigrun Görrich, geleitet wurde. Musikalisch wurde der „Open-Air-Gottesdienst“ vom Gesangverein unter der Leitung von Ruth Schultheis umrahmt. Anschließend nahmen die mehr als 200 Gäste ein leckeres Mittagessen ein, das von den Helfern zubereitet wurde.
Bürgermeister Wilding ging bei seiner Begrüßung auf die langjährige Geschichte des Festes ein, das 1984 erstmals von der neuen CDU/FWG-Regierung eingeführt worden war. „Damals hat der Bürgermeister eine riesige Fleischwurst gespendet und der Erlös in eine Fleischwurstkasse eingezahlt“, so Wilding. Daraus entwickelte sich ein Dorffest, und die Erlöse wurden regelmäßig in Projekte für die Ortsgemeinschaft gesteckt. So kaufte man im letzten Jahr eine Tischtennisplatte, die „Turnvater“ Hans Fries zusammen mit den Mölsheimer Jugendlichen mit einem ersten Spiel symbolisch einweihte. Auch in diesem Jahr rechnet der Bürgermeister mit einem Gewinn von rund 1500 Mark, „mit dem man sich etwas einfallen lassen wird“.

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Zur PersonHagmaier neuer Vize
Vom 05.07.2001  
red. RHEINHESSEN – Neuer Vizepräsident des Weinbauverbands Rheinhessen ist Dirk Hagmaier. Er tritt die Nachfolge von Philipp Blödel an, der nach der letzten Präsidiumswahl erklärt hatte, Mitte der Amtsperiode einem jüngeren Kollegen die Position zur Verfügung zu stellen. Dirk Hagmaier, 39 Jahre, bewirtschaftet in Mölsheim einen Weinbaubetrieb. Er ist kommunalpolitisch aktiv und Vorsitzender des Ortsvereines Mölsheim des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd. Philipp Blödel, der Präsidiumsmitglied bleibt, gehört seit 1980 dem Vorstand des Weinbauverbands Rheinhessen an und war ab 1991 Vizepräsident.
- Nebenbei bemerkt: Von Windrädern will Dirk Hagmaier nichts wissen. Seiner Meinung nach gehören sie nicht in das Land der 1000 Hügel!

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Im „Tal der Sinne“
Wanderung auf Kneipps Spuren durch Zellertal
we. WACHENHEIM – Auch in diesem Jahr konnte man im „Tal der Sinne“, im Zellertal, Kneipp-Wandern. Auf drei neu geschaffenen mit dem Kneipp-Logo versehenen Wanderstrecken von sechs, zehn und zwölf Kilometern Länge bestand die Möglichkeit, die Ortschaften Wachenheim, Bockenheim, Kindenheim, Niefernheim, Einselthum, Zell und Mölsheim anzulaufen. Erfrischungen boten nicht nur eine Vielzahl von Kneipp-Anlagen entlang des Weges.
Am Start und Zielpunkt dem Mühlbrunnen in Wachenheim, gab es auch eine gemütliche Einkehr. Die Aktivitäten der Wachenheimer Ausrichter vom Wander- und Verschönerungsverein trugen wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung bei. Die Anlaufstellen Niefernheim, Zell, Einselthum und Bockenheim waren willkommene Raststellen auf der Strecke. Kneippianer aus nah und fern waren mit von der Partie. Zur Belohnung gab es nach Tourenende eine Flasche „Kneipp-Wein“ vom Wachenheimer Weingut Dieter Heinz.
Die Initiative der Kneipp-Wanderungen zum Wohl der Gesundheit und eines Softtourismus im Zellertal soll anfangs Juli 2002 von Marnheim aus gestartet werden. Weitere Kneipp-Anlagen und neue Wanderstrecken, mit dem Kneipp-Logo ausgeschildert sollen das Zellertal an den Kneipp-Wanderweg der Pfalz anbinden.

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Termin-Tipp - Weingenuss im Paterhof
red. DIENHEIM – Ebenso unterhaltsame wie erlebnisreiche Tage verspricht das Weinfest im Paterhof, das am Wochenende die Freunde erlesener Tropfen auf den Festplatz in die Kirchstraße lockt. Die gemütliche Atmosphäre, gepaart mit einem bunten Unterhaltungsprogramm und dem genussvollen Probieren des vielfältigen Angebotes an Rebensäften machen das Paterhof-Fest seit knapp 20 Jahren zu einem beliebten Ziel für die ganze Familie.
Traditionell eröffnet wird der Festreigen durch den „Dienheimer Pater“. In diese Symbolfigur schlüpft auch am Freitag, 6. Juli um 19 Uhr wieder Engelbert Sauter. Nach der dem offiziellen Startschuss spielt der Musikverein „Rheingold“ auf, bevor DJ Herbert zum Tanz einlädt. Bereits um 18 Uhr öffnen an diesem Abend die Stände der sechs beteiligten Winzer, während tagsdarauf der Weingenuss schon ab 17 Uhr möglich ist. Das „Soundwave“-Trio spielt am Samstag, 7. Juli ab 20 Uhr zum Tanz auf.
Am Sonntag, 8. Juli öffnen die Weinstände um 15 Uhr. Eine halbe Stunde später lädt der Zweite Dienheimer Frauenkreis an die reichlich gedeckte Kuchentafel. Einen Streifzug durch die Welt der Blasmusik unternimmt der Evangelische Posaunenchor um 17 Uhr, während die vielfach ausgezeichnete Jazztanzgruppe des TV08 um 19 Uhr eine Kostprobe ihres Könnens gibt. Einen urwüchsig-rheinhessischen Ausklang nimmt das Fest um 19.30 Uhr zu Musik der „Original Dienheimer Rebknnorze“.