Landesjagdverband Hessen

Presse-Tipp für Oktober 2000
- Thema des Monats -

Landwirte und Jäger sollen blühende Landschaften für Feldlerche, Sumpfrohrsänger, Rebhuhn, Feldhase und Schmetterlinge schaffen

Rebhuhn und Wachtel finden auf den eingesäten Ackerflächen für ihre Küken ein Versteck sowie reichlich Insekten als Nahrung, Feldlerche und Sumpfrohrsänger brüten bevorzugt in dem blüten- und samenreichen Bewuchs, und Hunderte von Schmetterlingen gaukeln über die blühenden Felder. Das Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes Hessen (LJV), Leitender Forstdirektor a. D. Wilfried Graf (Lich), appelliert nachdrücklich an Jäger und Landwirte, stillgelegte Äcker im nächsten Frühjahr mit der besonders blütenreichen "Vechtaer Mischung" einzusäen. Das LJV-Offenlandarten-Projekt, das Graf 1998 initiiert hat und vorantreibt, schafft buchstäblich blühende Landschaften für Tierarten, deren Bestand in der intensiv genutzten Agrarlandschaft stark zurückgegangen ist. Es kommt zudem auch Feldhase und Rehwild zugute.

"Um 26 Prozent ist die Zahl der Singvogelarten in der Feldflur von Gründau-Rothenbergen (Main-Kinzig-Kreis) binnen eines Jahres angestiegen, nachdem dort EU-Stillegungsflächen mit Sonnenblumen, Lupinen, Malve, Wicken, Luzerne und Klee eingesät worden sind", berichtet Graf in einer Pressemitteilung. Allein die Zahl der bestandsbedrohten Vogelarten, die auf der Roten Liste stehen, habe sich um rund 17 Prozent auf 21 Arten erhöht. Zugleich ist dort nach Grafs Angaben auf gut 300 Hektar Feldfläche der Frühjahrsbestand des Feldhasen seit 1998 um über 50 Prozent von 44 auf 68 Mümmelmänner gewachsen.

Im Durchschnitt hat sich nach Grafs Worten das Artenspektrum der Singvögel in den vier ersten Projektgebieten, die in der Kinzigaue bei Gründau und in der Schwalm bei Ziegenhain und Willingshausen (Schwalm-Eder-Kreis) liegen, von 1998 bis 1999 um 11,5 Prozent auf 52 Arten erweitert. Bei Schwalmstadt und Borken seien sogar Vorkommen der sehr seltenen Wachtel nachgewiesen worden, die besonders unter den Veränderungen der Feldflur zu leiden habe.

Kernpunkt des Öko-Projekts, das der Jagdverband vor zweieinhalb Jahren gestartet hat, bildet laut Graf die Einsaat von stillgelegten Ackerflächen in der zweiten Aprilhälfte mit dem "Vechtaer Gemenge", das vom Frühling bis zum Spätwinter den Tieren der Feldflur durchgängig Versteckmöglichkeiten und Nahrung bietet. Diese Einsaat besteht aus Lupinen, Futtererbsen, Gelbsenf, Kulturmalve, Buchweizen, Hafer Gramena, Sommerwicke, Sonnenblumen, Inkarnatklee, Stoppelrübe, Phacelia und Ölrettich. Die damit eingesäten Stilllegungsflächen werden von der EU weiter bezuschusst und sind vor Verunkrautung geschützt. Weil die ausgesäten Pflanzenarten abwechselnd vom Mai bis in den Oktober blühen, ziehen sie Insekten und Kerfen an, die der Nachwuchs von Rebhuhn, Fasan, Wachtel und anderen Bodenbrütern dringend als Nahrung braucht. Im Herbst und Winter ist der Tisch des Federwilds und anderer Vögel wiederum reichlich mit vielerlei Samen gedeckt. Auch Feldhasen und Rehe finden auf den Flächen bevorzugte Nahrung und Deckung.

Projektleiter Graf setzt darauf, dass Landwirte und Jäger in einer Art von "Schneeballsystem" die rund 2500 hessischen Feldreviere mit einem Netz von Öko-Flächen überziehen, um den Bestand des Rebhuhns, des Feldhasens und der weiteren Tierarten des Ackerlandes nachhaltig anzuheben.

Eine Bezugsquelle für die "Vechtaer Mischung" ist das Samenhaus Jehle, Heusee 15 – 17, 73655 Plüdershausen, Telefon: 0 71 81/8 49 15, Fax: 0 71 81/8 93 46.

Dr. Klaus Röther