Zwischen Rhein und Donnersberg
Die Einen sprechen von dem "Land der Rüben- und Rebenäcker", die Anderen schwärmen von der nahezu unverbauten Landschaft, "wo die Sonne so viel scheint wie sonst kaum in Deutschland, wo auf über tausend fruchtbaren Hügeln Weizenfelder und Weinberge locken und wo die Landschaft so südlich aussieht - diese Weite, das Licht, die schönen Ausblicke - von jedem Hügel - Aussichten so weit das Auge reicht - erschließen sich neue Landschaftsbilder ... wir können uns nicht sattsehen!"

.... Im Westen thront mächtig der König der Nordpfalz, der bewaldete Donnersberg. Allgegenwärtig dominiert er das "Land der tausend Hügel", Rheinhessen und die Nordpfalz, deren Wahrzeichen er zu sein scheint, nach welchem die Franzosen das Gebiet einst "Departement Du Mont-Tonnerre" nannten. Zwischen Rhein und Donnersberg inspirierte er Künstler und Schriftsteller, von überall in Rheinhessen sieht man den Donnersberg. Insbesondere prägt der Donnersberg das Landschaftsbild unseres Hochplateaus und des Zellertals. Hier bietet der Blick nach Westen das schönste Panorama. Nach Westen hin erstreckt sich sanft gewellt das fruchtbare Ackerplateau, in dem einige Feldgehölzinseln, einzelne Nußbäume, Linden und Eschen die Ruhe und weite der Landschaft betonen.

Ein unvergleichlich schönes Panorama mit dem Donnersberg als Kulisse bietet dem Betrachter das Zellertal: Eingebettet von den sanften Hängen des Kahlenberges und des Heldenberges, die das Zellertal überragen, überschaut der Beobachter fruchtbare, von Feldgehölzen begrenzte Äcker, sacht gewellte Rebhügel und Hügel hinter den Hügeln bis hin zum bewaldeten Donnersberg. Eingestreut in die Szenerie setzen die nur wenigen Dörfer, Feldgehölzinseln und einzelne große Bäume Akzente und die Ruhe der Landschaft unterstreichen, - die Ruhe einer Landschaft, die zunehmend Windrotorgiganten (zer)stören.

Für den Unsensibelsten ist nachzuvollziehen: Windkraftanlagen sind Industrieanlagen und widersprechen mit dem solchen Bauwerken eigenen Erscheinungsbild der natürlich gewachsenen Gestalt einer Landschaft. In ihrer seriellen Eintönigkeit und Dominanz durch überproportionale Größe und mehr oder weniger ständige Bewegung sowie Positionierung an exponierten Stellen schlagen sie jede Landschaft tot, erst recht wenn sie sich epidemieartig in Massen ausbreiten. Das trifft für den Kahlenberg exakt zu, wo man zu den schon bestehenden Anlagen weitere hinzubauen will.

Der Reiz des Hügellandes im südlichen Wonnegau, des Zellertales oder Rheinhessischen Schweiz beruht vor allem auf seiner gewachsenen und reichstrukturierten Kulturlandschaft. Gerade das Fehlen jeglicher Industrie, die landschaftliche Vielgestaltigkeit und der ökologische Reichtum, die hochwertigen für Landwirtschaft und Weinbau besonders geeigneten Böden sowie die besonderen klimatischen Bedingungen in Verbindung mit einem einfühlsam gestalteten Fremdenverkehr bieten auch dieser Region (nicht nur der Pfalz) eine solide wirtschaftliche Grundlage, machen den Südlichen Wonnegau und das Zellertal ebenso wie die angrenzende Pfalz zum Zielgebiet des sanften Tourismus. Der "Geheimtip", "Oase der Ruhe" bzw. "Toskana Deutschlands" - hat sich mittlerweile herumgesprochen.

O Freunde! habt ihr Sinn dafür
Was die Natur uns bietet:
So kommt ins große Lustrevier;
Dort, dort wird es vergütet,
Was schwache Erdenbürger drückt,
Wo Göttin Ceres uns entzückt
Durch ihrer Kinder Schöne.

In mancherlei schattiertes Grün
Gekleidet lacht die Erde
Den Pilgrim an und ladet ihn;
Mit freundlicher Gebärde,
Auf ihren Schoß zu sitzen ein,
Da, wo den heißen Sonnenschein
Ein dichtes Laubwerk dämpfet.

Hier schlängelt sich der Silberbach
Durch buntgeschmückte Wiesen;
Die Weide strebt der Erle nach,
Und diese jenen Riesen
Von Bellen, deren stolzes Haupt
Zum Staunen, königlich umlaubt,
Bis an die Wolken reichet.

Hier schlüpft ein Eidechs durch das Gras
Mit goldgesticktem Rücken;
Dort sucht ein aufgescheuchter Has'
Sich in den Klee zu drücken;
Hier trägt ein Finkchen, wohlgemut,
Das Futter für die junge Brut;
Und dort schlägt frei die Wachtel.

Hier steht ein Baum in voller Pracht,
Mit Blüten überstreuet;
Sein Anblick gleicht der Sommernacht,
Wo Licht an Licht gereihet
Mit Majestät vom Himmel sieht
Und unsre Seele aufwärts zieht
Zum Schöpfer aller Dinge.

Dort steht der kleine Halmenwald,
Hebt stolz die tausend Ähren,
Von deren reichlichem Gehalt
Sich Fürst und Bauer nähren;
Hier prangt ein Acker mit Gemüs,
Dort winkt die Traube - ach, so süß
Wie Honig aus der Blume!

Wer Sinn für diese Szenen hat,
Lebt glücklich auf dem Lande;
Dagegen in der Königsstadt
So mancher an dem Rande
Des Abgrunds und der Schwermut lebt,
Der Freuden keine je erlebt,
Wie sie das Land uns spendet.

Landlied
von
Isaak Maus
(1748-1833)

 


Aberglauben und schändliche Neigungen sind hier nicht herrschend

Badenheim, Rheinhessen: »Die Bewohner sind theils Protestanten theils Katholicken, leben in guter Eintracht mit einander, und sind fleißige und aufgeklärte Landbauern. Aberglauben und schändliche Neigungen sind hier nicht herrschend; Sittlichkeit, Fleiß und Sparsamkeit, gelten für schöne Tugenden. Ja, ohne partheiisch zu seyn, darf ich sagen, daß dieser Ort zu den aufgeklärtesten, bemittelsten, schönsten und ruhigsten der ganzen Gegend gehört.«

1821 erschien bei Florian Kupferberg in Mainz Isaak Maus' letzte Publikation "Lyrische Gedichte". In einer "Vorrede" eröffnete Maus' das Bändchen mit einem "Auszug meiner jüngeren Lebensgschichte."