Bemerkungen zum Windpark Himmelreich in Hirschfeld

Rahmenbedingungen laut Beteiligungsprospekt:
Der Windpark besteht aus drei AN Bonusanlagen, und zwar:
2 Anlagen Nabenhöhe 58 m, Rotordurchmesser 44 m, Nennleistung je 600 kW
1 Anlage Nabenhöhe 70 m, Rotordurchmesser 54 m, Nennleistung 1000 kW
Installierte Leistung insgesamt: 600 kW + 600 kW + 1000 kW = 2200 kW
Windgeschwindigkeit laut Gutachten: 6,3 m/Sekunde in 60 m Höhe über Grund.
Der Windpark steht auf den Höhen des Frankenwaldes in 646 m Höhe über NN.

Energieprognose laut Beteiligungsprospekt: 3.100.000 kWh
Tatsächlich erzeugte Energie im Jahr 2001: nur 1.748.170 kWh
Dies entspricht also nur 56,39 % der erhofften Leistung
oder einem Minus von 43,61 %.

Investitionskosten 4.400.000 DM
Der Bundesverband WindEnergie (BWE) setzt in seiner Broschüre "Mit grünen Anlagen schwarze Zahlen schreiben" die erzeugte Energie ins Verhältnis zu den Investitionskosten und gibt als Orientierungshilfe 1,40 DM pro erzeugte kWh an.

In Hirschfeld sind es jedoch:
4.400.000 DM : 1.748.170 kWh = 2,52 DM pro erzeugte kWh

Der vom BWE genannte Wert von 1,40 DM pro kWh wurde um 1,12 DM oder um 80 % überschritten. Durch Missachtung aller BWE-Vorgaben in der o.g. Broschüre wird so die Investition für die Kommanditisten zum Flop.

Vollaststunden:
1.748.170 kWh : 2.200 kW installierter Leistung = 794,6 Volllaststunden. Das bedeutet, dass die Anlagen eine jährliche Auslastung von 9,07 % haben.

Das internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) hat den Wind über einen Zeitraum von 30 Jahren beobachtet und das langjährige Mittel auf 100 % gesetzt.
Windverhältnisse laut IWR im Binnenland:
Im Jahr 1999 109,5 % des langjährigen Mittels
Im Jahr 2000 106,5 % des langjährigen Mittels
Im Jahr 2001 101,3 % des langjährigen Mittels

Im angegebenen Zeitraum kann man also nicht von "schwachen Windjahren" sprechen.
Hans Jungkunz


Wenig Wind im Wind“park“ Himmelreich in Hirschfeld,
zuviel Wind im Kopf,
dadurch Flaute im Geldbeutel
und Gang ins Insolvenzverfahren.

Der Traum, im Schlaf Geld zu verdienen
wurde zum Alptraum und zerplatzte
schließlich wie eine Seifenblase.


Windpark Himmelreich muss Insolvenz melden
Bestätigung durch Amtsgericht Coburg.

Steinbach/Wald. Ist der Hirschfelder Windpark Himmelreich noch zu retten? Die Windenergieversorgung GmbH & Co., Windpark Himmelreich KG in Hirschfeld meldet Antrag auf Insolvenz. Wie der Geschäftsführer Franz Baier auf Anfrage der Neuen Presse bestätigte, habe er am vergangenen Freitag die Insolvenz beantragt. Dies wurde auch beim Amtsgericht in Coburg bestätigt.
Bereits in der Neuen Presse vom 22. Mai 2002 war von "Windturbulenzen" im "Himmelreich" zu lesen. Trotzdem dementierte damals Franz Baier eine vorhandene "Schieflage" des Unternehmens. "Wir haben bisher alle Verpflichtungen erfüllt und werden dies auch in Zukunft so halten - wir sind und bleiben zahlungsfähig", war zu lesen.

Fünf Monate später schaut alles anders aus. Die Windenergieversorgung GmbH & Co. ist in Zahlungsschwierigkeiten und eine Tilgungsstreckung wird nicht mehr gewährleistet.

Das Angebot von Franz Baier den Windpark in Form einer neuen Gesellschaft mit allen Verpflichtungen und Rechten und mit ihm als Hauptgesellschafter zu erwerben, wurde von den Gesellschaftern abgelehnt. Auch konnte, laut Aussage des Geschäftsführers bei den verschiedenen Kaufpreisangeboten für die Veräußerung des Windparks kein zufriedenstellender Preis erzielt werden.

Beide Übernahmevarianten eines hiesigen Unternehmers, nämlich entweder die komplette Übernahme bei der die Geschäftsanteile in Hohe von fünfzig Prozent an die Gesellschafter ausbezahlt werden, beziehungsweise eine finanzielle Beteiligung, in der die drohende Insolvenz abgewendet werden könnte, kamen nicht zustande. Trotzdem zeigt der oben erwähnte Geschäftsmann nach wie vor Interesse an den Windpark, ob mit oder ohne Insolvenz.

Auf Anfrage der NP richtete ein Kommanditist, der nach wie vor ein Befürworter der Windenergie ist, schwere Vorwürfe an den Geschäftsführer. Für ihn sprechen alle Indizien dafür, dass das zögerliche Verhalten von Franz Baier die Misere heraufbeschworen hat. Faktum sei, so der Gesellschafter, dass der Geschäftsführer unter anderem falsche Zahlen den Mitgliedern vorgelegt habe. So sei beispielsweise der Frühjahrsversammlung eine positive Liquidät vorgelegt worden, die keinerlei Hinweis auf einen Konkurs erkennen ließ. Für ihn sei klar, dass die derzeitige Situation durch das Missmanagement seitens der Geschäftsführung herbeigeführt wurde. Ein weiterer Kommanditist wirft dem Beirat zu zögerliches Handeln vor.

Diese Anschuldigungen wies Franz Baier energisch zurück. Stets konnte jeder Kommanditist die Zahlen am Sitz der Gesellschaft einsehen. Und zudem hätten alle vorgelegten Zahlen auch den Tatsachen entsprochen. Gegen einen Verkauf der Anlagen unter Wert sträubt er sich jedoch vehement, denn schließlich wolle er auch beenden, was er begonnen habe. Er werde sich nach wie vor einsetzen, dass jedes Mitglied seinen eingesetzten Geldbetrag zurückbekomme.

Nachdem sich die Zahlungsschwierigkeiten abzeichneten, so Baier, sei er sofort aktiv geworden, um die Gesellschaft zu konsolidieren. Auch seien die Gesellschafter in den verschiedenen Versammlungen auf Nachschuss beziehungsweise Kapitalerhöhungen hingewiesen wurden, jedoch seien diesbezüglich keine Beschlüsse gefasst worden. Franz Baier will in den nächsten drei Wochen alles daran setzen, um den Windpark zu erhalten. Deshalb arbeitet er an einem Konzept, dass er demnächst dem vorläufigen Insolvenzverwalter Jürgen Wittmann unterbreiten möchte. Dieser ist seitens des Amtsgerichtes beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, ob ein Insolvenzgrund vorliege und ob die Kosten im Falle eines Falles gedeckt seien.

Der Geschäftsführer Franz Baier erhofft sich nun eine finanzielle Spritze von dem derzeit beantragten Beweissicherungsverfahren, gegen den Anlagelieferanten, denn auch die technischen Mängel der Anlagen seien neben dem fehlerhaften Windgutachten für das Nichterreichen der prognostizierten Werte und somit für die negativen Zahlen verantwortlich.

Achim Armbrecht von der AN-Windenergie beurteilt dies allerdings anders. Für ihn hängen die gravierenden Probleme nicht mit Technik zusammen, sondern mit dem falschen Prognosen des Windgutachtens. Auch konnte er das beantragte Beweissicherungsverfahren gegen AN-Windenergie nicht bestätigen.

Der Bürgerwindpark Himmelreich Hirschfeld wurde am 10. Juli 1999 eingeweiht. Mit einer Summe ab 5000 DM konnten sich die Bürger an den Windmühlen beteiligen. 63 Gesellschafter haben damals das Investitionsvolumen von 4,4 Millionen DM aufgebracht. Laut Gutachten sollten die Rotoren jährlich rund 3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Bisher erzeugten die Windräder im Jahre 1999 2.042.000 Kilowattstunden, 2000 1,783 Millionen und im vergangenen Jahr knapp 1,7 Mio. Kilowattstunden.