Trittin-Ministerium lügt - gedruckt und auf Steuerzahlerkosten

"Wir fördern erneuerbare Energien, die ungefährlich für Mensch und Umwelt sind – damit die Visionen von heute nicht die Altlasten von morgen werden." So stehts in Anzeigen, die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit jetzt großflächig in zahlreichen Kommerzzeitungen veröffentlichen ließ. Ein warmer Regen für die Blätter – und auch noch vom Steuerzahler finanziert. Genauso wie PR-Postkarten selben Inhalts, die jetzt sogar in hinterletzten deutschen Szenekneipen bündelweise herumliegen. Erstaunlich, verwunderlich, überraschend – oder auch nicht – daß bisher kein einziger deutscher Umweltverband öffentlich kritisiert hat, daß das Trittin-Ministerium da glatte Lügen verbreitet. Erneuerbare Energien Umwelt? Die Liste von Unfällen, wo beispielsweise Windkraftwerke – ungefährlich für Mensch und dem Menschen gefährlich wurden, wird immer länger – jene mit Daten, wo Windkraftwerke Tieren den Tod brachten, ist inzwischen unüberschaubar. Weil gegen Naturschützerproteste und gegens Bundesnaturschutzgesetz in Habitaten und Durchzugsgebieten Windkraftwerke errichtet wurden, kollidierten vorhersehbar in Deutschland selbst Schwarzstörche, Höckerschwäne oder Wildgänse, auch ungezählte Kleinvögel, verunglückten tödlich. Kraniche sehen Windkraftwerke als Gefahr an, reagieren entsprechend. In den USA starben an Windkraftwerken bereits ungezählte Steinadler, aber auch Eulen, in Spanien seltenste Geier und andere Greifvögel. Mit erheblichen Beeinträchtigungen der Vogelwelt müsse gerechnet werden, wenn Windenergieanlagen und -parks in Rast-, Nahrungs-oder Brutbiotopen und in klein-oder großräumigen Bewegungskorridoren errichtet würden, steht in der "Naturschutzfachlichen Beurteilung der Windenergienutzung im Land Brandenburg", jetzt veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Naturschutz und Landschaftspflege". Daß eine Energieerzeugungsform mit solchen unökologischen Folgen schwerlich umweltfreundlich genannt werden kann, ist eine banale Tatsache für jeden, der ein bißchen nachdenkt. Aber so, wie die Dinge in Deutschland liegen, eben kein Grund fürs Trittin-Ministerium, deshalb lieber vorsichtiger zu formulieren. Man muß es zweimal lesen: "Wir fördern erneuerbare Energien, die ungefährlich für Mensch und Umwelt sind Visionen von heute nicht die Altlasten von morgen werden."
–die Diese Website wird natürlich sofort darüber berichten, falls das Bundesumweltministerium die Falschaussage damit korrigiert, sich entschuldigt von Ministeriumsgeldern lebenden deutschen Umweltverbände es doch noch wagt, – oder gar einer der teils Anstoß an dieser Art von Steuermittelverschleuderung zu nehmen.
Übrigens den angekündigten Atomausstieg. Da erinnert man gerne daran, was – bei der teuren PR-Aktion geht es auch um Rot-Grün letztes Jahr im Abschlußdokument der New Yorker Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag ohne Wenn und Aber oder mögliche Gegenvoten unterzeichnete:"Die Konferenz erkennt die Vorteile der friedlichen Atomenergie-Nutzung und nuklearer Techniken an", steht da geschrieben, "und ihren Beitrag, um in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklung zu erreichen sowie um generell das Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschheit zu verbessern." Kommentar überflüssig. kh

Brandenburg: Herber Rückschlag für Windkraft-Lobby in der SPD-CDU-Regierung
neuer Winderlaß nach Naturschützerprotesten
Das heutige Land Brandenburg war schon zu DDR-Zeiten die an Adlern und Störchen reichste Region ganz Deutschlands – mit den höchsten Kranich-Brutdichten. Alles vor allem ein Erfolg des gutfunktionierenden Netzes ehrenamtlicher Naturschützer. Nach der Wende wurde indessen sofort die westliche Umweltpolitik eingeführt, in der Potsdamer Landesregierung setzten Beamte und „Berater“ aus den alten Bundesländern teilweise geradezu aggressiv die Interessen der Windkraftkonzerne durch. Protest gegen die Errichtung von Windkraftwerken in sensibelsten Biotopen regte sich sofort, wurde aber weggewischt, unterdrückt. Inzwischen ist das unmöglich geworden – da auch prominente Brandenburger, darunter Professor Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises und NABU-Vizepräsident, sowie Ex-Umweltminister Eberhard Henne immer nachdrücklicher auf die Einhaltung der de facto weitgehend außer Kraft gesetzten Naturschutzgesetze dringen. Aus den alten Bundesländern nach Brandenburg gezogene Umweltschützer engagieren sich ebenfalls in windkraftkritischen Bürgerinitiativen. Diese haben inzwischen erreicht, daß die Landesregierung ihren konzernfreundlichen Winderlaß überarbeiten muß. Auf einer Expertentagung des Landes kam es daher jetzt  zu Stellungnahmen, die noch vor wenigen Jahren unmöglich gewesen wären.
Tagungsleiterin Professor Doktor Beate Jessel aus Baden-Württemberg, mit Lehrstuhl für Landschaftsplanung an der Universität Potsdam, Mitglied im Landesnaturschutzbeirat:
Unzweifelhaft nehmen Windkraftanlagen zu, wirken in viele Landschaftsbereiche hinein, bringen einen sehr starken Unruheeffekt mit.  Es gibt Punkte, wo mich das stört, sogar sehr stört und den ganzen Landschaftsgenuß verderben kann  - und es gibt Punkte, da ist es auch vertretbar. Wildwuchs von Windanlagen gibt es zweifelsohne in Brandenburg – da kursiert ja auch dieses schöne Wort Verspargelung – wenn also überall diese Gestänge in der Landschaft herumstehen.
Andreas Piela, Experte aus dem Referat Eingriffsregelung des Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Raumordnung:
Windkraftwerke werden heute in einer Gesamthöhe bis zu 150 Metern Höhe errichtet und prägen damit ganze Landschaften neu, es werden Landschaften durch diese technischen Bauwerke überformt. Von daher ist es umso wichtiger, auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Akzeptanz, den Bau von Windanlagen zu steuern, sie nicht mehr überall an jedem beliebigen Standort des Landes zuzulassen. Es gibt in der Tat negative Beispiele Stellen, wo Windkraftwerke eigentlich nicht stehen sollten. Wir wollen einfach im Interesse auch anderer Nutzungen, auch der Erholungsnutzung, die Möglichkeit, Menschen noch Räume präsentieren zu können, in denen sie ihr Auge uneingeschränkt von technischen Neuerungen schweifen lassen können, wo sie Landschaft erleben können. Wir wollen, daß nun nicht von jedem Punkt des Landes am Horizont jeweils eine Windkraftanlage zu sehen ist.
Brandenburgs NABU-Geschäftsführer Wolfgang Mädlow, Biologe aus Westberlin:
Wir sehen, daß von den weiter zunehmenden Windkraftwerken gerade das Landschaftsbild, die Vogelwelt, auch  andere Schutzgüter in der Kulturlandschaft immer mehr beeinträchtigt werden – und stellen fest, daß es deswegen in unserer Mitgliedschaft inzwischen immer mehr Kritiker gibt. Die Uckermark ist ein sehr sensibles Gebiet, es gibt dort besondere Konzentrationen an Kranichen, anderen Großvögeln, Rastbeständen – wir haben uns in einigen Fällen deshalb ganz klar gegen Windkraftanlagen an solchen sensiblen Stellen, etwa Kranich-Rastgebieten ausgesprochen, oder in Bereichen, wo Adler brüten – das werden wir auch weiterhin tun.
Weiter östlich, in der brandenburgischen Priegnitz-Region, versucht Anselm Ewert, Artenschutzexperte der dortigen Naturschutzbehörde, das Schlimmste zu verhüten, lehnt zum Ärger der Windkraftkonzerne und Investoren immer wieder geplante Standorte ab:
Wir halten es für erforderlich, dem Artenschutz Vorrang zu geben, weil die vorhandenen Lebens-oder Teillebensräume dieser Arten nur noch Rückzugsgebiete oder eher Restareale einstiger Lebensräume sind. Diese Regionen müssen von Windkraftwerken freigehalten werden, die Lebensräume weiter negativ beeinträchtigen können. Und dann sagen wir eben ganz einfach, aus Sicht des Artenschutzes geht es nicht. Einem Standort in Heiligengrabe können wir nicht zustimmen, weil er für ziehende Kraniche bedeutsam ist. Wir wissen, daß Windkraftanlagen für Kraniche ein Problem sind. Wir können uns auch den großen unzersiedelten Landschaftsraum der Wittstocker Heide nicht durch Windkraftanlagen zerschneiden lassen. Wollen wir aus naturschutzfachlicher Sicht ernstgenommen werden, müssen wir hier einfach „Nein“ sagen. Einen weiteren  Standort haben wir abgelehnt, weil in unmittelbarer Nähe der Seeadler brütet. Diese Art hat einen großen Raumbedarf, ernährt sich und seinen Nachwuchs auch mit Wasservögeln. Diese indessen reagieren auf Windkraftanlagen sehr empfindlich. Wenn zwischen Seeadlerbrutplatz und seinem Nahrungshabitat, also einem See mit Wasservögeln, eine Windkraftanlage errichtet wird, ist nicht auszuschließen, daß sich die Wasservögel einen anderen Brutplatz suchen. Dadurch würde das Nahrungsangebot für den Seeadler verknappt. Wir müssen einfach in solchen Zusammenhängen denken. Der Lebensraum einer Art beschränkt sich ja nicht nur auf seinen Brutplatz. Goldregenpfeifer meiden Windanlagen-Bereiche großräumig – also können wir die nördliche Dosse-Niederung, einen Zugkorridor, nicht mit Windkraftwerken zustellen lassen – damit der Goldregenpfeifer, aber auch die seltene Kornweihe dort ihren Lebensraum behält. (kh, 8.6.01)

Artenvernichter Trittin: Grüne Liga stellt Strafanzeige gegen Unbekannt, richtet Beschwerde an EU in Brüssel/NABU-Bundesvorstand bleibt dagegen erwartungsgemäß untätig
Die couragierte Grüne Liga Brandenburgs nimmt, wie bereits angekündigt, die von Bundesumweltminister Jürgen Trittin vorsätzlich verursachte Vernichtung von Fischadler-und Wanderfalkenbruten - im Vorfeld der Rheinsberger Castor-Transporte - nicht hin. Wie der ostdeutsche Grüne-Liga-Sprecher und Artenexperte Norbert Wilke am Freitag gegenüber dieser Website erklärte, werde beim Landesumweltamt in Potsdam Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Die Anzeige richte sich deshalb nicht direkt gegen Trittin, weil befragte Rechtsexperten keine Einigung darüber erzielen konnten, welche Behörde definitiv vor Ort, am stillgelegten DDR-Atomkraftwerk Rheinsberg, gehandelt habe. Zeitgleich und unabhängig von der Anzeige werde die Grüne Liga Brandenburgs eine EU-Beschwerde an die zuständigen Brüsseler Stellen richten - „wegen Verstoßes gegen europäisches Artenschutzrecht“. „Ich denke, dort weiß man noch nichts von dem Fall - mich interessiert, wie sich die EU-Behörde verhalten wird.“ Die Region am Großen Stechlinsee sei schließlich wegen der Fischadler als EU-Vogelschutzgebiet, Special Protected Area, ausgewiesen worden. „Und wenn von sieben angegebenen Bruten vier in einem Jahr verlustig gehen --dann ist das ein erheblicher Eingriff!“
Von Brandenburger Artenschützern hieß es, der NABU-Bundesvorstand behandle den Fall dagegen wie eine heiße Kartoffel. Wie aus der Bonner NABU-Zentrale zu erfahren war, hat der Bundesvorstand bisher in dem Fall überhaupt nichts unternommen und habe dies auch nicht vor.
Das stillgelegte AKW ist in Bundesbesitz, wird von einer bundeseigenen Firma abgebaut. Laut Angaben des Brandenburger Innenministeriums wurde der Castor-Transport-Termin von Minister Trittin festgelegt - für die geforderte Absicherung durch Polizei und Bundesgrenzschutz schon im Vorfeld sind wie üblich die Behörden des jeweiligen Bundeslandes zuständig. Trittin, so hatten Grüne Liga und Artenschutzexperten zuvor erklärt, habe das Bundesnaturschutzgesetz sowie die entsprechenden EU-Richtlinien verletzt, weil er entgegen massiven Umweltschützerprotesten den Castor-Transport nicht absagte und damit vorsätzlich die Vernichtung von Fischadler-und Wanderfalkenbruten bewirkte. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht und genießen deshalb den höchsten Schutzstatus. (kh, 8.6.01)

Traut sich Vox-TV?
Am 23. Juni wird der private TV-Sender Vox während einer Artenschutz-Spezialsendung um 19.10 Uhr Minister Trittin interviewen. Leser dieser Website können dann erneut überprüfen, wie es um die Pressefreiheit in Deutschland steht. Traut sich Vox, Trittin auf seine Rolle als Artenvernichter anzusprechen oder nicht? Schließlich hatten die Kommerzmedien, die sogenannten Qualitätszeitungen inbegriffen, den Fall Rheinsberg bislang verschwiegen.
Unter Naturschützern Brandenburgs erregte Aufsehen, wie der dortige SPD-Umwelt-und Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler Anfang Mai die Trittin-Artenschutz-Linie verteidigte. Auf Anfrage dieser Website zur vorsätzlichen Verletzung des Bundesnaturschutzgesetzes betonte Birthler, bei Castor-Transporten müsse man Abstriche im Naturschutz machen - die Frage der Gesetzesverletzung sei Abwägungssache. Dies sagt genug.
Interessant dürfte sein, ob die großen deutschen Umweltorganisationen, Umweltpolitiker der Parteien, darunter der opportunistischen PDS, etwa doch noch auf Trittins Gesetzesverstöße in Ostdeutschland reagieren - energische Reaktionen oder „halten zu Gnaden“? (kh, 8.6.01)

Artenexperte Dr.Klaus-Michael Exo: Enorme Vogelverluste durch Windkraftwerke
Schwedische Studie: bis zu neunhundert getötete Vögel pro Anlage und Jahr
Der Artenexperte Dr. Klaus-Michael Exo vom Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven hat mit Fakten die Position der windkraftkritischen Umweltschutzbewegung Deutschlands bestätigt, wonach es durch Windkraftwerke zu enormen Vogelverlusten kommt. Wie Exo gegenüber dieser Webseite jetzt erläuterte, werden durch Windkraftwerke an Land-Standorten in der Regel jährlich etwa fünfzig bzw. bis zu fünfzig Vögel pro Anlage getötet. Dies betreffe Tiere jeder Größe, auch Wildgänse, Schwäne oder Schwarzstörche. „In Gebieten mit Konzentrationen an Großvögeln – und auch bei Windkraftwerken direkt in Zugschneisen an der Küste können die Verluste wesentlich höher sein.“ Exo bezog sich bei seinen Angaben auf Untersuchungen deutscher und niederländischer Fachleute sowie auf eine tabellarische interne Studie dänischer Experten. „Eine schwedische Studie kommt auf bis zu neunhundert getötete Vögel pro Anlage und Jahr – weil die betreffenden Windkraftwerke sehr exponiert gestanden haben. Im Offshore-Bereich, so der Artenforscher, rechnen wir mit höheren Verlusten als an Land, weil auf dem Meer gerade große Vogelarten vorkommen, die weniger manövrierfähig und daher erfahrungsgemäß mehr durch Windanlagen gefährdet sind.“ Exo erinnerte dabei an die hohe Todesrate von Adlern an Windkraftwerken in den USA sowie von seltenen Geiern in „Windparks“ bei Gibraltar. „Das befürchten wir auch auf See.“ Er bestätigte, daß Windkraftwerke ein neuer, zusätzlicher Faktor der Artenvernichtung sind. Auch der Scheucheffekt sei als „gravierend“ einzuschätzen. „An der ganzen ostfriesischen Küste ist oft ohne Planung vorgegangen worden – viele Klagen liegen gegen Windparks vor, die in FFH-Gebieten errichtet wurden. Die müssen da raus!“
Der renommierte Wissenschaftler widerspricht mit diesen Angaben grundsätzlich den Argumenten der rot-grünen Bundesregierung, insbesondere Umweltminister Trittin sowie Michaele Hustedt, energiepolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion. In einem Windenergie-„Positionspapier“ hatte Hustedt im Juni betont:“Der so genannte Vogelschlag, also Kollisionen von Vögeln mit den Flügeln der Rotoren – spielt laut wissenschaftlich fundierten Untersuchungen keine Rolle.“ Legt man Exos wissenschaftliche Daten zugrunde, multipliziert die Zahl von derzeit rund 9600 Windkraftwerken mit der angegebenen Jahres-Vogel-Verlust-Ziffer (etwa/bis zu 50 vernichtete Tiere), ergeben sich aus dem Resultat auch interessante Rückschlüsse auf das Umweltbewußtsein der Grünen-Politikerin. Die naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sylvia Voss aus dem von Windkraftwerken bereits beträchtlich umweltbelasteten Brandenburg, widersprach Hustedt heftig: Abwiegeln und verharmlosen sei nicht nur unseriös, auch gefährlich.
Exo wies gegenüber dieser Website ferner auf die Fragwürdigkeit offizieller Prognosen hin. So sei die Lebensdauer von Windkraftwerken weit geringer als immer angegeben, zudem werde der Faktor Reserveleistung stets nicht berücksichtigt: Im häufigen  Fall einer Flaute, damit abnehmender Windanlagenleistung, müssen die konventionellen Kraftwerke sofort einspringen, deshalb schon vorher Reserveleistung vorhalten, dafür fossile Brennstoffe verbrauchen. (kh, 14.6.01)

Voss contra Hustedt Windkraft-Streit [1] in grüner Bundestagsfraktion
Abwiegeln und verharmlosen – "unseriös und gefährlich"
Daß Michaele Hustedt als energiepolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion lediglich die Interessen von Windkraft-und Atomkonzernen wie Siemens sowie der ebenfalls am Windkraftgeschäft profitierenden Rüstungsindustrie vertritt – und das auf platteste Weise – ist echten Naturschützern bis zum Erbrechen geläufig. Schließlich sind unter Rot-Grün die Rüstungsexporte auch in Krisengebiete gegenüber der Kohl-Ära kräftig gestiegen, wurde gegen Völkerrecht ein Krieg gegen Jugoslawien geführt,  werden Siemens-Atomprojekte im Ausland teils politisch geschickt gefördert. Neu ist dagegen, daß eine angesehene ostdeutsche Grünen-Politikerin wie Sylvia Voss, naturschutzpolitische Sprecherin der Fraktion, sich Hustedt-Plattitüden nicht länger gefallen läßt, sich vom Schröder-Trittin-Windkraft-Kurs deutlich distanziert. Der Anlaß – ein Hustedt-Traktat von Anfang Juni, mit dem Titel; „Windenergie und Naturschutz sind vereinbar!“, darin die üblichen abwiegelnden Argumente. Vögel und Wildtiere würden kaum verdrängt, der Diskoeffekt sei begrenzt, Windkraft eine Touristenattraktion. Ursula Voss platzte offenbar der Kragen – zumal Michaele Hustedt den Text als Position der ganzen Bundestagsfraktion verkaufte. Die couragierte Brandenburgerin mit Bodenhaftung betonte am 11. Juni in einer Erklärung, daß das Hustedt-Traktat keineswegs in der Bundestagsfraktion abgestimmt worden sei, auch nicht in den entsprechenden Fachgremien. Zudem sei es unlauter, politisch wenig hilfreich, derart über Windkraftprobleme hinwegzusehen und zu –schreiben. „Als Ärztin ziehe ich aber auch die Aussagen zu Diskoeffekt, Schattenwurf, Schallentwicklung und Infraschall ernsthaft in Zweifel. Dies im übrigen aus kommunalen Erfahrungen und den Argumentationen betroffener Bürgerinnen und Bürger.“ Abwiegeln und verharmlosen sei nicht nur unseriös, auch gefährlich. Es gebe bereits sehr deutliche Ergebnisse wissenschaftlicher Studien , die ganz andere Tatsachen aufdeckten als Michaele Hustedt es darstelle. Sie zeigen mit erdrückender Deutlichkeit negative Auswirkungen besonders auf wandernde Vogelarten. Absurd sei, Windkraft als Touristenattraktion hinzustellen, der Widerstand in Tourismusregionen wachse ständig, bestes Bauland nahe Windkraftwerken könne kaum noch vermarktet werden. Man kennt das – Minister wie Trittin kassieren pro Monat Spitzengehälter um die dreißigtausend Mark, pflegen entsprechende Lebensstile, finanziert auch von jenen Steuerzahlern, die in übelsten Problemregionen wohnen müssen, darunter in von Windkraftwerken zerstörten Landschaften. Doch in Hör-und Sichtweite kreisender Rotoren schlägt die rot-grüne Politprominenz ihre Domizile lieber nicht auf. Sylvia Voss aus der Nachwende-Problemregion Brandenburg, mit hoher Arbeitslosigkeit, bewußt und absichtlich zerstörter Industrie und Landwirtschaft, desillusionierten Menschen, zeigt auch auf dieses Grünen-Tabu:“Im Übrigen sollte sich jeder und jede dabei ehrlich die Frage beantworten, ob man selbst an betroffenen Orten leben wollen und können würde.(Quelle: Klaus Hart, 14.6.01) - Lesen Sie auch: Die zwei Seiten des Windrads. Naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen übt scharfe Kritik an Trittin und den Castortransporten. Besuchen Sie die Internetseiten von Sylvia Voß.
[1] Dieser Link zu der Stellungnahme von Sylvia Voß funktioniert nicht mehr ...
Nun geht er wieder: "diese mail schreibt Ihnen der Webmaster der Homepage "Voss-naturschutz". Ich habe die Links wieder getestet. Der Antworttext von Frau Voß kann ohne Probleme aufgerufen werden - von der Startseite aus funktioniert der Link. Zu Ihrer Kenntnis ist der Text an diese Mail abgehängt.

Der Fall Naturpark Stechlin-Ruppiner Land in Brandenburg - wie Ostdeutschlands Natur systematisch zerstört wird
Deutschland hat einen neuen überaus attraktiven Naturpark - mit so vielen Klarwasserseen, zehn insgesamt, sowie Fisch-und Seeadlern wie nirgendwo sonst. Er ist der elfte Brandenburgs, heißt Stechlin-Ruppiner Land, liegt sechzig Kilometer von Berlin entfernt, grenzt direkt an Mecklenburg-Vorpommern und ist mit dem Nationalpark Müritz verbunden. Dennoch stimmen Artenschützer der Region in Lob und Hudel von Potsdamer Politikern und der Kommerzpresse nicht mit ein, nennen die Entscheidung für den Naturpark "eine Katastrophe für den Naturschutz". Denn selbst NABU-Vizepräsident Michael Succow, Windkraftkritiker, Träger des Alternativen Nobelpreises und auch das Bundesamt für Naturschutz wollten in der Region angesichts der einmaligen Naturausstattung einen Nationalpark, wegen der weit strengeren Schutzbestimmungen. Wie aus brandenburgischen Naturschützerkreisen verlautete, wurde dies von wirtschaftshörigen westdeutschen Spitzenbeamten, vor allem dem als Umwelt-Staatssekretär in der Landesregierung installierten nordrhein-westfälischen Politiker Schmitz-Jersch verhindert:"Der steckt dahinter, hat mit Naturschutz überhaupt nichts am Hut." Beschuldigt wird auch der Grüne Axel Vogel aus Bayern, der anstelle weit besser qualifizierter brandenburgischer Naturschutz-Experten zum Direktor der Landesanstalt für Großschutzgebiete gemacht wurde.
Der Brandenburger Michael Succow ist Initiator des ostdeutschen Nationalparkprogramms - in den Wirren der Wende gelang es ihm als Vize-Umweltminister, noch auf der allerletzten Sitzung des DDR-Ministerrates fünf solcher Schutzgebiete beschließen zu lassen. Nur, wie Succow gerne einräumt, passierte ein Lapsus, ausgerechnet die ihm so am Herzen liegende Stechlin-Region, von der schon Theodor Fontane so schwärmte, war als Nationalpark vorgesehen, wurde aber schlichtweg vergessen. Schutzgebietsdirektor Vogel weiß um die Qualitäten der Region, vergleicht mit den Alt-Bundesländern: "Seen mit Sichttiefen von 15, 20 Metern - der Stechlinsee ist ja über sechzig Meter tief - sie haben hier wunderbare riesig große unzerschnittene Wälder, die sie in Baden-Württemberg oder Hessen überhaupt nicht mehr finden heutzutage. Sie haben hier ohne Probleme die Möglichkeit, Fischadler zu sehen, wie sie nach Fischen jagen - sie können Seeadler sehen - sie haben praktisch ne Garantie dafür. Wo können Sie das in Deutschland - das ist schon einmalig. Fischotter flächendeckend - im Westen praktisch kaum noch, als Wappentier die Schellente - eine kleine, weiß-schwarze höhlenbrütende Ente, die ehemalige Spechthöhlen besiedelt - die können zum Beispiel in Süddeutschland fast nicht existieren, weil sie auf Klarwassergebiete angewiesen sind."
Viele Arten auf der Roten Liste, vom Aussterben bedroht. Deshalb setzte das Bundesamt für Naturschutz 1997 in Professor Succows Sinne noch einmal nach, belegte an Hand einer ausführlichen Studie, daß die Stechlin-Region zu den letzten naturnahen Landschaften Brandenburgs zählt, große zweihundertjährige Buchenwälder hat. "Um die erforderliche Betreuung zu sichern und die Koordinierung der Nutzungsansprüche und Rückführung den Naturhaushalt störender Nutzungen zu überwachen, ist dem Gebiet einzig der Status eines Nationalparks in einer Größe von rund 10.000 ha angemessen." Die CDU-SPD-Koalition in Potsdam entschied jedoch anders. Der neue Naturpark ist nun zwar rund 80.000 Hektar groß, macht aber gerade in den sensibelsten Biotopen auch am Stechlinsee vielfältige wirtschaftliche Nutzung möglich. Umwelt-und Landwirtschaftsminister Wolfgang Birthler vor der Presse:
"Die Mindestanforderung Nationalpark heißt 50 Prozent Totalreservate - ich denke, das ist nicht passend für diese Gegend, grade Tourismusentwicklung, viele Gemeinden. Ich glaube, daß für die modellhafte Entwicklung, auch die Bündelung von Fördermitteln - wir werden auch EU-Life-Mittel hier im Naturpark einsetzen - dieser Status der Richtige ist."
Minister Birthler wollte nicht ausschließen, daß ausgerechnet am Stechlinsee ein Gewerbegebiet entsteht - wie auch von Lokalpolitikern gewünscht - genau dort, wo derzeit das frühere DDR-Atomkraftwerk Rheinsberg abgebaut wird.
"Das muß dann die Wirtschaftsentwicklung zeigen - wenn da etwas kommt, muß man locker und kompetent damit umgehen."

- Trittin-Entscheidung - Bruten vom Aussterben bedrohter Arten im Naturpark vorsätzlich vernichtet-
Trotz der Proteste von NABU und Grüner Liga wurden im Mai dort Castorbehälter abtransportiert - wegen der vielfältigen Störungen, besonders durch Polizei und Bundesgrenzschutz, gingen Bruten vom Aussterben bedrohter Fischadler und Wanderfalken verloren - die Umweltverbände sprechen von vorsätzlicher Verletzung des Bundesnaturschutzgesetzes, ein Ermittlungsverfahren gegen Bundesumweltminister Jürgen Trittin wurde erwogen. Diese Website hat ausführlich berichtet. Für Minister Birthler ist die Frage der Gesetzesverletzung indessen Abwägungssache.
"Bei einer so schwierigen Kiste wie Castortransporte kann man sich nicht nur auf Naturschutz beziehen - da muß man auch Abstriche beim Naturschutz mitnehmen."
Der Minister räumt ein, daß der durchs Naturschutzgebiet am Stechlinsee geplante breite asphaltierte Radwanderweg dann auch von Autofahrern genutzt wird. Weil Großschutzgebietsdirektor Axel Vogel die Positionen des Ministers voll unterstützt, sind die Umweltverbände und Artenschützer jetzt sehr besorgt. Laut Paul Sömmer, einer der renommiertesten Adler-und Wanderfalkenexperten Deutschlands, Leiter der staatlichen Naturschutzstation Woblitz im neuen Naturpark, dürften die Naturschutzziele jetzt "hintenrunterfallen".

-falsche Totschlagsargumente-
Besonders im Osten ist üblich, Naturschutz-Forderungen mit dem Totschlagsargument der Schaffung von Arbeitsplätzen abzuschmettern. Im Falle des Naturparks gelte dies besonders für den Tourismus. Was nach Darstellung erfahrener ehrenamtlicher Naturschützer aus DDR-Zeiten indessen verschwiegen wird: Vor der Wende kamen viel, viel mehr Urlauber in die Stechlin-Region, fast durchweg einfache Leute, gewöhnlich mit der Bahn, hatten eine enge Beziehung zur Landschaft, gute Naturkenntnisse. Junge Naturschützer schwärmten von ihren Camps in die Wälder aus. Gewerkschaftsheime, Ferienlager wurden nach der Wende dichtgemacht - Hotel-und Pensionsbetten, oft überteuert, für normale Ostdeutsche kaum erschwinglich, sind derzeit nur zu dreißig Prozent ausgelastet. Jetzt dominieren, wie es heißt, Auto-Wochenendtouristen, meist ohne Bezug zu Landschaft und Natur, "die vor allem Kosten produzieren, jedoch kaum etwas einbringen". Die Rheinsberger Naturschönheiten ausgerechnet dieser Art von Fremdenverkehr zu erschließen, sei mehr als umweltschädlich.
Logisch, daß all dies wie üblich in der Hauptstadt-und Regionalpresse unterschlagen wird, man die Forderung Succows und des Bundesamtes für Naturschutz, einen Nationalpark statt des lächerlichen Naturparks zu schaffen, nicht einmal erwähnt. Welche landwirtschaftliche Nutzung im neuen Naturpark forciert wird, sieht jeder, der dafür noch Augen hat, vom Fahrrad aus am besten - öde Monokulturen, vor allem der am meisten mit Agrargiften gespritzte Raps, bestimmen das Bild, nicht mehr um die dreißig Feldfruchtarten, wie vor der Wende. (kh, 14.6.01)


NABU-Spitze ändert Windkraft-Position: Naturzerstörende Anlagen abreißen!/ Setzten sich Argumente des ostdeutschen NABU-Vize Succow durch ?
Frank Musiol, Energie-Referent des NABU-Bundesvorstandes, hat gegenüber dieser Website in bislang unbekannter Schärfe die Windkraft-Nutzung in Deutschland kritisiert. „Durch Windanlagen sind Brut-oder Rastgebiete zerstört oder in ihrer Funktion eingeschränkt worden - dies war vor allem in Ostfriesland der Fall!“ Damit sei auch gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie verstoßen worden. Auf die Frage, ob der NABU darauf dringen werde, daß an den betreffenden Stellen die Windkraftwerke abgerissen werden, um Zerstörungen rückgängig machen zu können, betonte Musiol: “Wir haben aus diesem Grunde auch bereits beim Europäischen Gerichtshof Klagen eingereicht - das machen unsere Landesverbände, nicht der Bundesverband. Diese Klagen haben teilweise schon Baustopps erwirkt.“ Beschwerden seien zudem bei der EU-Kommission eingereicht worden. „Das haben wir natürlich konsequent getan - die Landesverbände sind da aktiv.“

--Korrektur von NABU-Vorstands-Positionen--
Musiol räumte ein, der Bundesvorstand habe am Beginn der Windkraftnutzung diese unkritischer gesehen. „In den letzten Jahren verstehen wir unsere Rolle vor allem darin, den Ausbau zu lenken, zu versuchen, daß keine Naturschutz-Interessen unter die Räder geraten.“
Noch 1999 hatte Musiol in einem Zeitschriftenbeitrag betont:“Der Konflikt um die Windenergie ist vermeidbar“. Er ist es nicht, wie inzwischen fast jedermann sieht.
Ob Windkraftanlagen das Landschaftsbild stören, sei sicherlich in erster Linie vom persönlichen Empfinden abhängig. Der Experte, der gegenüber dieser Website sagte, kein Ornithologe zu sein, hatte weiter erklärt: “Die Auswirkungen auf die Vogelwelt sind inzwischen recht gut untersucht. Das Risiko der Kollision kann gerade durch die steigenden Anlagengrößen als äußerst gering bezeichnet werden.“ Dies war auch die Lesart der Banken, Windkraftkonzerne und der rot-grünen Bundesregierung. Artenexperten wie Dr. Klaus Michael Exo vom Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven wußten indessen, daß durch Windkraftwerke an Land in der Regel jährlich etwa fünfzig bzw. bis zu fünfzig Vögel pro Anlage getötet werden, die Verluste an exponierten Standorten sogar rund neunhundert Tiere pro Anlage und Jahr erreichen. Im Offshore-Bereich, so Exo gegenüber dieser Website, sei mit noch höheren Verlusten zu rechnen.
Musiol hatte zudem betont, die Potentiale für den Windenergie-Ausbau an Land seien groß. Auch dies stellt sich nun für ihn offensichtlich ganz anders dar.
Der NABU-Energieexperte übte zudem jetzt vorsichtige Kritik an der energiepolitischen Grünen-Sprecherin Michaele Hustedt - und damit am Kurs von Umweltminister Trittin sowie der rot-grünen Bundesregierung. Auf die Frage, ob es einen Gegensatz zur Hustedt-Position gebe, meinte Musiol: „Frau Hustedt ist etwas unkritischer - wir wollen die Naturschutzbelange strikt beachtet sehen. Ich kann mir vorstellen, daß Frau Hustedt mehr auf Tempo drücken möchte.“
Gegenüber dieser Website äußerte er sich auch zu einem taz-Beitrag vom vergangenen Sonnabend, wonach NABU und WWF Windräder auf Nord-und Ostsee grundsätzlich ablehnen. Laut taz hatte diese Position, vertreten auf einem zweitägigen Berliner Fachkongreß zur Offshore-Windkraft-Nutzung, bei den versammelten Windkraftunternehmern Entsetzen ausgelöst. „Aufgrund der Tatsache, daß es wahrscheinlich keine konfliktarmen Gebiete in der Ostsee gibt“, so Musiol gegenüber der Website, „schlagen wir vor, dort von den Planungen abzusehen.“ In der Nordsee seien die Möglichkeiten größer. Werde jetzt überstürzt geplant, könnten erneut wichtige Vogelvorkommen gestört werden. „Wir haben viele gebrannte Kinder in unseren Reihen, die zusehen mußten, daß es an Land passiert ist - auf See möchten wir das möglichst vermeiden.“ Holger Wesemüller vom WWF hatte Musiol auf dem Kongreß laut taz unterstützt: “Keiner der bislang in der Ostsee beantragten Standorte ist akzeptabel.“ Auch in der gesamten Zwölf-Seemeilen-Zone an der Nordsee sei die Windkraft unakzeptabel - schon weil Küstenbewohner und Urlauber keine Windräder auf dem offenen Meer sehen wollten.

Succow warnte bereits vor einem Jahr - „Windkraftprogramm nicht mehr verantwortbar“-
Als Michael Succow, NABU-Vizepräsident und Träger des Alternativen Nobelpreises, vor rund einem Jahr auf die enormen Schäden für Natur und Landschaft durch Windkraftwerke hingewiesen hatte, war die taz nicht bereit, dessen Argumente abzudrucken, zitierte indessen Musiol:“Succow bezieht sich auf einige ostdeutsche Gebiete, wo der Naturschutz nicht ausreichend beachtet wurde“, zudem gebe es Gesetze, die Vogelarten und Anwohner schützen. Succow hatte sich indessen sehr wohl auf ganz Deutschland bezogen, ausdrücklich auf Niedersachsen verwiesen, zwischen Fehmarn und Rügen verglichen. Jetzt gibt Musiol offensichtlich dem NABU-Vize nachträglich Recht, betont nun auch die absurde Zerstörung der niedersächsischen Küstenlandschaft durch Windkraftwerke.
Die nach Auffassung vieler Naturschützer klar von der Windkraftbranche gesponserte taz rückt indessen ebenfalls vorsichtig von bislang heftig bis aggressiv vertretenen Standpunkten ab, übernimmt erstmals Grundsatzargumente der windkraftkritischen Umweltschutzbewegung. „Die Windindustrie“, steht in einem Kommentar vom letzten Sonnabend,“ sieht sich zwar gern als „gute Industrie“, die das Klima schützt. Das mag stimmen, dennoch gibt es keinen „guten“ Eingriff in die Natur - immer wird Tieren ein Stück Lebensraum genommen... Insofern ist es gut, daß sich WWF und Naturschutzbund nicht beirren lassen und die bislang in der Ostsee vorgeschlagenen Standorte ablehnen.“ Offensichtlich ist zuvielen taz-Lesern inzwischen wider Erwarten doch noch klargeworden, daß vor allem Großbanken sowie Atom-und Rüstungskonzerne von Anfang an beim Windkraftgeschäft den großen Reibach machen - also wagt das Blatt, um nicht eines Tages übel dazustehen, böse noch mehr an Glaubwürdigkeit zu verlieren, nun vorsichtig hin und wieder mal Kritik an den taz-Windkraft-Inserenten: Gerne werde unterschlagen, daß deutsche Unternehmen beim Anlagenbau in flachem, küstennahem Wasser von Dänemark, Großbritannien und Spanien“mitmischen“. „Angesichts des offenen Binnenmarkts ist gar nicht einzusehen, warum in Deutschland unbegrenzt küstennahe Parks erlaubt werden sollen. Diese Zonen sind nun einmal in Deutschland ökologisch sensibler als in Dänemark.“...“Wie scheinheilig die Argumente der Industrieverbände sind, zeigt das Beispiel der Prokon Nord. Diese Windkraftprojektierer haben den ersten Antrag in Deutschland auf ein Offshorewindrad gestellt.“

--Kommerzpresse reagiert auf Leserskepsis--
Auch die „Frankfurter Rundschau“ läßt aus guten Gründen neuerdings von bisherigem unkritischen Lob und Hudel, bezeichnet Windkraftwerke als Anlagen, die häßlich sind, Krach machen, die Landschaft verschandeln, zitiert Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller von den Bündnisgrünen:“Man darf die Offshore-Windparks nicht romantisieren. Das sind richtige Industrieanlagen.“
Windkraftkritische Umweltschützer hören dies mit schwarzem Humor, haben schließlich seit vielen Jahren nichts anderes als Müller und Musiol bekräftigt, wurden dafür als weltfremde, fortschrittsfeindliche Spinner beschimpft...(
K.H. 18.6.01)

Umweltabhängiges Monatsblatt, Herausgeber: Grüne Liga Berlin e.V.