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Windkraft erneut beflügelt

1.668 Megawatt im Jahr 2000 bedeuten eine neue Bestmarke

von Christian Hinsch

 
     
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"Die Windkraft-Branche ist stark wie nie", solch anerkennende Worte fand "Die Rheinpfalz" über das neue Wind-Rekordjahr 2000. Kommentatorin Karin Dauscher hat recht: Bundesweit gingen im vergangenen Jahr 1.496 Windturbinen mit einer Leistung von 1.668 Megawatt (MW) neu ans Netz, rund 100 MW mehr als im Vorjahr. Und das, obwohl zum Jahreswechsel 1999/ 2000 die Unsicherheit um die Vergütungshöhe viele Investoren zögern ließ. "Das erneute Rekordjahr zeigt, wie wichtig es war, dass der Bundestag das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) beschlossen hat", bewertet BWE-Präsident Peter Ahmels die neuen Aufstellungszahlen. Erst das seit April 2000 gültige EEG habe den Investoren die Sicherheit zurückgegeben, wieder konsequent in die Windkraft zu investieren. Dank der neuen Bestmarke erhöhte sich die Gesamtkapazität auf 6.113 MW, das sind rund 38 Prozent mehr Windkraft-Power als Ende 1999. Deutschland ist damit der unumstrittene "Wind-Weltmeister": Danach folgen in großem Abstand die USA mit rund 2.500 MW vor Spanien und Dänemark, die im vergangenen Jahr ebenfalls beide die 2.000-MW-Schwelle überschritten haben. In einem normalen Windjahr können die nunmehr 9.375 Maschinen in Deutschland rund 11,5 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen, womit sich rund zweieinhalb Prozent des heimischen Strombedarfs decken lässt. Ahmels erwartet auch für dieses Jahr einen ungebrochenen Boom der Windenergie und damit einen weiteren, unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz. "Bei gleichbleibender Dynamik des Windkraft-Ausbaus könnten bis zum Jahr 2005 an die 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) allein durch die Nutzung des Windes eingespart werden", betonte Ahmels auf einer Pressekonferenz Mitte Januar in Berlin. Zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Axel Berg präsentierte der BWE die 2000er-Bilanz. Berg, Sprecher seiner Fraktion in der Energie-Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages, betonte dabei: "Auch Energieversorger sind aufgefordert, das Gesetz aktiv zu nutzen statt in verlogener Manier einerseits Strom aus abgeschriebenen Wasserkraftwerken zu überhöhten Preisen zu verkaufen und andererseits das EEG zur Begründung von Preiserhöhungen im konventionellen Bereich zu missbrauchen." Der Sozialdemokrat verwies allerdings darauf, dass das Wachstum der Windenergie im Binnenland kein Selbstläufer sei: "Auch wenn die Potenziale für den Ausbau noch ungeheuer groß sind, brauchen wir von Investoren und Betreibern eine zunehmende Sensibilität für die soziale Akzeptanz ihrer Mühlen."

Niedersachsen weiter führend

Auch in Niedersachsen, mit 1.748 MW mittlerweile bundesweit eindeutiger Vorreiter bei der Windkraft-Nutzung, stehen noch reichlich Flächen zur Verfügung. Dort beurteilen die Liberalen den Windkraft-Ausbau aber sehr skeptisch: "Der Schutz der Landschaft und der Anwohner hat für liberale Kommunalpolitiker Vorrang vor der Errichtung von Windenergie-Anlagen", heißt es in einem Beschluss des F.D.P.-Landesvorstandes von Anfang Dezember in Verden. Für BWE-Präsident Ahmels eine unverständliche Haltung: "Natürlich ist es auch in unserem Interesse, dass die Projekte vernünftig und mit hoher Akzeptanz der Bevölkerung durchgeführt werden. Das ist allerdings auch meistens der Fall." Um künftigen Konflikten vorbeugen zu können, plane der BWE derzeit mehrere Leitfäden, unter anderem für Investoren, Planer und Kommunalvertreter. Trotz der ablehnenden Haltung der F.D.P. - im Land mit dem Pferd im Wappen politisch eher unbedeutend - boomt die Windkraft zwischen Harz und Nordsee. Allein im vergangenen Jahr gingen in Niedersachsen 438 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 543 MW neu ans Netz, 160 MW mehr als im Jahr 1999. Die Windkraft kann damit mittlerweile über sieben Prozent des niedersächsischen Strombedarfs decken. "Unser mehrfach nach oben korrigiertes Ziel, bis zum Jahr 2005 Windkraft-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2060 MW in Niedersachsen zu installieren, werden wir sicher erreichen", bewertete Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner die Aufstellungszahlen. Der SPD-Politiker, seit Anfang des Jahres auch für Energiepolitik zuständig, freut sich über diese Entwicklung: "Die Windkraft ist auch gut für die Sicherung und Schaffung zukunftsfähiger High-Tech-Arbeitsplätze in unserem Land."

 
     
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Wie wahr, mit Enercon und Enron Wind haben gleich die beiden erfolgreichsten Windschmieden ihr Domizil in Niedersachsen. Zu den "Gewinnern" des Jahres 2000 gehören neben Niedersachsen vor allem Nordrhein-Westfalen mit 241 MW (gegenüber 93 MW im Jahr 1999), Rheinland-Pfalz (114 MW gegenüber 62 MW), und auch in Hessen kommt der Windkraft-Ausbau langsam wieder in Fahrt: Immerhin 48 Maschinen mit rund 45 MW gingen 2000 neu ans Netz, 1999 waren es lediglich 18 Turbinen mit zwölf MW. Den größten Windkraft-Anteil an der Stromerzeugung hat jedoch nach wie vor Schleswig-Holstein mit einer installierten Leistung von rund 1.175 MW: Mit 2,14 Milliarden Kilowattstunden (kWh) steuerte die Windenergie im vergangenen Jahr bereits rund 16,5 Prozent zum im Lande verbrauchten Strom bei. "Das sind mehr als die Stadtwerke Kiel und Lübeck zusammen in ihrem Verbreitungsgebiet an Strom verkaufen", sorgte Schleswig-Holsteins Energieminister Claus Möller für einen anschaulichen Vergleich. Das von Möller für 2010 prognostizierte Ausbauziel von 1.200 MW wird voraussichtlich 2002 mit rund 1.400 MW mehr als erfüllt sein. Möller geht davon aus, dass schon 2003 rund 25 Prozent des im nördlichsten Bundesland verbrauchten Stromes durch Windenergie erzeugt wird. Dann sei der Ausbau der Windenergie zu Lande weitgehend abgeschlossen. Durch das sogenannte "Repowering" sollen in den folgenden Jahren die vielen kleinen Anlagen durch weniger, aber leistungsfähigere Windturbinen ersetzt werden. Vom "Repowering" sind andere Bundesländer noch weit entfernt; im Gegenteil: Trotz zahlreicher geeigneter Flächen hat sich der Windkraft-Ausbau in einigen Regionen, darunter alle fünf neuen Bundesländer, gegenüber 1999 zum Teil drastisch verlangsamt. So sank beispielsweise in Brandenburg die neu installierte Leistung von 215 auf 85 MW im vergangenen Jahr, in Sachsen von 125 auf 55 MW.

Sachsen fällt beim Ausbau zurück

Im Freistaat will Ministerpräsident Kurt Biedenkopf den Ausbau gar noch weiter einschränken. Ein Brief an seine Parteikollegin Karin Strempel Ende vergangenen Jahres lässt Böses ahnen: "Wir haben den Gegenstand [die wachsende Zahl der Windturbinen/die Red.] schon mehrfach im Kabinett behandelt und ich werde Ihr Schreiben noch einmal zum Anlass nehmen darauf hinzuwirken, dass bei Genehmigungen restriktiver verfahren wird. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesen Anlagen um "Gelddruckmaschinen". Sie sind ökonomisch ebenso sinnlos wie ökologisch. Wir sollten deshalb darauf hinwirken, dass keine weiteren Anlagen dieser Art erstellt werden können. Jedenfalls werde ich mich darum kümmern." Mit Empörung haben alle Verbände der regenerativen Energien in Sachsen auf das Schreiben reagiert. "Wie will der Freistaat denn seine Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien erreichen, wenn die Landesregierung nicht auch auf die Windkraft setzt", fragt beispielsweise der BWE-Landesvertreter Tilo Elfruth aus Zwickau. Jetzt wartet der BWE auf eine Antwort aus der Dresdner Staatskanzlei. Dem sächsischen Oberwächter über die unberührte Landschaft sei der jüngste Bericht des IPCC (International Panel on Climate Change) als Lektüre empfohlen, der Ende Januar in Schanghai vorgestellt wurde. In der von den Vereinten Nationen beauftragten Studie kommen 123 der weltweit führenden Klima-Wissenschaftler zu dem Schluss, dass es eine schnellere und "potenziell katastrophale globale Erwärmung" von 1,4 bis 5,6 Grad in diesem Jahrhundert geben wird. Als Folge könnte der Meeresspiegel bis 2100 um neun bis 88 Zentimeter steigen. "Der Bericht sollte in jeder Hauptstadt und jeder Gemeinde die Alarmglocken klingeln lassen", betonte Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltprogramms Unep. Sein Lösungsansatz: "Wir sollten kühn mit sauberen Energietechnologien voranschreiten." Und dazu gehört auch die Windkraft-Technik. Der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf verkennt mit seinem Ritt gegen die Windmühlen nicht nur die Bedeutung der Windkraft für den Klimaschutz, sondern auch für den Arbeitsmarkt. Nach Schätzungen des BWE beschäftigt die deutsche Windkraft-Branche derzeit rund 30.000 Mitarbeiter. Der Umsatz der Branche betrug im vergangenen Jahr annähernd vier Milliarden Mark. Einige Anlagen- und Komponentenhersteller haben ihre Fertigungsstätten auch in den neuen Bundesländern, wie beispielsweise die Nordex GmbH in Rostock und die Enercon GmbH in Magdeburg. In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts fertigen bereits über 500 Mitarbeiter vor allem die E-66 mit 1,5 oder 1,8 Megawatt Nennleistung. In Deutschland errichtete Enercon im vergangenen Jahr 195 Maschinen der E-66, davon allein 125 in Niedersachsen. Hinzu kamen bundesweit 189 Anlagen der 500-/600-Kilowatt-Turbine E-40 sowie 26 Megawatt-Anlagen vom Typ E-58 und eine E-12 mit 30 Kilowatt in Bayern. Damit bleibt die Auricher Windschmiede mit einem Anteil von 27,4 Prozent an der neu installierten Leistung - knapp zwei Prozent mehr als 1999 - klarer Marktführer in Deutschland.

Enercon kurbelt den Export kräftig an

Auch das Exportgeschäft gewinnt beim Team um Firmenchef Aloys Wobben weiter an Fahrt: Im vergangenen Jahr gingen fast 40 Prozent aller von Enercon gefertigten Anlagen ins Ausland, bei der Leistung betrug der Exportanteil rund ein Viertel. Exportschlager war die E-40, von der Wobben 192 Maschinen ins Ausland verkaufen konnte; Hauptabnehmer der 600-Kilowatt-Maschine waren Spanien und Italien. In der Hersteller-Rangliste deutlich verbessern konnte sich die Enron Wind GmbH aus Salzbergen: Mit einem Marktanteil von 14,9 Prozent - ebenfalls knapp zwei Prozent mehr als 1999 - schoben sich die Südemsländer von Platz Vier auf Platz Zwei vor. Damit traf der frühere Geschäftsführer Finn Hansen mit seiner Anfang vergangenen Jahres gegenüber der Neuen Energie gemachten Prognose von einem 17-prozentigen Marktanteil (Neue Energie 3/2000) durchaus in die Nähe des Schwarzen.

Gerüchte um den Verkauf von Enron

Zu den größten im vergangenen Jahr gebauten Projekten zählt der Windpark Emlichheim an der deutsch-niederländischen Grenze mit 31,5 Megawatt (siehe Seite 104). Und nach jahrelanger Abstinenz drehen sich auch im Ausland wieder neue Windturbinen mit dem "Enron"-Signet: Sieben Offshore-Turbinen gingen im Herbst im schwedischen Utgrunden ans Netz, und auch aus der neuen Fertigungsstätte im spanischen Noblejas rollten die ersten sieben Enron-Turbinen mit jeweils 750 Kilowatt Nennleistung. Mittlerweile ist dort auch der Prototyp der neuen Enron Wind 900S, eine 900-kW-Maschine mit 55 Meter Rotordurchmesser, variabler Drehzahl und Pitch-Regulierung, ans Netz gegangen. Ob das "Enron"-Emblem allerdings noch lange die Gondeln der Salzbergener Windrotoren-Fabrik schmückt, ist ungewiss: Bei der Boston Bank ist Enron Wind, eine Tochter des texanischen Energiemultis Enron Corp., zum Verkauf gelistet. Als potenzielle Käufer werden derzeit die Siemens AG, die Mineralölkonzerne Shell und BP sowie die Vestas Wind Systems A/S aus Dänemark gehandelt. Interessant dürften vor allem die Enron-Fertigungshallen im kalifornischen Tehachapi sein, von wo aus der große amerikanische Markt beliefert werden könnte. In Salzbergen wollte sich Geschäftsführer Herbert Peels jedoch gegenüber der Neuen Energie derzeit nicht weiter zu dieser Entwicklung äußern. Den vorjährigen zweiten Platz beim Aufstellungs-Ranking hat die Vestas Deutschland GmbH aus Husum eingebüßt, deren Marktanteil an der neu installierten Leistung um 2,5 Prozent auf 13,2 Prozent sank. "Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden", sagt Vestas-Sprecher Andreas Eichler, "wenngleich wir gerne den zweiten Platz gehalten hätten. Aber wir haben einige Projekte im Bereich der e.dis Energie Nord AG, die einfach nicht vorankommen," verweist Eichler auf die allseits bekannte Blockadehaltung des nordostdeutschen Netzbetreibers (Neue Energie 9/2000). Da halfen auch die beiden Großprojekte im schleswig-holsteinischen Huje bei Itzehoe (15 mal V66/ 1.65MW) sowie in Meerhof und Wünnenberg-Helmern südlich von Paderborn (18 mal V66/1.65MW) nicht weiter. Dort, am Rande des Eggegebirges, entsteht derzeit einer der größten Windparks Europas mit über 60 Anlagen der Megawatt-Klasse (Neue Energie 9/2000).

AN windenergie legt kontinuierlich zu

Im Dezember vergangenen Jahres konnte Vestas jedoch immerhin die ersten drei Maschinen der neuen Vestas V52 mit 850 Kilowatt Nennleistung, variabler Drehzahl und Pitch-Regulierung in Baalberge zwischen Magdeburg und Halle (Saale) errichten. "Mit dieser Maschine und unserer Zwei-Megawatt-Turbine V80 sind wir für dieses Jahr gut gerüstet", zeigt sich Eichler zuversichtlich, 2001 wieder mehr Marktanteile zu erobern. Kräftig zulegen konnte im vergangenen Jahr die AN windenergie GmbH aus Bremen, die ihren Marktanteil um zwei Prozent auf 11,1 Prozent steigerte und nun Platz Vier einnimmt. "Wir haben uns in den letzten zehn Jahren auf einer geraden Linie bewegt", sagt AN-Geschäftsführer Norbert Giese, "nicht steil, aber kontinuierlich nach oben". Dass im Jahr 2000 gleich 108 Turbinen der 1,3 MW-Anlage ausgeliefert werden konnten, wertet Giese "als Beleg für eine ausgereifte Technik, die wir konsequent sechs Jahre lang verbessert haben." Auch bei der Serienfertigung der neuen Zwei-MW-Maschine setzen die Hansestädter von der Weser auf Kontinuität statt auf spektakuläre Verkaufserfolge. Die Bremer überflügelten mit ihrem Zweit-Prozent-Sprung nach vorne knapp die NEG Micon Deutschland GmbH, die es auf einen Marktanteil von 10,9 Prozent brachte und damit ungefähr das 99er Ergebnis erreichte. Die von NEG-Micon-Präsident Torben Bjerre-Madsen anvisierten 15 Prozent (Neue Energie 4/2000) erwiesen sich jedoch nicht als "eine realistische Größe". Bjerre-Madsen zeigte sich dennoch zufrieden: "Nach dem Beinahe-Crash im Jahr 1999 wäre eigentlich bei den Verkaufszahlen ein Einbruch zu erwarten gewesen. Dass wir noch zulegen konnten zeigt uns, dass wir das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen haben."

Nordex büßt massiv Marktanteile ein

Auch NEG Micon errichtete im vergangenen Jahr die ersten Maschinen eines neuen Anlagentyps: Acht Maschinen der NM 900/52, eine stall-geregelte 900-Kilowatt-Maschine mit zwei festen Drehzahlen und 52 Meter Rotordurchmesser, gingen im Dezember an verschiedenen Standorten ans Netz. Den 15-prozentigen Marktanteil erwartet Bjerre-Madsen von seiner Deutschland-Filiale übrigens nun Ende diesen Jahres. Während die Ostenfelder immerhin ihren Marktanteil leicht ausbauen konnten, brachte das Jahr 2000 für die Borsig Energy GmbH aus Oberhausen einen dramatischen Einbruch. Belegten die Borsig-Töchter Nordex und Südwind Ende 1999 mit zusammen 14,8 Prozent immerhin noch Platz Drei, so reichte es zwölf Monate später nur noch zu Platz sechs. Noch dramatischer: Die Absatzzahlen sanken von 232 auf 147 MW, was einem Marktanteil von 8,8 Prozent ergibt. "In diesem Jahr wird es wieder besser", hofft Borsig-Sprecher Ralf Peters. "Wir wollen die N-80 und die neue, pitch-geregelte N-50 mit 800 Kilowatt am Markt einführen. Außerdem gibt es ein enormes Interesse an der S-70/77, das Auftragsvolumen für 2001 liegt im dreistelligen Millionenbereich." Ohne die 38 Südwind-Anlagen vom Typ S46 und S70 läge die Borsig Energy sogar nur bei 6,5 Prozent.

DeWind übersteigt Fünf-Prozent-Marke

Damit würden der DeWind AG nur noch wenige Megawatt für den Sprung auf Platz Sechs fehlen. Im Jahr 2000 brachten es die Lübecker immerhin auf einen Marktanteil von 5,6 Prozent der installierten Leistung, über ein Prozent mehr als 1999. "Im vergangenen Jahr haben wir wichtige Ziele erreicht: das Wachstum fortzusetzen, den Markt weiter zu durchdringen und ein neues Produkt zu platzieren", bewertet der DeWind-Vorstandsvorsitzender Hugo Schippmann das Jahr 2000. Von der neuen "D6" mit 1,25 MW Nennleistung und 63 Meter Rotordurchmesser stellten die DeWind-Monteure neun Anlagen in Drohndorf bei Aschersleben auf. Für das Jahr 2001 plant DeWind laut Schippmann neue Modelle: "Wir wollen im Herbst auf der Windtech in Husum einen völlig neuen Anlagentyp in der Zwei-Megawatt-Klasse präsentieren." Gleichfalls in der Entwicklung seien Anlagen in der Leistungsklasse von drei bis fünf Megawatt.

Kleine Hersteller setzen auf die MD70

Unterhalb der Fünf-Prozent-Marke tummeln sich sieben weitere Anlagenhersteller, von denen drei im Megawatt-Bereich auf das gleiche "Pferd" setzen: die vom Rendsburger Ingenieurbüro Pro+Pro entwickelte MD 70/77. Die Husumer Jacobs Energie GmbH installierte im vergangenen Jahr gleich 21 dieser 1,5-Megawatt-Maschine, davon neun im Windpark Riepsdorf der Denker & Dr. Wulf KG in Ostholstein. Die Fuhrländer AG aus Waigandshain baute im rheinland-pfälzischen Lirstal nordwestlich von Cochem an der Mosel "ihre" erste MD 70 auf, die Brandenburgische Wind- und Umwelttechnologien GmbH (bwu) aus Britz errichtete die erste MD 70 in Lichterfelde bei Eberswalde, in unmittelbarer Nähe des Firmensitzes. Um die Aktivitäten der beider "Windtöchter" Jacobs und bwu besser abzustimmen, hat die Denker & Dr. Wulf KG mittlerweile eine gemeinsame Verwaltungsgesellschaft gegründet, die auch Basis für den Einstieg eines neues Gesellschafters sein könnte. Noch beim Schlussspurt für ihre neuen Megawatt-Maschinen sind gleich drei Hersteller: die Frisia Windkraftanlagen Produktion GmbH aus Minden, Lagerwey the Windmaster aus den Niederlanden sowie die Brand Elektro GmbH aus Neubrandenburg, die im Dezember als "Newcomer des Jahres" 18 Zweiblatt-Rotoren mit je 750 Kilowatt im Windpark Iven bei Greifswald installierte (siehe Seite 66). Neu dazukommen wird in diesem Jahr zudem die 1,2-MW-Maschine der Vensys Energiesysteme GmbH aus Saarbrücken, an der die proVento-Gruppe aus Koblenz maßgeblich beteiligt ist (siehe Seite 70). Und dann ist da noch Gerd Seel, Windkraft-Urgestein aus Baden-Württemberg und Geschäftsführer der Seewind Windenergiesysteme GmbH aus Walzbachtal, der im vergangenen Jahr nochmals zwei Windturbinen mit je 750 kW installieren konnte. "Leider haben wir als kleiner Hersteller nur geringe Marktchancen, zumal es so ist, dass unsere 750-kW-Anlage von NEG Micon mittlerweile nicht mehr produziert wird", ärgert sich der Badener. Sein vierköpfiges Team konzentriert sich deshalb voll auf Fremdmontagen: Im letzten Jahr baute die Seewind-Crew drei Fundamente für Nordex und fünf Fundamente für Fuhrländer, außerdem errichteten die Monteure acht Megawatt-Maschinen für den Hersteller aus dem Westerwald. Seine 110-kW-Anlage lässt Seel mittlerweile im polnischen Breslau von der Firma ZEC Wroclaw für den osteuropäischen Markt in Lizenz fertigen. "Im Falle eines Falles können wir aber auch noch eine Anlage nach Deutschland reimportieren", betont Seel.

Trend zu größeren Anlagen hält an

Das ist eher unwahrscheinlich: Die durchschnittliche Nennleistung der neu errichteten Anlagen betrug im letzten Jahr 1.115 Kilowatt, von den 1.496 neuen Windturbinen hatten ganze drei Maschinen eine Nennleistung von weniger als 500 Kilowatt. Der Trend zu großen Turbinen scheint ungebrochen, was auch ein weiteres Indiz für den Windkraft in Deutschland ist. Wie sagte Hermann Scheer, der SPD-Fachmann im Energiesektor, so treffend auf dem BWE-Neujahrsempfang (siehe Seite 86): "Die Windkraft wird hierzulande für die nächsten Jahren die Lokomotive beim Ausbau der regenerativen Energien sein."

 
     
 

 
     
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xJ A H R E S R Ü C K B L I C KCC2 0 0 0

xJanuar

Werner Müller ist erneut Gast auf dem Neujahrsempfang des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) in Berlin. Mit Aussagen wie „Jede Förderung der Solarenergie ist ein Schritt in die richtige Richtung“ versucht Müller, die häufig eher bremsende Haltung seines Ministeriums vergessen zu machen. Im Verlaufe des Jahres höhlt Müllers Energieabteilung das 100.000-Dächer-Programm aber weiter aus.
Wichtige Weichenstellungen beim Fachverband Biogas (FvB): Auf der Jahresversammlung in Triesdorf beschließen die Mitglieder eine neue Satzung, neue Beiträge, die Erweiterung des Präsidiums sowie einige Umstrukturierungen: In der Folge zieht der FvB von Kirchberg-Weckelweiler nach Freising bei München um.

xFebruar

Im Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestages unterstreichen Energieexperten nochmals die Bedeutung angemessener Vergütungssätze für regenerative Energieanlagen. Damit ist der Weg frei für ein neues Einspeisegesetz, das die Nachfolge des erfolgreichen Stromeinspeisungsgesetzes antreten kann. Am 25. Februar verabschiedet der Bundestag – gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP – das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das zum 1. April in Kraft treten kann.
Schlappe für Volker Rühe in Schleswig-Holstein: Der Spitzenkandidat der CDU, ein erklärter Windkraft-Gegner, unterliegt bei der Landtagswahl. Rot-Grün kann damit in Kiel weiterhin regieren. Im Kabinett bekommt Energieminister Claus Möller (SPD) einen jungen Kollegen als Umweltminister: Klaus Müller (28) von Bündnis90/Die Grünen, zuvor finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion.

xMärz

Die Hannover-Industriemesse entwickelt sich zur großen Verkaufsschau, nachdem auch der Bundesrat dem EEG am 17. März zustimmt. Die Windturbinen-Hersteller halten sich allerdings mit großen Neuheiten zurück. Dafür suchen die Firmen „wie wild“ neue Mitarbeiter: Zur Hannover-Messe umfasst allein der Stellenmarkt in der Neuen Energie neun Seiten.
In der letzten Märzwoche beschließt der Bundestag als Zwischenetappe das „Gesetz zum Schutz der Kraft-Wärme-Kopplung“, auch KWK-Vorschaltgesetz genannt. Die Verpflichtung für ein späteres Zertifikatssystem fehlt jedoch. Diese Quotenregelung, die den KWK-Anteil an der Stromerzeugung innerhalb von zehn Jahren auf 20 Prozent verdoppeln soll, wird von der Energiewirtschaft – nach wie vor – massiv bekämpft.

xApril

Am 1. April tritt das EEG in Kraft. Kurz danach gibt es Ärger mit der Brüsseler Wettbewerbskommission: Generaldirektor Alexander Schaub schreibt der rot-grünen Bundesregierung auf Drängen der deutschen Stromwirtschaft einen Brandbrief und moniert die seiner Ansicht nach zu hohen Vergütungssätze. Energiepolitiker der Berliner Koalition widersprechen vehement dieser Einschätzung.
Beim Fachverband Biogas beginnt Claudius da Costa Gomez als neuer Geschäftsführer. Der 33-jährige Agrarwissenschaftler löst Markus Helm ab, der später im Jahr zur Borsig Energy GmbH nach Oberhausen wechselt und dort den Biogas-Bereich ankurbeln soll.

xMai

Die EU-Kommission legt den Entwurf für eine „Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im Elektrizitätsbinnenmarkt“ vor. Damit will Brüssel den Anteil des Ökostroms europaweit von derzeit 14 Prozent auf über 22 Prozent im Jahr 2010 erhöhen.
In Nordrhein-Westfalen regiert weiterhin Rot-Grün, CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers scheitert an seiner dümmlichen „Kinder statt Inder“-Kampagne. Der kurz vor der Landtagswahl berufene neue Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold outet sich kurz nach dem Urnengang als knallharter Kohle-Lobbyist und Gegner der Kraft-Wärme-Kopplung.

xJuni

In Hannover öffnet die Weltausstellung „Expo 2000“ ihre Türen. Die Chance, für die erneuerbaren Energien zu werben, wird vom Expo-Management um Birgit Breuel leichtfertig vergeben. Nur vereinzelte Projekte wie „Kunst und Windenergie“ können überzeugen.
Die Bundesregierung vereinbart mit den Energiekonzernen ein unter Atomkraftgegnern äußerst umstrittenes „Ausstiegspaket“. Irgendwann um das Jahr 2030 wird damit vielleicht der letzte der heute 19 aktiven Atommeiler vom Netz gehen. Die CDU hat bereits angekündigt, diesen Beschluss rückgängig machen zu wollen, sollte sie wieder an die Regierung gelangen.

xJuli

Im ersten Halbjahr erreicht die deutsche Windkraft-Branche mit 528 Megawatt einen neuen Rekord – trotz der Unsicherheit um die Einspeisevergütungen zu Jahresbeginn. Vor allem in Niedersachsen boomen die Windpropeller.

xAugust

In Österreich stärkt eine Novelle des „Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetzes“, kurz ElWOG, den Ausbau von Wind, Biomasse und Solarenergie. Künftig können die Betreiber regenerativer Anlagen mit festen Einspeisetarifen und einer uneingeschränkten Abnahmepflicht der Netzbetreiber rechnen. Bis 2007 sollen vier Prozent des Stroms regenerativ sein.
September
Sportler aus der ganzen Welt treffen sich in Sydney zu den Olympischen Sommerspielen. Die australische Metropole will die „grünsten Spiele aller Zeiten“ präsentieren und setzt dabei neue ökologische Standards – auch dank der Solarenergie.
Auf der Windkraft-Konferenz in Kassel korrigiert die Europäische Windenergie-Vereinigung ihre Ausbauziele für Europa nach oben: 60.000 Megawatt hält die Ewea bis 2010 für realistisch, davon 22.000 MW in Deutschland und 15.000 MW in Spanien.

xOktober

Großer Etappensieg für die deutsche Windkraft-Branche: Der Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg betont in seinem Plädoyer, das es sich beim „alten“ Stromeinspeisungsgesetz nicht um eine staatliche Beihilfe handelt. Eine kräftige Schlappe für die deutsche Stromwirtschaft.
Aloys Wobben, Gründer und Geschäftsführer des Auricher Turbinenherstellers Enercon GmbH, erhält für seine Windkraft-Entwicklungen von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt den Deutschen Umweltpreis 2000. Wenig später erhält der Kasseler Windkraft-Professor Werner Kleinkauf das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement zum Ausbau der erneuerbaren Energien.
Die Bundesregierung legt ihr neues Klimaschutzprogramm vor: Den einzelnen Sektoren werden dabei konkrete Minderungsziele vorgegeben, damit der Kohlendioxid-Ausstoß bis 2005 wie von der Schröder-Regierung versprochen um 25 Prozent gegenüber 1990 reduziert wird.

xNovember

In Den Haag scheitert die sechste UN-Vertragsstaaten-Konferenz zum Klimaschutz. Streitpunkt sind vor allem die Anrechnung von Kohlenstoff-Senken sowie die Frage, inwieweit Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Land umgesetzt werden müssen. Trotz Kompromissvorschläge der Europäer beharren die sogenannten „Umbrella“-Staaten (USA, Kanada, Japan, Australien) darauf, die 1997 im Kyoto-Protoll getroffenen Vereinbarungen aufzuweichen. Damit kann dieses Vertragswerk weiterhin nicht in Kraft treten.

xDezember

Auf einer Ratssitzung der EU sprechen sich die Energieminister für die stärkere Förderung der erneuerbaren Energien aus und folgen damit dem EU-Parlament, das sich kurz zuvor noch eindeutiger für den Ausbau der Ökoenergien ausgesprochen hatte. Beide Gremien weisen in ihren Berichten auf die Bedeutung von Mindestpreisregelungen für einen erfolgreichen Ausbau hin.
Ein neues Rekordjahr geht zu Ende: Noch nie zuvor wurden in einem einzigen Jahr bundesweit 1.668 Megawatt an Windkraft-Leistung installiert. Damit steigt die Gesamtleistung auf über 6.100 MW, Deutschland vergrößert seinen Vorsprung als „Wind-Weltmeister“.

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Neue Energie, Februar 2001, Aktuell. Inhalt vom 08.02.2001
URL: http://www.wind-energie.de/ne/0201/2.html
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