«Nächtliche Skulptur»: Vetschauer Windräder im Licht

Aachen. Vier Windkraftanlagen in Vetschau sollen in Zukunft nachts beleuchtet werden. Das sieht ein Konzept der Verwaltung zum Projekt «Ökologische Stadt der Zukunft» vor, das im nächsten Jahr in den drei Modellstädten Aachen, Hamm und Herne abgeschlossen wird.

Durch die Beleuchtung sollen die Windräder zu einer «nächtlichen Skulptur» und zu einem «markanten stadtgestalterischen Element am westlichen Eingangstor zur Stadt» werden und gleichzeitig für die Nutzung regenerativer Energien werben.

Insgesamt 153.000 Mark sind als Kosten von der Verwaltung kalkuliert. Zwei technische Varianten zur Beleuchtung der Windräder gibt es: Jeweils vier Strahler sollen in vier oder fünf Metern Höhe an den Masten montiert werden und die Rotoren beleuchten.

Die andere Variante sieht Leuchtdioden vor, die ebenfalls aus Schutz vor Diebstahl erst in einer Höhe von vier bis fünf Metern beginnen. Sie sollen in die vier Himmelsrichtungen leuchten.

Jeweils zehn Lichtobjekte werden dabei nach oben auf einer Länge von zehn, zwölf Meter montiert. Diese Technik braucht weniger Energie, ist aber in der Anschaffung teurer. Nach den Vorschlägen des städtischen Konzeptpapiers sollen beide Systeme im Vetschauer Windpark zum Einsatz kommen.

Zur Finanzierung des Projektes werden Fördermittel beim Land beantragt, Sponsoren müssen auch gefunden werden. Städtische Mittel stehen für die Beleuchtung der Windräder nicht zur Verfügung.

Die Illumination sei äußerst attraktiv, imagefördernd und standortprägend, wie Erfahrungen beim Landschaftspark Duisburg-Nord zeigten. Ebenso könnten die illuminierten Windräder zusammen mit dem beleuchteten Zechenturm in Alsdorf den Wechsel von fossiler zu regenerativer Energie symbolisieren.

Die Politiker müssen diesen Plänen der Verwaltung allerdings noch zustimmen.
Joachim Rubner, 30.11.2001 19:29

Die grandiose Verschwendung

Die Stadtverwaltung Aachen wünscht vier Windkraftanlagen in Aachen-Vetschau im Rahmen des Konzepts "Ökologische Stadt der Zukunft" zu beleuchten, um sie in eine "nächtliche Skulptur" und ein "markantes stadtgestalterisches Element am westlichen Eingangstor zur Stadt" zu verwandeln. 

Nachdem das energetisch und klimatologisch nutzlose Abschreibungsmodell Windkraft ganze Landstriche bis zur Unkenntlichkeit entwertet, verbunden mit massiven Nachteilen für Mensch und Tier, soll die Mogelpackung Windkraft jetzt als Kultobjekt götzenhaft angebetet werden. Während die Dritte Welt hungert, will die Stadt Aachen lustvoll für diesen dekadenten Irrsinn 153.000 Mark akquirieren. Man kann gespannt sein, ob der Stadtrat von Aachen diese Albernheit von Kulturbanausen in städtischen Diensten genehmigt. 

Die Stadt Aachen als Sitz einer Technischen Universität mit einer jedenfalls früher renommierten Architektur- und Städtebauabteilung sollte sich ob solcher Plattitüden schämen. Oder sind jetzt lediglich ideologisch vorgebildete Grüne und Grüninnen für Stadtplanung in Aachen zuständig? In Hessen werden derzeit die Himmels-Beleuchtungen von Diskotheken abgeschaltet, um den Vogelflug nicht zu beeinträchtigen. 

In den USA wird bei Vogelflug sogar die Beleuchtung von Hochhäusern abgeschaltet, um Vögel nicht zu irritieren!  Im Jagdgesetz NRW steht, daß bei Fischfang etc. mit Beleuchtung nicht gejagd werden darf.

Rotes WKA-Dauerblinklicht bei über 100 m irritiert Anwohner! Bei der profansten Aussenbeleuchtung kommen Mücken und andere Insekten, welche von Fledermäusen im Licht der Laternen vor meiner Haustüre gejagd werden. Und nun diskutiert die "ökologische Stadt der Zukunft" Aachen die Beleuchtung von Windkraftananlagen! Woher kommt eigentlich der Strom, wenn kein Wind weht - und die Sonne nachts sowieso nicht scheint?

Wurde der Ökostrom nicht erfunden, um Atomkraftwerke überflüssig zu machen? Wir haben zu viel Strom. Anders kann man solche Gedanken nicht werten!
Anton Dinslaken, 52499 Baesweiler


Rot-grüne Stromschulden
Öffentliche Hand verweigert Bezahlung von Ökozuschlägen beim Strom
Von Thilo Boss

Berlin - Die Düsseldorfer Stadtwerke haben Mahnungen wegen offener Stromrechnungen in Höhe von insgesamt 2,8 Millionen Mark an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsident Wolfgang Clement und an Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (beide SPD) geschickt, weil sich Landes- und Bundesinstitutionen bislang weigern, den Ökostromzuschlag zu zahlen. Die Begründung der staatlichen Boykotteure: Die Preisanpassung sei nicht gerechtfertigt, da abgeschlossene Sonderverträge mit staatlichen Institutionen innerhalb der normalen Laufzeit nicht erhöht werden dürfen. 

Allein die Stromschulden des Landes Nordrhein-Westfalen sollen sich inzwischen nach Informationen von WELT am SONNTAG auf mindestens zehn Millionen Mark belaufen. Andere Länder verfahren offenbar nach derselben Praxis - und der Bund ohnehin. "Den kleinen Mann bestraft man, die Großen stehlen sich aus der Verantwortung. Es ist unglaublich, dass rot-grüne Regierungen, dort wo sie von ihren eigenen Gesetzen betroffen sind, sich den von ihnen verursachten Mehrkosten entziehen", sagt der CDU-Politiker Helmut Linssen. Die Gesetze, so der Unionspolitiker, seien schlampig gemacht worden.

Bei den kritisierten Gesetzen handelt es sich um rot-grüne Vorzeigeprojekte wie das Gesetz zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und das Gesetz zur Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG). Sie verpflichten die Stromversorger, Energie aus Photovoltaik-, Windkraft-, Bio- und KWK-Anlagen zu staatlich festgelegten Preisen aufzukaufen.

Auch deshalb streiten sich seit Anfang der Woche Opposition und Regierung über den Vorstoß von Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos), der die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung wegen zu hoher wirtschaftlicher Folgekosten in seinem jetzt veröffentlichten Energiebericht infrage stellt.
http://www.welt.de/daten/2001/12/02/1202de299656.htx, 02.12.2001