Vortrag von Franz Alt am 25.04.02 Stadthalle Niebüll
Franz Alt bleibt sich treu, er entwickelt Visionen und bringt diese als exzellenter Vortragsredner und routinierter Journalist überzeugend mit Witz und viel Hintersinn an sein Publikum.Als Theologe weiß er wohl, daß Visionen meist in ferner Zukunft liegen und die Realität in der menschlichen Gesellschaft viel nüchterner ist. Die wunderbaren Aussagen der Bergpredigt sind bis heute unerfüllt. Die klassenlose Gesellschaft der Marxisten ist gescheitert. Je höher die moralische Ansprüche um so weniger ist das Vorhaben mit den Menschen von heute zu machen. Es sind Visionen.
Mit den ökologischen Vorstellungen, die alle für die Menschheit überlebenswichtig sind, ist es ebenso. Die Welt wurde bisher und wird zukünftig "vom Geld regiert". Da mögen die Angstszenarien über die atomaren Gefahren und das Ende der fossilen Ressourcen noch so sehr beschworen werden, die Menschen denken zuerst an sich und dann an in der Zukunft liegende Eventualitäten.
Sehr gut war
Cdie Feststellung, daß unsere Energieressourcen herkömmlicher Art nicht unerschöpflich sind.
C daß die Entwicklung der Menschheit von der ihr zur Verfügung stehenden Energiemenge abhängt.
Cdie Forderung auf Nutzung aller regenerativen Energieformen (Energiemix) und besonders der Einsparung von Energie.
C daß dies besser mit einer dezentralen als mit einr zentralistischen Energieversorgung  zu erreichen ist wie bisher üblich.
Weniger gut war,
H daß die Kritiker an der Art und Weise der Einführung alternativer Energiegewinnungsformen seitens der Regierungen pauschal als verantwortungslose Verhinderer, als "mit Brett vor dem Kopf" herumlaufende Konservative apostrophiert wurden, ohne auch nur eine Andeutung auf tatsächliche Kritikpunkte zu machen.
H daß nach Franz Alt sowohl die technische Entwicklung es zuläßt die Zukunft ökologisch zu "organisieren" und nur noch die "mentale Sperre" in den Köpfen der Menschen entsprechend "organisiert" werden muß. Das Wort Öko-Diktatur hat er dabei tunlichst vermieden. Ein Begriff der bereits weltweit in umweltkritischen Arbeiten und Diskussionen verwendet wird.
Schlecht war,
D daß viele Zahlenangaben unkorrekt waren besonders über die Laufzeiten von herkömmlichen Energieträgern,
D daß keinerlei Literaturangaben gemacht wurden ( z.B. von dem Buch der Bundesanstalt für Geowissenschaften Hannover " Klimafakten Der Rückblick - ein Schlüssel für die Zukunft" bzw. "Lexikon der Öko-Irrtümer"  von Maxeiner und
Miersch).
D daß der "Ausstieg aus der Atomkraft" mit dem Abschalten der AKW gleichgesetzt wird, wobei der Restmüll (also die Anlagen) nach wie vor "weiterstrahlen", daß es also gar kein Ausstieg ist, sondern nur ein Abschied von der bisherigen Elektrizitätsgewinnungsform.
D kein Hinweis auf den Energiebericht des BWM Müller vom 27. November 2001, der die Energiepolitik der derzeitigen Bundesregierung im Vorfeld für gescheitert erklärt hat.
D daß keine regierungsamtlichen Meldungen genannt wurden, wie z.B. die Aussage von BWM Müller über die Höhe der Subventionen für Arbeitsplätze in der Windkraftbranche ( 350.000 Mark/ pro Arbeitsplatz, Husumer Nachrichten vom 12.04.02) die die Branche auf Kosten der Allgemeinheit ( EEG) subventioniert. Ohne diese Unterstützung wäre der Windstrom nach wie vor nicht konkurrenzfähig.
D daß derzeit und auch in absehbarer Zukunft in Europa (EU) ein Elektrizitätsüberhang von ca. 35% vorhanden ist,
D daß besonders die amerikanische Regierung als egoistischer "Wirtschaftskriegführer" gezeichnet wird ohne eine Andeutung von vorhandenen sachlichen Gründen für ihre Ablehnung z. B  des. Kyoto-Protokolls, Auch Franz Alt weiß, daß niemand auf dieser Welt sich und andere sehenden Auges in den klimatischen Selbstmord treibt. Wenn die Amerikaner die vorsätzlich angstmachenden Klimaszenarien anders einschätzen als die europäischen Öko-Ideologen, dürfte das gute Gründe haben.Einer ist der Kapitalismus. Ein anderer ist die Gewißheit, daß die Weltuntergangsszenarien nicht eintreten werden.
L Völlig daneben war,
daß der Referent demagogisch fast dazu aufforderte, daß sich die Windlobby mittels massiver Demonstrationen d.h. politischem Druck gegen jede Partei wenden solle, die es wagen könnte das lukrative  EEG in der z. Zt. festgeschriebenen Auszahlungshöhe nach unten zu revidieren. Zur Zeit ist das ja in Dänemark der Fall, herbeigeführt durch eine "Mitte-rechtsradikale" Regierung. Und das war nicht nur ein Versprecher. Es wird deutlich, daß es mit oder ohne Visionen (Franz Alt ) auch hier nur ums Geld geht - die Ökologie ist der "grüne" Aufhänger für die zahlende Bevölkerung.
Die Vorstellung der Gruppe Off-Shore-Bürgerwindpark Butendiek als Veranstalter war als informierende Werbeveranstaltung gut.
Die Moderation durch Carsten Kock war souverän. Von ihm kamen auch die einzigen kritischen Nachfragen.
Wie bereits vor 7 Jahren als Franz Alt das erste mal in der Niebüller Stadthalle sprach - auch als engagierter Redner für die Windkraftlobby - spricht er von Visionen. Das paßt zum derzeitigen Kulturfestival der IHK Flensburg und Kiel. Den vorgegebenen Zeitrahmen bis 2050 werden wohl nur wenige Hörer des Vortrages erleben. Es ist zu wünschen, daß aus guten Ansätzen für alle auch etwas Gutes wird. Bisher hat die Menschheit zum Überleben immer noch Lösungen gefunden. - Dr.Dieter Schönfelder