DIE FROHE BOTSCHAFT!  NR.7  19.9.2001
http://www.maxeiner-miersch.de/

KRITIK DER GRÜNEN LARMOYANZ
Redakteur Till Meyer hat in natur & kosmos (Nr. 8/2001) einen sehr treffendes Stimmungsbild der deutschen Naturschutzszene gezeichnet. Zitat: "Das Gerede vom Niedergang der Natur im allgemeinen und der Arten im speziellen ist mehr als nur eine Macke. Es verantwortungslos." Ein Text, den jeder Naturfreund lesen sollte. Die Augustausgabe von natur & kosmos kann bestellt werden unter:
nat&kos@verlegerdienst.de

WALDSTERBEN VORLÄUFIG GERETTET
Der Waldschadensbericht ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Anstatt zu sterben dehnen sich die deutschen Forste aus, ein Verhalten, das politisch ausgesprochen unerwünscht scheint. Abhilfe schafft nun eine neue Form von Waldbericht, der die Daten aus dem nationalen Waldbericht und dem Tropenwaldbericht vereint. Vor allem in den Tropen schreite das Waldsterben "in erschreckendem Maße" voran, sagte Verbraucherschutzministerin Künast (Grüne) im Juli bei der Präsentation des neuen Berichts, auch der Zuwachs in Deutschland könne die weltweite Abnahme des Waldes nicht wettmachen. Das Waldsterben wurde somit bis auf weiteres gerettet.
Zusätzliches Ungemach droht indes von einer amerikanischen Studie die mit Hilfe von Satellitenaufnahmen eine generelle starke Zunahme der Vegetation auf der nördlichen Erdhalbkugel für die letzten zwanzig Jahre nachweist. Eigentlich war die Untersuchung als Mahnung vor der Erderwärmung gedacht, was aber ziemlich nach hinten losging, weil die dummen Journalisten das bedrohliche an besseren Vegetationsbedingungen nicht so recht verstanden haben. "Patient Erde auf dem Weg der Besserung" meldete die Bildzeitung, "die Begrünung der Erde ist in vollem Gang" schrieb die FAZ "Der blaue Planet wird immer grüner" titelte Die Welt (alle 06.09.01).

Tropenwald
MUGABE WETZT DIE KETTENSÄGE
Zu den Horrornachrichten, die uns in letzter Zeit aus Simbabwe erreichen, kam eine neue und ganz unerwartete hinzu: Menschenschinder Robert Mugabe setzt zum größten Waldzerstörung an, der in der Demokratischen Republik Kongo (früher Zaire) jemals stattgefunden hat. Für seine militärische Unterstützung des Regimes Kinshasa ist er mit einer Einschlagskonzession belohnt worden.  Das betroffene Gebiet ist größer als Großbritannien und zählt zu den biologisch wertvollsten Regenwaldregion der Erde. Die gigantische Holzfälleraktion soll zum Teil vom simbabwischen Militär durchgeführt werden, was nichts Gutes ahnen lässt. Mehr Information dazu gibt es bei: http://forests.org


WALE SIND KEIEN HEILIGEN KÜHE
Bei der internationalen Wallfangkonferenz in Juli 2001 wurden die verbliebenen Walfangländern Japan und Norwegen wie gewohnt von fast allen abgewatscht. Warum eigentlich?  Zwergwale, also die Walart, die heute noch gefangen wird, sind keinesfalls selten. Das ist inzwischen Konsens zwischen der großen Mehrheit der Experten aus Naturschutz, Wissenschaft und Walfang. Die Bestandsschätzungen schwanken zwischen 750.000 und einer Million. Etwa ein Promille davon erlegen die beiden Walfangnationen pro Jahr. Ein Kommentar erschienen in Die Welt vom 27.9.2001. Nachzulesen unter: welt.de. Rechts oben unter "Suchen" "Michael Miersch" eingeben. Demnächst wird dieser Text auch auf unserer Website unter "Standpunkte" erscheinen.

DIE SPINNEN, DIE NORWEGER
Nun haben wir euch, liebe Norweger, seit Jahren in Schutz genommen, und euch gegen Walfanggegner verteidigt. Zu Recht, denn der von euch genutzte Zwergwal ist keine bedrohte Art. Bedroht sind aber sehr wohl die nordeuropäischen Großraubtiere: Bär, Luchs, Wolf und Vielfrass (die weltgrößte Marderart). Die Jagd auf diese seltenen Tiere, die jetzt in Norwegen wieder stattfindet, erinnert an die Ausrottungsorgien des 18. und 19. Jahrhunderts. Im WWF Artic Bulletin (Nr.3/01)  mussten wir lesen, dass der gesamte Wolfsbestand bis auf 16 Tiere von Hubschraubern aus abgeknallt wurde, um murrende Bauern zu beruhigen. Selbst die extrem seltenen Vielfrasse sind jetzt teilweise wieder zum Abschluss freigegeben. Pfui Teufel: Wenn Ihr so weiter macht, essen wir nie mehr ein Lachsbrötchen.

NEUE UNÜBERSICHTLICHKEIT
"Esst Wale!" fordert die Tierrechtsorganisation PETA. Das ist nur konsequent, denn in der Philosophie der Tierrechtler ist jedes Tierleben gleich viel wert. PETA rechnet beispielsweise vor, dass 24 Milliarden Schlachttiere gerettet werden könnten (insbesondere Hähnchen), wenn die Amerikaner komplett auf Walfleisch umsteigen würden. Da lacht der Norweger und der Japaner wundert sich. Als erstes würden wir gerne Keiko, den Star aus "Free Willy" zum Abschuss freigeben. Dieses dröge Trantier ließt offenbar nicht unsere freiheitsliebenden Schriften und möchte partout in Gefangenschaft bleiben. Die millionenteure Auswilderungsaktion in Island ist fehlgeschlagen, weil Keiko betreutes Wohnen vorzieht. Apropos staatliche Fürsorge: Der Umweltminister von South Australia erarbeitet gerade ein neues Gesetz: Es soll verboten werden, sich toten Walen mehr als 100 Meter zu nähern (was, sorry PETA, ihren Verzehr erheblich erschwert). Hintergrund: Schaulustige hatten einen Walkadaver vor der Küste bestiegen und die darum kreisenden Haie gestreichelt. Der Staat ist also jetzt offenbar entschlossen, die natürliche Selektion von Vollidioten zu verhindern. Der Phantasie für weitere Gesetze lässt dies freien Lauf  (wir empfehlen dringend eine Toasterinbadewanneverbotsverordnung).


Klimakatastrophe 1
DIE HOFFNUNG NICHT FAHREN LASSEN
"Mehr Milch pro Kuh ist aktiver Klimaschutz", lässt uns das Institut für Landwirtschaft und Umwelt wissen. Die Lobbyisten der konventionellen Landwirtschaft sehen die Weltenrettung in der Turbokuh, denn dank "Züchtungsfortschritten und optimaler Fütterung" produzierten die Tiere pro Glas Milch weniger Methan in ihrem Darm. Im optimalen Fall lassen sie pro Liter Milch nur 15 Gramm des Treibhausgases fahren. Die wilde Tierwelt verhält sich gegenüber künftigen Generationen von Milchtrinkern hingegen geradezu verbrecherisch, entnehmen wir der gleichen Pressemitteilung (Green Facts 18.07.2001). Einem Elefanten beispielsweise entweichen 2,4 Kilo Methan pro Tag, weshalb wir ab sofort keine Elefantenmilch mehr trinken werden.

Die heroischen Klimaschutzanstrengungen der konventionellen Landwirtschaft rufen natürlich die Öko-Konkurrenz auf den Plan. Und siehe da: Wer sich beim Biobauern mit Lebensmitteln eindeckt, unterstützt zwar atmosphärisch bedenkliche Ökokühe, darf aber dennoch mit einem guten Klimagewissen herumlaufen. Dies teilt uns der NABU-Deutschland einige Tage später mit ("Klimaschutz durch ökologischen Anbau" 25.07.2001) So senke man in Ökobetrieben  beispielsweise die Lachgasemissionen durch den Verzicht auf mineralischen Dünger um etwa die Hälfte.

Da kann die Brüsseler EU-Kommission nicht zurückstehen. Sie erklärte ihre Subventionitis ebenfalls zur Klimaschutzmaßnahme (Quelle: FAZ 24.07.01). So soll ab 2005 europaweit vorgeschrieben werden, dass Treibstoffe aus Raps und ähnlichen Pflanzen mindestens zwei Prozent der gesamten Nachfrage abdecken. Der Sprit  soll vor allem auf Flächen erzeugt werden, welche wegen der Agrarüberschüsse nicht bewirtschaftet werden dürfen. Die für diese stillgelegten Äcker gezahlten Beihilfen sollen beim Anbau von Biopflanzen weiterhin fließen. Unwirtschaftliche, Pestizid getränkte Monokulturen retten also in Zukunft ebenfalls den Planeten.

Wir lernen: Der Klimaschutz auf dem Bauernhof kennt kein entrinnen mehr. Egal ob ein Sack Kartoffeln umfällt oder der Hahn die Henne besteigt, es geschieht aus Sorge um künftige Generationen.

Klimakatastrophe 2
KALT ERWISCHT
Im vergangenen Jahr  verbreiteten zahlreiche Medien in einem weltweiten Hype katastrophales über das angeblich wegen der globalen Erwärmung geschmolzene Nordpoleis. Ein Jahr später berichtet Der Spiegel (Nr. 38/2001) von ungewohnt dickem Eis im arktischen Sommer. Die Forscher des Alfred Wegener Instituts für Polar- und Meeresforschung, die Zweifel an der These von der menschengemachten Erwärmung hegen, kämpften sich mit ihrem Forschungsschiff Polarstern durch 3,5 Meter dickes Packeis.


Weltbevölkerung
ENDE DES WACHSTUMS
Ein Team von Forschern des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) haben sich mit ihrer Studie  "The End of Population Growth" schwer mit den Öko-Pessimisten dieser Welt und den UN-Bevölkerungsexperten angelegt. Die Wissenschaftler angesehenen Institutes (beheimatet in Laxenburg bei Wien) kommen zu deutlich optimistischeren Bevölkerungsprognosen als die UN-Experten und werfen diesen zugleich grobe methodische Fehler und politische Abhängigkeiten vor (New Scientist 08.09.2001). Ihre unlängst in "Nature"( vol 412, Seite 543) veröffentlichte Studie geht davon aus, dass die Zahl der Menschen in diesem Jahrhundert mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Höchststand von etwa neun Milliarden Menschen erreicht und wieder sinkt.
Website: www.iiasa.ac.at


Verbraucherberatung
BAUEN OHNE FENSTER
In kommunistischen Staaten war es üblich, missliebige Personen heimlich, still und leise aus Bildern und Büchern verschwinden zu lassen. In NRW wird diese Methode jetzt für missliebige Baustoffe angewandt. In einer neuen Verbraucherbroschüre des Landesinstituts für Bauwesen ("Baustoffe richtig auswählen") kommt das Thema "Fenster" nicht vor. Die seltsame Lücke wird plausibel, wenn man bedenkt, dass Fensterahmen häufig aus PVC hergestellt werden, einem Kunststoff, der traditionelle von Greenpeace und Co. verteufelt wird. Schaut man genauer, zeigt sich jedoch das die Ökobilanz von PVC gar nicht so schlecht ist. Das grüne Bauministerium in Düsseldorf hat vermutlich den einfachsten Ausweg aus dem Dilemma gewählt: Nur nicht drüber reden.


Club of Rome
KRITIK AM ÖKOLANDBAU
In den letzten Ausgaben unseres Rundbriefes zitierten wir Auszüge aus der Zeitschrift des Club of Rome als  Stilblüten mit unfreiwilliger Ökokomik.  Nun hat uns das Club Forum (Nr.2/2001) positiv überrascht: Die Agrarwissenschaftler und Clubmitglieder Heinrich A. Toepfer und Eckhard Knuth setzen sich mit den Grenzen des Öko-Landbaus kritisch auseinander und plädieren für eine Landwirtschaft, die die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Möglichkeiten der Technik nutzt.   Hut ab, soviel Mut gegenüber dem Öko-Mainstream hätten wir nicht erwartet.

Rindfleisch
MCDOMNALD'S IST EINFACH GUT
Die internationale Boulettenbraterei haut ab sofort Biorinder in die Pfanne. Sogar Ministerin Künast kam nach Vorpommern, um den Vertrag über Fleischlieferungen einer großen ökologischen Erzeugergemeinschaft und McDonald's zu feiern (Der Spiegel Nr. 34/01). Auf unsere Nachfrage sagte die Firma, dass es zwar keinen MacBio geben wird (schluchz, jammer.), aber der Biofleischanteil in den Burgern nach und nach steigen soll. Man will weitere Lieferverträge mit Ökobauern abschließen. Ju, wir dürfen jetzt wieder bei Tageslicht und ohne Sonnenbrille zu McDonald's.


Medien 1
GLÜCKWUNSCH!
Das von uns hoch geschätzte libertäre Magazin "eigentümlich frei" ist in der FAZ hoch (und ganz zurecht) gelobt worden. Die Rezension erschien unter dem Titel "Der Freiheit eine Stimme" am 13.8.2001. Nachzulesen auf der Website von eigentümlich frei unter:
www.eifrei.de/Andere/FAZ2/faz2.html


Kommentare 2
DIE ZUKUNFTSANGST DER WOHLSTANDSBÜRGER
Ob Bioethik, Globalisierung, grüne Gentechnik, Einwanderung oder Währungsunion: Durch alle deutschen Großdebatten der letzten Zeit zieht sich ein ängstlicher Pessimismus, der nachdenklich machen sollte. Warum flackert kaum noch ein positives Zukunftsbild auf? Warum ist es allgemein üblich, so niedrige Erwartungen an die Zukunft zu stellen? Ein Kommentar erschienen in Die Welt vom 27.9.2001. Nachzulesen unter: welt.de. Rechts oben unter "Suchen" "Michael Miersch" eingeben. Demnächst wird dieser Text auch auf unserer Website unter "Standpunkte" erscheinen.

Kommentar 3
ES LEBE DER ZWEIFEL
Skeptische Wissenschaftler, die Zweifel an der menschengemachten Klimakatastrophe formulieren, mögen für Umweltaktivisten und Politiker misslich sein, für die Wissenschaft sind sie ein Segen. Zweifel ist ein Grundprinzip des wissenschaftlichen Fortschritts. Kommentar von Dirk Maxeiner erschienen in Profil Nr. 31/2001. Demnächst wird dieser Text auf unserer Website unter "Standpunkte" erscheinen.