Aspekte:

Jeversches Wochenblatt    (S   12)    25.08.2001
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Argumente waren schwach

Betr.: Diskussionsabend Windenergieanlagen

Ich komme gebürtig aus Nordrhein-Westfalen und bin seit Dezember 2000 in Ostfriesland / Niedersachsen wohnhaft. Aus diesem Grund bin ich für die primäre Energiegewinnung. Wie nun mal bekannt ist, ist die Industrie im Ruhrgebiet sehr stark verbreitet. Daher haben einige Leute Probleme mit ihrer Haut, Atemwegen und Herzen, vom Kreislauf ganz zu schweigen.

Es wurde argumentiert, dass einige Vogelarten durch Windparks beim Rasten gestört werden und somit eventuell aussterben können. Dann sollte man sich erst einmal überlegen, wie man ohne Probleme und Verunreinigungen Öl exportiert. Ich finde, dass gegen Windenergie sehr schwach argumentiert wurde. Es sind Begründungen wie . . . Windmühlen passen nicht ins Naturbild oder Menschen (Bewohner) fühlen sich belästigt durch das Rotieren des "Kopfes" oder, wie bereits erwähnt, dass sich Vogelarten oder diverse andere Tiere gestört fühlen! Des weiteren wurde erwähnt, es gehe um die Zukunft unserer Kinder. Nun, was ist denn, wenn unsere Erdreserven (Kohle, Gas, Öl) verbraucht sind?!

Stephanie Gasch, Lüttje Deep 13, Ostgroßefehn


Anzeiger für Harlingerland   (S  4)  25.08.2001
Jeversches Wochenblatt   (S  12)   25.08.2001
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Windmühlen wie Monster

Betr.: Podiumsdiskussion Windkraft des Anzeiger für Harlingerland Vor zwei Jahren bin ich das letzte Mal die A 28/29 in den Norden Niedersachsens gefahren. Früher nichts, jetzt fing es aber bereits hinter Delmenhorst an: Windkraftanlagen, bedrohlich und drohend, direkt neben der Autobahn.

Den zweiten Wind-"park" erblickte ich bei Oldenburg, oben von der Hunte-Brücke aus, mitten in einer echten Park-Landschaft. Die gleißende Sonne machte die weißen Masten im satten Grün unübersehbar. Doch die hoch subventionierten Propeller waren sehr weit entfernt und relativierten dadurch das Problem.

Als ich der Grünen Küstenstraße näher kam, etliche Kilometer vor Zetel,.wusste ich nicht, ob ich meine Augen aufreißen oder schließen sollte - Hackmesser in Reih und Glied, manche rotierend, manche stillstehend, in einem Wort: rundum "Windmühlen wie Monster". Dann vor dem Wilhelmshavener Kreuz das gleiche Kreuz. Turbinenfelder links und rechts der Autobahn. Abfahrt Wilhelmshavener Kreuz runter von der A29 auf die B210. Doch schien es mir, als ob ich in Schortens vom Regen in die Traufe käme.

Bei der Ortsdurchfahrt und Weiterfahrt in Richtung Aurich hatte ich Zeit zum Nachdenken, natürlich, ohne dass mich die "Dinosaurier der Landschaftszerstörung" verließen oder den Blick freigaben in die einst so stille, ruhige und beruhigende Marsch Ostfrieslands.

Schriller konnte die Disharmonie zwischen Landschaft und Technik nicht sein. Ich musste unwillkürlich an die Nagelbretter des deutschen Objektkünstlers Günter Uecker denken. Ich musste an die wirtschaftlichen Folgen der gigantischen Öko-Attrappen für die Region und ganz Deutschland denken, an den ungeheuerlich großen Einsatz an volkswirtschaftlichem Kapital und den ungeheuer niedrigen Effekt. Mir kamen die Versprechungen und Verheißungen der Windlobby in den Sinn: Output ist um ein Vielfaches höher als der Input, put, put... Mir fiel ein entsprechender Ostfriesenwitz ein, und ich dachte: Früher wurde er erzählt und heute gemacht. Oder, so fragte ich mich, sind die friesischen Turbinenfelder tatsächlich ein "Vorzeigeobjekt", wie es der BWE-Chef Dr. Peter Ahmels auf der Podiumsdiskussion in der Stadthalle Wittmund formulierte? Tatsächlich ein notwendiges und vollendet präsentiertes "Schaufenster"?

Der Dienstagabend - im hübschen Städtchen Wittmund - endete, wie meine Fahrt nach Ostfriesland begonnen hatte, mit einem dumpfen, traurigen Gefühl. Wo soll diese Entwicklung enden? Wirklich bei den 166.000 Windkraftanlagen, die ein roter alternativer Nobelpreisträger für Deutschland "berechnet" hat, "nur alle 2,5 Quadratkilometer ein Windmast"?

Ich hatte genug (erlebt) - und fuhr am nächsten Tag von Wittmund über Friedeburg nach Hause. So entgeistert ich auf der Hinfahrt war, so begeistert war ich von Landschaft samt Orten auf der Rückfahrt. Endlich ein paar Kilometer originales Ostfriesland, ohne eine Stange im Blick, so wie ich es vor zehn Jahren per Fahrrad kennen und lieben gelernt hatte. Doch bei Schloss Gödens war alles vorbei. Der deutsche Wahn holte mich wieder ein. Wie recht hatte Heinrich Heine, der vor mehr als 150 Jahren bissig reimte: Denk' ich an Deutschland in der Nacht, werd' ich um den Schlaf gebracht.

Jochen Schmidt, Am Bruchfeld 26, Winsen/Aller